Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum

Großrinderfeld: Förderung ermöglicht den Traum vom Eigenheim

Das ELR-Programm des Landes unterstützt bei Modernisierung von Altbauten und Umnutzung. Ein Beispiel aus der Schwerpunktgemeinde Großrinderfeld.

Von 
Diana Seufert
Lesedauer: 
Kristina und Marco Lesch modernisieren in Schönfeld ein Haus aus den 1960er Jahren. Ohne die finanzielle Förderung aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum hätten sie diesen Kraftakt wohl nicht realisiert. Beratung erhalten die beiden von Bautechnikerin Cornelia Pfeuffer vom Büro Klärle aus Schäftersheim. © Diana Seufert

Großrinderfeld. Kristina und Marco Lesch stehen vor ihrem Eigenheim, das sie mit großem Einsatz modernisieren. „Das Haus versprüht Charme“, sagen die beiden. Das Grundstück liegt nicht in einem Neubaugebiet, sondern gehört zum Schönfelder Altort: Es hat einen Garten und viel Platz für die Kinder. Die junge Familie hat sich in ein Häuschen aus den 1960er Jahren verliebt. Um sich den Traum vom eigenen Haus zu verwirklichen, ist ein dicker Batzen Geld nötig. Das kommen der Familie die Landesmittel aus dem ELR-Programm, in dem Großrinderfeld Schwerpunktgemeinde ist, sehr zupass.

„Wir haben schon länger etwas gesucht, haben uns auch schon viele Objekte angeschaut, aber es war nie etwas dabei. Dann haben wir dieses Haus entdeckt“, erinnert sich das Paar. Die ehemaligen Besitzer hatten nur einen Teil des Gebäudes bewohnt und sich letztlich für ein seniorengerechtes Wohnen mit einem Neubau im großen Garten entschieden.

„Ohne Förderung hätten wir das nicht gemacht“

Rund 600.000 Euro investieren die beiden Schönfelder, die wieder in ihren Heimatort zurückwollen, in das Projekt mit zwei Wohneinheiten. „Ohne die Förderung aus dem ELR-Programm hätten wir das aber nicht getan“, geben sie unumwunden zu. Denn nach dem Kauf im vergangenen Frühjahr erfolgte die Kernsanierung des Gebäudes: Fast alle Wände kamen raus, Elektrik, Leitungen für Wasser und Abwasser wurden erneuert. Die alten Nachtspeicheröfen wurden ausgebaut, die Fenster erneuert und eine moderne Zentralheizung plus Wärmepumpe eingebaut. Die komplette Dämmung ist noch geplant und im kommenden Jahr muss auch das Dach erneuert werden. Während die Wohnung im Erdgeschoss bereits seit Ende letzten Jahres vermietet ist, herrscht im Obergeschoss noch Baustellen-Atmosphäre.

Paradebeispiel für ELR

Für Bürgermeister Johannes Leibold und Bautechnikerin Cornelia Pfeuffer von der Klärle GmbH ist das ein Paradebeispiel, wie es laufen kann und wie ELR-Förderung wirkt. Das Büro Klärle, Gesellschaft für Landmanagement und Umwelt aus Schäftersheim, berät die Kommune seit 2022. „Zum einen hat eine junge Familie alte Bausubstanz erhalten, die sogenannte graue Energie, und sorgt in dem Objekt für neues Leben, zum anderen wurde eine weitere Wohneinheit geschaffen“, so Cornelia Pfeuffer. Und es sei auch deshalb ein Glücksfall, weil die Vorbesitzer das Haus abgegeben hätten. „Sie haben es ermöglicht, dass junge Leute das Gebäude kaufen können, sich entschlossen auszuziehen und etwas Neues zu bauen. Dies ist eigentlich die optimale Lösung.“

Dass solche Gespräche behutsam erfolgen müssen, weil mit den Häusern auch viele Emotionen verbunden sind, wissen alle Beteiligten. Aber gleichzeitig ist das Bestreben des ELR-Programms, dass die Ortskerne nicht ausbluten. Neben Impulsen zur innerörtlichen Entwicklung und Aktivierung der Ortskerne soll auch der Klimaschutz besondere Beachtung finden. Dabei geht es um die vorrangige Förderung bei der Modernisierung von Bestandsgebäuden, die Sicherung der Grundversorgung und die nachhaltige Entwicklung der Ortskerne.

