Bürgermeisterwahl Großrinderfeld - Keiner der vier Kandidaten holte die absolute Mehrheit / Überraschende 8,5 Prozent für den nicht angetretenen Sven Schultheiß

Johannes Leibold liegt deutlich vorne

Von 
Diana Seufert
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Die Bürgermeisterwahl in Großrinderfeld geht in die zweite Runde. Mit 47,9 Prozent liegt Johannes Leibold klar an der Spitze der vier Kandidaten.

Großrinderfeld. Es herrschte gebannte Stille und Erwartung am Sonntag vor dem Großrinderfelder Rathaus, als Bürgermeister-Stellvertreter Dr. Sven Schultheiß das vorläufige Endergebnis der Bürgermeisterwahl verkündete. Kurz und sachlich las er die Stimmenanzahl der einzelnen Kandidaten vor. Mit 1113 Kreuzchen auf dem Stimmzettel, was 47,9 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen entspricht, setzte sich der Gerchsheimer Johannes Leibold deutlich von seinen Mitbewerbern ab. Damit verpasste der 32-Jährige die absolute Mehrheit nur knapp. Thomas König aus Marbach bekam 536 Stimmen (23 Prozent) und landete weit dahinter auf Platz 2. Der Schönfelder Stefan Deckert mit 252 Stimmen (10,8 Prozent) und Dr. Jörn Engstfeld (Großrindefeld) mit 201 Stimmen, was 8,6 Prozent entspricht, sind deutlich abgeschlagen.

Damit ist die Entscheidung, wer Nachfolger von Anette Schmidt auf dem Chefsessel im Großrinderfelder Rathaus wird, auf den Urnengang in drei Wochen vertagt. Die Wahlbeteiligung lag bei 70 Prozent.

Mit Interesse vernahmen die zahlreichen Bürger vor dem Rathaus, dass 198 Großrinderfelder und damit 8,5 Prozent der Wähler für den Vorsitzenden des Gemeindewahlausschusses, Sven Schultheiß, votierten. Er stand gar nicht auf dem Stimmzettel.

Schon die Auszählung der Stimmen im Großrinderfelder Rathaus beobachteten viele Interessierte. Alle waren gespannt, ob sich im ersten Wahlgang bereits eine absolute Mehrheit für einen der vier Kandidaten abzeichnen würde. Auch die vier Bewerber und zahlreiche Bürgermeister aus dem Kreis waren gekommen und verfolgten die Bekanntgabe des Ergebnisses von Schönfeld und Ilmspan, ehe kurz nach 18.30 Uhr das Gesamtergebnis feststand.

Leibold mit 47,9 Prozent

Als klarer Gewinner geht Johannes Leibold aus Gerchsheim aus dem Urnengang hervor. Mit fast 48 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen fehlte nur wenig zur absoluten Mehrheit. Die etwas mehr als zwei Prozent hätte der Geschäftsführer einer Firma gerne gehabt. Mit 78,7 Prozent in Gerchsheim und 50,9 Prozent in Ilmspan hatte er in zwei Teilorten deutlich die Nase vorn. In Großrinderfeld, wo er mit 28,4 Prozent das schlechteste Ergebnis hatte, liegt er gleichauf mit Thomas König. Auch bei den Briefwählern lag er mit deutlichen Abstand vorne. In einer ersten Stellungnahme war er sichtlich überrascht, dass sich eine solch deutliche Mehrheit für ihn entschieden hat. „Das ist der absolute Wahnsinn“, erklärte er. Super fand er die Wahlbeteiligung von 70 Prozent. Dies unterstreiche, wie wichtig den Großrinderfeldern die Wahl war.

Deutlich war Thomas König (51 die Enttäuschung über sein Abschneiden anzumerken. Mit den 23 Prozent der Stimmen war der Geschäftsführer der katholischen Kindertagesstätten nicht zufrieden. In Großrinderfeld, Schönfeld und Gerchsheim holte er jeweils 28 Prozent. „Offensichtlich wurden mir die Probleme zum Thema Kindertagesstätten angelastet“, zog der Marbacher am Sonntag ein erstes Fazit. Ob er zum weiteren Wahlgang noch einmal antritt, will er in Ruhe entscheiden.

Bereits entschieden hat sich Dr. Jörn Engstfeld. Der 50-jährige Volljurist aus Großrinderfeld wird nicht noch einmal antreten. „Ich bin eher überrascht als enttäuscht“, erklärte er. Sein selbstgestecktes Ziel sei bei weitem nicht erreicht worden. Deshalb teilte er noch am Wahlabend dem Gemeindewahlausschuss seinen Verzicht auf eine weitere Kandidatur mit. Er zieht aus den vergangenen Wochen einen Gewinn: „Ich habe die Gemeinde und die Einwohner besser kennengelernt.“ Und er machte deutlich: „Ich fühle mich in Großrinderfeld sehr wohl.“

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge blickt Stefan Deckert (36) auf den Ausgang. Der Schönfelder hat in seiner Heimatgemeinde mit 37,2 Prozent vor Johannes Leibold (30,1 Prozent) und Thomas König (28,8 Prozent) das beste Ergebnis eingefahren. „Ich bin stolz und enttäuscht zugleich“, gab er zu. „Ich hatte mir zehn Prozent vorgenommen und das auch erhalten“, sagte er am Wahlabend. Das Mindestziel sei erreicht. Dennoch hatte er sich mehr ausgerechnet. „Mit dem kürzesten Wahlkampf und aus dem Stand heraus“ sei das Ergebnis für ihn zufriedenstellend. Der Wahlkampf selbst habe ihm sehr viel Spaß gemacht, betonte er.

Etwas überraschend stand auf 198 Wahlzetteln der Name Sven Schultheiß. Der Vorsitzende des Wahlausschusses, der vor zwölf Jahren gegen den damaligen Amtsinhaber Manfred Weis angetreten war, erhielt damit 8,5 Prozent der Stimmen. Ob dies für ihn die Motivation ist, sich für den zweiten Wahlgang zu bewerben? „Ich sehe keine Veranlassung, anzutreten“, machte er auf Nachfrage der FN deutlich. „Wenn ich gewollt hätte, wäre ich angetreten.“ Ein bisschen Genugtuung über diese Stimmen – nach der äußerst knappen Niederlage 2007 – war ihm dennoch anzumerken.

Die Entscheidung um den Chefsessel im Großrinderfelder Bürgermeisteramt muss nun im zweiten Wahlgang am Sonntag, 10. November, fallen. Dazu können weitere Kandidaten bis Mittwoch, 23. Oktober, ihre Bewerbung abgeben. Der Gemeindewahlausschuss wird danach tagen.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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