TSV Gerchsheim

Warum die Narren in Gerchsheim „Tagesfasching“ feiern

Eine Faschingsveranstaltung nicht am Abend sondern an einem Samstagnachmittag? Der TSV Gerchsheim trägt damit einem Urteil in Bezug auf den Lärmschutz Rechnung.

Von 
Diana Seufert
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Ausgelassene Stimmung herrscht beim Rot-Weiß-Ball des TSV Gerchsheim. Aus Lärmschutzgründen beginnt der „Tagesfasching“ am 11. Februar um 13.11 Uhr. © TSV

Gerchsheim. Die Samstage vor dem Rosenmontag gehören traditionell den Narren. In Scharen strömen die Besucher zu den Prunksitzungen und Veranstaltungen der Vereine, wollen Spaß und Gaudi haben und für ein paar Stunden den Alltag vergessen. Für gute Laune in der Halle sorgen natürlich auch die kreativen Kostüme. Gerade nach Corona freuen sich viele auf einen entspannten Abend.

Aus der Not eine Tugend gemacht

Mit dem ersten Tagesfasching geht der TSV Gerchsheim bei seinem Rot-Weiß-Ball nun einen neuen Weg – notgedrungen. Denn der Lärmschutz im Bereich der Turn- und Festhalle muss eingehalten werden. „Damit steigt die Faschingsparty am 11. Februar einfach 13.11 Uhr in der Halle“, sagt Christian Michel, einer von drei gleichberechtigten Vorsitzenden des TSV.

Grund für diese doch ungewöhnliche Uhrzeit ist ein Urteil des Landgerichts Mosbach aus dem Jahr 2002. Darin wurden die „Eckpunkte zur Nutzung des damaligen Schul- und Sportareals in Gerchsheim festgelegt“, wie Bürgermeister Johannes Leibold schon vor einigen Monaten die Vereine informiert hat. Konkret bedeutet dies, dass nach 22 Uhr ein Lärmpegel von 45 Dezibel (dB) nicht überschritten werden darf. Bei einer Faschingsveranstaltung am Abend sei das kaum möglich, wissen die Verantwortlichen des TSV. Schon wenn sich nur ein paar Leute vor der Halle unterhalten oder eine Autotür etwas lauter geschlossen werde, sei die Grenze meist schon erreicht oder sogar überschritten.

Um diesem Urteil nun Rechnung zu tragen, hat man beim TSV Gerchsheim aus der Not eine Tugend gemacht – und plant die Veranstaltung nun kurzerhand tagsüber. „Wir wollten die lange Faschingstradition im Ort nicht sterben lassen und etwas auf die Beine stellen“, betont Christian Michel mit Blick auf die Corona-bedingte Pause. Während Veranstaltungen wie Beach-Party oder die beliebte „Strohnapf-Alm“ in diesem Jahr kein Revival finden, lässt der TSV einen Versuchsballon fliegen. Man testet nun eine etwas andere Uhrzeit. Die Narren können also schon ab 13.11 Uhr ihren Spaß haben.

Nichts erinnert an Tageszeit

In der Halle soll nichts an den doch eher ungewöhnlichen Zeitpunkt für die Tanzveranstaltung erinnern. Die Fenster werden verdunkelt, Barbetrieb und eine Cocktailbar sind vorgesehen und für Live-Musik ist auch gesorgt. Die Stimmungsband „Die Vagabunden“ wird dem Publikum auch zu dieser frühen Stunde kräftig einheizen.

Michel macht klar: „Das wird kein Kinderfasching.“ Deshalb gebe es auch – wie bei einer Abendveranstaltung – keinen Einlass für Jugendliche unter 16 Jahren. Zudem plant man einen ermäßigten Eintritt bis 15 Uhr und ein Willkommensgeschenk für alle in Rot-Weiß Gekleideten.

Bürgermeister Johannes Leibold ist dafür verantwortlich, dass die Eckpunkte des Urteils eingehalten werden. Sonst droht der Kommune eine nicht unerhebliche Strafe. „Mittlerweile ist das Thema Lärmschutz der Anwohner in den Fokus gerückt worden“, macht er deutlich. Deshalb wird der Faschingsball, so die Verantwortlichen, auch um 20.30 Uhr beendet sein, damit um 22 Uhr Ruhe einkehrt.

Vorgaben einhalten

„Die Vereine können die Halle natürlich auch weiterhin nutzen, müssen sich jedoch an die Vorgaben halten.“ Und diese Vorgaben besagen nun einmal, dass zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens im Mischgebiet der Wert von 45 dB nicht überschritten werden darf. Tagsüber gelten mit 60 dB höhere Grenzwerte, so der Verwaltungschef. Deshalb seien Veranstaltungen wie Kinderfasching am Rosenmontag, der Ausklang nach dem Umzug am Faschingsdienstag oder auch ein Seniorenfasching davon nicht betroffen. Erstmals wird in diesem Jahr die gemeinsame Party von Frauen- und Seniorenfasching der Frauengemeinschaft am 18. Februar um 13.59 Uhr in der Festhalle gefeiert.

Daher freut sich Leibold über die Initiative des TSV, innovative Wege zu gehen. Er ist überzeugt, dass die Besucher trotz der etwas anderen Uhrzeit strömen werden und will auch selbst vorbei schauen. Diese Zuversicht teilt man beim TSV. „In Köln können die Jecken tagsüber feiern. Warum sollte das nicht auch bei uns gehen?“, hofft man beim TSV, dass der Rot-Weiß-Ball wieder ein voller Erfolg wird und die Besucher eine tolle Party genießen können.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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