Innenentwicklung vor Außenentwicklung

Großrinderfeld ist seit 2022 ELR-Schwerpunktgemeinde, Höpfingen im Nachbarkreis seit 2024. Die Kommunen erhalten für mehrere Jahre eigene Fördertöpfe, die gezielt für Projekte der Innenentwicklung und Dorfmodernisierung eingesetzt werden können. Gefördert werden die Aspekte Wohnen, Grundversorgung und Arbeiten. Beim Wohnen stehen der Ortskern und die Siedlungsgebiete der 1960er und 1970er Jahre im Fokus. „Dort steht jetzt ein Generationswechsel an und die Bausubstanz soll erhalten bleiben“, erklärt Cornelia Pfeuffer.

Die Bautechnikerin rät allen Bauherren, die Förderung im Blick zu haben. „Das ist Geld, das man vom Land bekommt und das nicht zurückgezahlt werden muss.“ Und Leibold ergänzt: „Leichter kann man Geld nicht abholen.“ Er ist froh, mit dem Büro Klärle einen kompetenten Partner an der Hand zu haben. Gemeinsam wird geschaut, wo Leerstände oder Baulücken in der Gemeinde sind und wie man die Besitzer für die Maßnahmen mit ins Boot holen kann.

Wie kommt man an die Förderung?

Was müssen Bauherren tun, um in den Genuss dieser Förderung zu kommen? Pfeuffer hebt das bewusst niedrigschwellige Angebot hervor. Nötig ist für den Antrag eine Kostenschätzung eines Architekten über die geplanten Maßnahmen, die mehrere Gewerke betreffen müssen, sowie eine Fotodokumentation. „Reine Verschönerungsmaßnahmen werden nicht unterstützt.“ Mit dem Ausfüllen weniger Formulare sei es getan. In Großrinderfeld erhalten die Interessierten kostenlose Unterstützung und Hilfestellungen durch Klärle. Der nächste Beratungstermin ist am 11. November. Dann schaut sich die Mitarbeiterin das Objekt an und bespricht mit den Eigentümern das weitere Vorgehen und die Antragstellung. Vor einer Genehmigung darf aber nicht mit der Umsetzung begonnen werden. Deshalb müssen Bauherren auch den zeitlichen Aspekt berücksichtigen. Denn nur zweimal im Jahr wird in Stuttgart über die eingereichten Projekte entschieden.

Auch die Gemeinde Großrinderfeld hat ihre Hausaufgaben gemacht, sagt Pfeuffer. Neben dem wichtigen Faktor der Kommunikation wurden selbst Projekte wie Kita, Ärztehaus oder Sanierung des alten Rathauses in Gerchsheim angestoßen. „Es wird viel getan, damit die Gemeinde lebendig bleibt. Das macht es aus“, betont Cornelia Pfeuffer. Der Bürgermeister unterstreicht, dass man an allen Strängen ziehe.

„Förderprogramm in Anspruch nehmen“

Die Schwerpunktförderung läuft fünf Jahre, aktuell noch bis 2027. Insgesamt steht in Großrinderfeld eine Gesamtinvestition von 8,4 Millionen in den Büchern, rund eine Million Euro ging allein in kommunale Projekte. „Die Gemeinde hat nach drei Jahren den Fördertopf mehr als ausgeschöpft und mehr geholt, als ursprünglich vorgesehen war“, erklärt der Bürgermeister. Statt der erwarteten 1,5 Millionen Euro wurden bereits 2,4 Millionen Euro Fördermittel bewilligt. „Für die kleine Gemeinde ist das ein super Erfolg“, findet auch Cornelia Pfeuffer, die allein in den vier Ortsteilen 74 Beratungsgespräche geführt hat. Die Projekte bekämen dann eine Eigendynamik, „an die sich andere mit Maßnahmen dranghängen“. Oft brauche es aber einiges an Vorlaufzeit, bis bei Privatleuten die Entscheidung reife.

