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Grünsfeld: Gefährliche Situation durch offene Schranken

Die Deutsche Bahn hat weiterhin Probleme an den Sicherungsanlagen der Bahnübergänge in Grünsfeld und Zimmern. Manche Schranken werden trotz vorbeifahrender Züge nicht geschlossen.

Von 
Diana Seufert
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Der Bahnübergang auf der Kreisstraße von Zimmern nach Kützbrunn war an diesem Donnerstag nicht besetzt. Mit einem lauten Hupen warnt der Zugfahrer die übrigen Verkehrsteilnehmer, bevor er in Schrittgeschwindigkeit die Gefahrenstelle passiert. © Diana Seufert

Grünsfeld. Das Hupen ist ohrenbetäubend. Ganz langsam pirscht sich der Zug an den Bahnübergang in Grünsfeld. Die Schranken sind geschlossen, während die Bahn in Schrittgeschwindigkeit fährt. Für die Sicherheit der übrigen Verkehrsteilnehmer dreht ein Mitarbeiter am Schaltkasten den Schlüssel, um die Schranken zu schließen. Wann der Zug den Grünsfelder Bahnhof erreicht, erfährt der Mann per Anruf. Dann „schlüsselt“ er. Hat die Bahn die Gefahrenstelle passiert, öffnet er die Schranken wieder mit dem Dreh am Schlüssel.

Zug kommt – Schranke offen

Wenige Kilometer weiter Richtung Würzburg hat der Gegenzug kurz vorher den dortigen Bahnübergang an der Straße von Zimmern nach Kützbrunn passiert. Doch hier schließen sich die mobilen Schranken nicht. Kein Mitarbeiter ist vor Ort. Ein unhaltbarer und vor allem gefährlicher Zustand für Bürgermeister Joachim Markert und viele Bürger, die sich deswegen auch bei den FN gemeldet haben.

Zeitweise ist auch der Bahnübergang in Zimmern in der Dunkelheit nicht besetzt. © Simon Markert

Seit einigen Wochen gehört in Zimmern und Grünsfeld das Schrankenschließen per Hand zum Alltag. Die Bahn hat in den technischen Anlagen aus den 1970er Jahren so genannte Aderversprödungen festgestellt. Diese Risse in den Kabeln sorgen nun für Probleme bei den zusammengeschalteten Bahnübergängen in Zimmern und Grünsfeld. Die bisherigen Sicherungsmaßnahmen sind außer Betrieb, mobile Schranken werden eingesetzt. Im Schnitt fahren vier Personenzüge pro Stunde die Strecke zwischen Lauda und Würzburg. Zusätzlich passieren täglich rund 20 Güterzüge.

„Die Situation ist mehr als ärgerlich und untragbar“, sagt Grünsfelds Bürgermeister Joachim Markert. Auch in Zimmern ist der Bahnübergang vor kurzem nicht durchgehend besetzt gewesen. Morgens zwischen 7 und 8 Uhr sowie abends zwischen 19 und 20 Uhr sei kein Personal da, informiert er.

Ärgernis Hupen

Markert berichtet von einem Vorfall, bei dem glücklicherweise nichts passiert sei. Ein Autofahrer war von Kützbrunn Richtung Zimmern unterwegs und hatte sich über die offene Schranke gefreut. Als er fast auf den Gleisen war, sah er den herannahenden Zug. „Wie schnell ist etwas passiert“, empört sich Markert.

Das sehen auch die Anwohner so, die das fehlende Sicherheitspersonal bemängeln. Mittlerweile werden die Autofahrer zumindest durch Baustellen-Verkehrsschilder und einer Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 Stundenkilometer auf die Gefahr hingewiesen. Doch nicht jeder hält sich daran.

Ein weiteres Ärgernis ist das Hupen der Züge – als akustisches Signal an der Überquerung, wenn die Bahnübergänge nicht besetzt sind. Gerade in der Nacht sei dies nicht so angenehm. „Die Bürger beschweren sich mehrfach“, benennt Markert die Misere. Auch in Grünsfeld sei das typische Hupen der Züge häufig zu hören. Nicht nur der Bürgermeister fühlt sich von der Bahn alleine gelassen und nicht informiert. Ihm bleibt dann nur, die Bevölkerung zu vertrösten.

Er habe ein ungutes Gefühl bei den nicht gesicherten Bahnübergängen, doch lägen die Entscheidungen nicht in seiner Hand. Und er fragt sich, warum das rissige Kabel nicht auszutauschen ist. „Das würde die Situation verbessern“, meint er mit Blick auf die kommenden Monate. Bis zum ersten Quartal 2024 sollten die technischen Probleme behoben sein.

Deutsche Bahn äußert sich zu Problemen

Bei der Bahn ist bekannt, dass es zu einigen Ausfällen der bestellten Bahnübergangsposten gekommen ist. Das hatte man dem Grünsfelder Rathauschef bestätigt. „Ab Freitag sind die Bahnübergangsposten wieder im Einsatz“, heißt es von der Deutschen Bahn auf Anfrage der Fränkischen Nachrichten. Weil die Übergänge wegen des technischen Defekts außer Betrieb genommen werden mussten, seien die „Bahnübergänge daher rund um die Uhr durch Bahnübergangsposten und mobile Sicherungsanlagen gesichert“, so eine Bahnsprecherin. „Leider gab es bei der ausführenden Firma kurzfristige Personalausfälle, so dass die Züge am Bahnübergang in Zimmern vorübergehend auf Befehl fahren müssen (Warnpfeifen und langsames Überqueren des Bahnübergangs). Das ist das übliche Vorgehen in einem solchen Fall.“

Mit den Besetzungsproblemen des Bahn-Dienstleisters, befürchtet Markert, wird man wohl auch die nächste Zeit noch zu kämpfen haben. Die Erkältungszeit habe gerade erst begonnen. Dann könnte es zu weiteren Ausfällen kommen. Ein Ende des Ärgers ist damit nicht abzusehen.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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