Großrinderfeld. Das nun in Großrinderfeld abgeschlossene Projekt sucht in der Region wohl seinesgleichen: Die Gemeinde hat eine eigene Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge aufgebaut. Vier von insgesamt sieben geplanten Ladesäulen sind bereits am Netz. Die übrigen sollen im Laufe des Jahres folgen. Bürgermeister Johannes Leibold sprach bei der offiziellen Inbetriebnahme von einem Meilenstein: „Wir sind die erste und wahrscheinlich auch einzige Gemeinde im Land, die es geschafft hat, in allen Ortsteilen öffentliche Ladepunkte zu errichten.“
Während viele Kommunen im Main-Tauber-Kreis beim Aufbau von Ladepunkten eng mit Energieversorgern zusammenarbeiten, entschied sich Großrinderfeld für einen anderen Ansatz. Die Kommune selbst trat als Bauherr auf. „Wenn Elektromobilität interessant sein soll, brauchen wir eine verlässliche öffentliche Ladeinfrastruktur. Nur so entsteht Vertrauen und nur so schaffen wir Akzeptanz“, betonte Leibold. Mit diesem Vorgehen habe man zwar mehr Verantwortung übernommen, dafür aber auch Gestaltungsspielräume gewonnen.
Alle Ortsteile gleichberechtigt berücksichtigt
Besonders wichtig war der Gemeinde, dass alle Ortsteile gleichberechtigt berücksichtigt werden. „Wir wollten verhindern, dass die Ladepunkte nur an einem zentralen Standort entstehen und kleinere Ortsteile außen vor bleiben“, erläuterte der Bürgermeister.
Die Ladesäulen wurden so verteilt, dass sie im Alltag vieler Menschen eine Rolle spielen. In Großrinderfeld stehen sie am Rathaus, an der Turnhalle und am „FriedWald Main-Tauber“. In Gerchsheim sind die Ladepunkte im Gewerbegebiet Geißgraben an der Hinteren Zeil und beim Gasthaus „Badischer Hof“. Schönfeld erhielt eine Säule an der Ecke Gerchsheimer Straße/Am Grünbach, Ilmspan am Parkplatz des Bürger- und Vereinsheims.
Finanziell möglich wurde das Projekt durch Unterstützung des Landes. Nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) bewilligte das Regierungspräsidium Stuttgart eine Förderung von rund 253.000 Euro. Bei Gesamtkosten von gut 310.000 Euro entspricht dies etwa 85 Prozent der förderfähigen Ausgaben. „Damit bleibt für die Gemeinde nur ein kleiner Eigenanteil übrig. Ohne diese Unterstützung wäre das Projekt in dieser Form nicht denkbar gewesen“, stellte Leibold klar.
Die hohe Förderquote zeigt aus seiner Sicht, dass das Land Baden-Württemberg den Ausbau der Mobilitätswende auch in kleineren Kommunen ausdrücklich unterstützt. „Die Verkehrswende darf nicht nur in den Städten stattfinden. Gerade auf dem Land, wo wir besonders stark auf das Auto angewiesen sind, brauchen wir passende Lösungen“, so der Bürgermeister. „Wir wollten die Infrastruktur dorthin bringen, wo die Menschen ohnehin unterwegs sind, sei es beim Sport, bei Veranstaltungen, beim Einkaufen oder in der Freizeit.“ Auch Besucher aus der Region oder Durchreisende sollen profitieren.
Verpachtung an die EnBW ODR
Die Ladesäulen gehören der Gemeinde Großrinderfeld. Für den laufenden Betrieb, die Wartung und die Abrechnung sorgt dennoch ein erfahrener Partner: Die EnBW ODR hat die Säulen langfristig gepachtet und bindet sie ins eigene Ladenetz ein. Für die Nutzer bedeutet das, dass sie auf ein etabliertes Abrechnungssystem zurückgreifen können, wie es in ganz Deutschland und darüber hinaus funktioniert.
Die ersten Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind überwiegend positiv. Viele Bürgerinnen und Bürger begrüßen die neue Infrastruktur, weil sie nun erstmals vor Ort eine Möglichkeit zum Laden haben. „Es ist ein gutes Gefühl, dass man auch im Dorf ein Elektroauto sinnvoll nutzen kann“, meinte eine Besucherin der Eröffnung. Auch Vereine und Betriebe versprechen sich Vorteile, weil Gäste, Kunden oder Sportler ihre Fahrzeuge während Veranstaltungen laden können.
Zugleich gibt es Stimmen, die fragen, ob die aktuelle Nachfrage eine so umfassende Infrastruktur rechtfertigt. Leibold sieht das gelassen: „Natürlich wird es eine gewisse Anlaufzeit geben. Aber wir wollten vorbereitet sein. Wer jetzt über ein Elektroauto nachdenkt, weiß: In Großrinderfeld findet er Ladepunkte – egal in welchem Ortsteil.“
Mit diesem Projekt will die Gemeinde auch ein Zeichen setzen, das über die Grenzen hinaus wahrgenommen wird. „Die Verkehrswende muss auch auf dem Land gelingen. Wir können nicht darauf warten, dass andere handeln. Wir müssen selbst aktiv werden“, betonte Leibold. Sollte die Nachfrage steigen, sei ein weiterer Ausbau denkbar – etwa durch zusätzliche Ladepunkte oder Schnellladesäulen an stark frequentierten Straßen.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/grossrinderfeld_artikel,-grossrinderfeld-grossrinderfeld-nimmt-erste-elektro-ladesaeulen-in-betrieb-_arid,2327385.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/grossrinderfeld.html