Das weiß auch Höpfingens Bürgermeister Christian Hauk, der ebenso voll und ganz hinter ELR steht. „Die Hürden für die Antragsstellung sind niedrig. Und die Kommunen müssen selbst kein Geld wie etwas bei der Stadtsanierung zuschießen.“ Beide Rathausschefs appellieren, das Förderprogramm in Anspruch zu nehmen.

Für Kristina und Marco Lesch zahlt sich die ELR-Förderung aus. Sie sind froh über die Beratung durch Cornelia Pfeuffer. Ihr Traum vom Eigenheim wird mit rund 100.000 Euro vom Land unterstützt. Im August nächsten Jahres will das Paar mit seinen beiden Kindern einziehen und dann den tollen Blick auf den Garten genießen.

Wie sieht die ELR-Förderung aus?

  • Großrinderfeld und Höpfingen sind Schwerpunktgemeinden für das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR), das es seit 30 Jahren gibt.
  • Was wird gefördert? Förderschwerpunkt Wohnen: Für die Umnutzung von Bestandsgebäuden zu Wohnraum gibt es 30 Prozent Zuschuss, aber maximal 60.000 Euro je Wohneinheit bei Eigennutzung. Bei Vermietung sind es 15 Prozent, maximal 250.000 Euro. Für eine umfassende Modernisierung, Umbau durch Erweiterung oder eine Aufstockung erhält man bei Eigennutzung 30 Prozent, maximal 50.000 Euro je Wohneinheit. Bei Vermietung sind es zehn Prozent, maximal 250.000 Euro.
  • Der Neubau von Einfamilienhäusern wird aktuell nicht gefördert. Bei eigengenutzten Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern wird mit bis zu 30.000 Euro je Wohneinheit gefördert.
  • Förderschwerpunkt Grundversorgung: Die Neugründung, Übernahme oder Erweiterung einer Einrichtung zur Grundversorgung, wie Bäckerei, Metzgerei, Gasthaus, Dorfladen, Arztpraxis, Apotheke, Handwerksbetriebe oder Dienstleistungen im Gesundheitswesen werden mit bis zu 30 Prozent, maximal 250.000 Euro unterstützt.
  • Förderschwerpunkt Arbeiten: Darunter fallen Verlagerung, Umnutzung, Neuansiedlung, Erweiterung und Reaktivierung von Gewerberaum. Die Förderung liegt bei bis zu 15 Prozent, gedeckelt auf 250.000 Euro.
  • Allerdings können sich die Fördersätze jedes Jahr ändern .
  • Was wurde in der Gemeinde Großrinderfeld bisher unterstützt ? Nach drei Jahren als Schwerpunktgemeinde sind von den 8,4 Millionen Euro an Gesamtinvestition rund 2,4 Millionen Euro für beantragte/bewilligte Förderung geflossen. 28 Projekte wurden bisher bewilligt, davon acht kommunale Projekte und viermal Grundversorgungseinrichtungen, darunter die Ausstattung von Praxen, die Umnutzung der ehemaligen Schule zur Kita oder die Erweiterung der Hausarztpraxis. Bei den 16 privaten Maßnahmen waren zwei Umnutzungen, 13 Modernisierungen und ein Neubau dabei.
  • Was wurde in der Gemeinde Höpfingen bisher unterstützt? Höpfingen ist seit 2024 Schwerpunktgemeinde. Von der Gesamtinvestitionssumme (brutto) von rund neun Millionen Euro (davon rund vier Millionen Euro für gewerbliche Antragsteller) wurden bereits 1,3 Millionen Euro bewilligt. In diesen zwei Jahren gab es bisher 18 genehmigte Projekte, davon elf private, drei gewerbliche und vier kommunale. Unter letzteren waren die Sanierung der Spiel- und Erholungsflächen in Höpfingen, die Baureifmachung des ehemaliges Sportgeländes zur Neubebauung mit einer Gemeinschaftseinrichtung oder auch die Modernisierung des Spielplatzes zu einem Mehrgenerationentreffpunkt in Waldstetten. Unterstützt wurden zwei Umnutzungen, sieben Modernisierungen und zwei Neubauten.
  • Die Gemeinde Höpfingen führt Beratungen sowie die ELR-Antragstellung selbst durch, wird aber bei komplexen, privaten Projekten durch das Ingenieurbüro IFK bei der Beratung der Antragsteller unterstützt. dib

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke