Gerchsheim. Vor der Coronapandemie war der Gerchsheimer Kirchenchor bekannt für seine opulenten Kirchenkonzerte in der Vorweihnachtszeit. Sogar an den Messias von Georg Friedrich Händel wagte sich der Laienchor heran und brachte das schwere Stück vor vielen Besuchern zu Gehör. Die Kirche St. Johannes der Täufer konnte die vielen Besucher oft nicht fassen, man musste im Gang stehen, wenn man nicht mindestens eine halbe Stunde vor dem Konzert da war.
Der Neubeginn, das muss man zugeben, fiel etwas kleiner aus. Als man das Konzert im Frühjahr plante, war nicht absehbar, wie sich die Infektionslage entwickelt. Aus diesem Grund wollte man ein bisschen kleiner planen, das schon gewohnte Kammerorchester wurde nicht engagiert, das finanzielle Risiko wäre einfach zu groß geworden.
Und auch die Bereitschaft, sich im Chor zu engagieren, war durch Corona gesunken. „Die Pandemie hat Lücken in unseren Reihen hinterlassen“, hieß es fast schon entschuldigend im Programmheft. Unter dem Titel „Singet dem Herrn“ spannte man einen bunten Bogen von kirchlichen und weltlichen Liedern, immer wieder bereichert von kreativen Einfällen der Dirigentin Ursula Leicht. Schon der Einzug des Kinderchores mit seinen Lichtern und der Weiterführung seines Gesangs durch den Erwachsenenchor stimmte auf ein Konzert ein, das begeisterte. Sofort lag diese eigentümliche Stimmung in der Kirche, die nur entsteht, wenn ein Chor das Publikum mitnimmt auf eine Reise quer durch die Musik. Mit zur der guten Stimmung trug das neu geschaffene Gerchsheimer Jugendorchester bei.
Die große Anzahl der Nachwuchskräfte aus Gerchsheim und weiteren umliegenden Gemeinden hatte sich im Sommer zufällig zusammengefunden, viele Beteiligte kennen Ursula Leicht von ihrer Chorarbeit. Besonders der Wechsel zwischen Erwachsenenchor und Kinderaufführungen machte das Konzert in diesem Jahr aus. So mussten die Zuhörer nicht ganz auf eine musikalische Begleitung von Instrumenten verzichten. Selbst mit einem kleinen Solo an Stimmen trug der Kinderchor bei: Antonia, Helene, Jonathan und Emilia Unsinn sangen fast schon wie die Erwachsenen. Soli gab es auch bei den Großen. So sangen Fabian Waldherr (Bariton) und Andreas Stoy (Bass) von der Empore „Als die Welt verloren“ oder „Zu Bethlehem geboren“.
Doch nicht nur die beiden männlichen Solisten überzeugten, auch die weiblichen konnten ihre Qualität unter Beweis stellen. Barbara Metzger (Alt) und Ann-Kathrin Waldherr (Sopran) sangen so eindringlich, dass sich bei manchen Zuhörern Gänsehaut einstellte.
Spätestens bei Michael Haydns Motette für Solostimmen und Doppelchor „Ein Kind ist uns geboren“ kam wieder die ganze Klangfülle des Chors und der Solisten zum Tragen. Gemeinsam unterhielt man das Publikum, das begeistert nicht mit Applaus sparte, der sogar aus der Kirche hinaus ins Dorf getragen wurde. Fazit: Die Pandemie hat die Chormusik in Gerchsheim etwas geschwächt, aber sie ist noch immer kraftvoll und eindringlich.
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