Grünsfeld. Der 9. Juni war für Frank Kaltenbach ein ganz besonderer Tag. Er durfte das erste Mal selbst ein Kreuzchen auf einem Wahlzettel machen. Und er durfte das erste Mal selbst gewählt werden.
Die Grünsfelder haben ihn gewählt und damit einem Kandidaten die Stimme gegeben, der im Oktober 18 Jahre alt wird. Gleich mehrere junge Kandidaten haben den Sprung ins Kommunalparlament geschafft – aber keiner ist so jung wie Frank Kaltenbach.
Baden-Württemberg traf im März 2023 die Entscheidung, das passive Wahlrecht auf 16 Jahre zu senken und war damit Vorreiter in Deutschland. „Wir wollen junge Menschen noch mehr und noch früher in die Kommunalpolitik einbinden“, hatte Innenminister Thomas Strobl damals betont. Für Frank Kaltenbach ist dieser Schritt sinnvoll. „Das Wahlrecht ab 16 ist richtig. Wir Jüngeren müssen die Politik mittragen, dann sollten wir sie auch mitbestimmen dürfen“, ist er überzeugt. Mit 16 Jahren ist man in seinen Augen bereits reif genug, politisch zu entscheiden. Noch weiter würde er das Wahlalter allerdings nicht senken.
Besonderer Tag
Am 25. Juli wird wieder ein besonderer Tag für Frank Kaltenbach sein. Dann wird er bei der konstituierenden Sitzung als Gemeinderat von Grünsfeld verpflichtet und startet in seine erste Legislaturperiode als Kommunalpolitiker.
Frank Kaltenbach ist ein selbstbewusster und selbstkritischer Jugendlicher. Politik und Geschichte interessierten den Auszubildenden zum Industriemechaniker schon immer. In der Schule zählte beides auch zu seinen Lieblingsfächern, erzählt er mit einem Lächeln. Zur Kommunalpolitik sei er dennoch eher zufällig gekommen. Als eine Bekannte seiner Mutter bei ihm nachgefragt habe, ob er sich vorstellen kann, für den Gemeinderat zu kandidieren, musste er kurz überlegen. Und hat dann die Möglichkeit genutzt.
Dass es letztlich geklappt hat, verdanke er auch seiner Bekanntheit. „Eine Kommunalwahl ist eine reine Persönlichkeitswahl“, sagt er. Dass er in seiner Heimatstadt nicht nur als Oberministrant, sondern auch im Fußball und Tennis aktiv war und ist, seit kurzem auch als Bambini-Trainer, habe zum Ergebnis beitragen. „Ich werde mit viel Respekt behandelt“, betont Kaltenbach. Für die Kandidatur habe er viel positives Feedback erhalten, „meine Freunde supporten mich“. Auch nach der Wahl sei er schon von vielen Leuten angesprochen worden mit dem Satz: „Ich habe dich gewählt…“. Überhaupt sei es etwas Besonderes gewesen, seinen Namen auf dem Stimmzettel zu lesen.
Frank Kaltenbach weiß, dass die Aufgabe als Kommunalpolitiker mit viel Arbeit verbunden ist. „Aber ich kann nicht nur rumsitzen, ich will etwas tun.“ Er habe trotz Ausbildung bei der Firma Wittenstein in Harthausen, der Mithilfe im Getränkemarkt der Familie und den Hobbies noch Zeit, sich mit den vielfältigen Themen zu beschäftigen, die auf ihn zukommen.
Sein Ziel ist klar: Um die besten Entscheidungen zu treffen, möchte er gut informiert sein. „Ich will mitreden können, die Hintergründe kennen und mich relevant äußern können“, ist seine Intension. Doch für den Anfang will er erst mal zuhören und sich an die Arbeit im Gremium und die Abläufe gewöhnen. Die Unterstützung seiner Fraktionskollegen der Grünsfelder Liste ist ihm dabei sicher.
Eigene Themen
Eigene Themen hat sich der junge Gemeinderat auch auf die Fahnen geschrieben. Gerade für Jugendliche gebe es in Grünsfeld noch einiges zu tun, findet er und verweist auf einen fehlenden Jugendraum. Aber er will sich in allen kommunalpolitischen Themen einbringen, vor allem in Sachen Nachhaltigkeit. Spannend findet er das Feld der Finanzpolitik, aber auch der interkommunalen Zusammenarbeit. Doch egal, was auf der Tagesordnung steht: „Wichtig ist mir, dass ich komplett selbst entscheiden kann zum Wohl der Kommune und mich nicht nach einer Partei oder Fraktion richten muss.“
Sich in komplexe Themen oder Pläne einzuarbeiten, kenne er bereits von der Arbeit, macht der Jugendliche deutlich. Deshalb habe er davor keine Scheu. Außerdem habe er kein Problem, sich mit anderen Leuten über Themen auseinanderzusetzen.
Ob er das zeitlich schafft? Da ist Frank Kaltenbach sicher, Ausbildung, Hobbies und Kommunalpolitik unter einen Hut zu bekommen. Bislang hat er die Busfahrt nach Harthausen zu Wittenstein eher ungenutzt verstreichen lassen. Das könnte in Zukunft anders werden, wenn er Vorlagen für die Gemeinderatssitzungen durcharbeiten darf.
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