Ehrgeiziges Projekt

Aus dem Gerchsheimer Grundgraben soll ein Biotop werden

Bund Naturschutz und Naturschutzbehörde am Landratsamt mit im Boot. Aktivität des Bibers hat Landschaftsbild verändert

Von 
Matthias Ernst
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Der Biber gestaltet sich seine Landschaft gerne selbst, zum Leidwesen der Landwirte und Straßennutzer. Nun soll er im Grundgraben mehr Platz bekommen und gleichzeitig ein größeres Gebiet an die Natur zurückgegeben werden. © Matthias Ernst

Großrinderfeld. Der Grundgraben liegt „im Herzen der Gemeinde“, führte Bürgermeister Johannes Leibold bei der Vorstellung einer Überplanung größerer Flächen in diesem Gebiet vor dem Gemeinderat, Vertretern des Nabu Ortsvereins Großrinderfeld und Sabrina Schäfer von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes aus. Hintergrund ist die Arbeit des Bibers in Bereichen der Ortsteile Gerchsheim und Ilmspan. Mehrere Biber haben den Bach aufstauen lassen und bedienen sich an den Früchten, die von den Landwirten in diesem Bereich angebaut werden, vor allem Mais und Getreide. Sogar der landwirtschaftliche Weg ist schon unterhöhlt und droht einzustürzen. Ein größeres Loch musste erst kürzlich vom gemeindlichen Bauhof verfüllt werden, bevor Schlimmeres geschehen konnte.

In Zusammenarbeit mit dem Fachbüro Andrena Landschaftsplanung aus Gamburg wurde nun ein Konzept entwickelt, das alle Seiten zufriedenstellen soll, die Landwirtschaft, aber besonders die Natur. Erste Planungen wurden kürzlich vorgestellt und umfassen eine Fläche von etwa einem Hektar in Gerchsheim und etwa 2,5 Hektar auf der Gemarkung Ilmspan. Ziel ist es, dem Biber ein erweitertes Angebot zu bieten, neue Tierarten anzulocken und dabei die Bedürfnisse des Menschen nicht außer Acht zu lassen. „Wir wollen hier was richtig Gutes für die Natur tun“, beleuchtete der Bürgermeister das Ansinnen.

Um den neuen Lebensraum zu schaffen, hat die Gemeinde mehrere Grundstücke in dem Gebiet gekauft, die nach und nach aus der landwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen werden und zu Naturflächen umgestaltet werden sollen. Christiane Busch und Christian Andres von Andrena demonstrierten mit Zeichnungen, wie die neue gestalteten Flächen aussehen könnten.

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Im Tal wird der alte Grundgraben verfüllt und eine erweiterte Wasserfläche weg vom Weg geschaffen. An den Hangflächen sollen mehrere Magerwiesen entstehen und auch Büsche und Bäume angepflanzt werden. Ziel ist eine möglichst große Vielfalt für Tiere und Pflanzen zu schaffen. So kann man sich vorstellen, dass in den Wasserflächen auch neue Tierarten ein Zuhause finden, welche die Biodiversität steigern. Die Magerwiesen könnten Heimat für viele Orchideenarten werden, aber auch das Wachstum anderer Pflanzen fördern, so Bürgermeister Johannes Leibold. Noch ist keine genaue Planung erstellt, aber die wasserrechtliche Genehmigung für die Umleitung des Baches steht in Kürze an. Hier hofft man auf wohlwollende Unterstützung seitens des Landratsamtes, auch wenn noch nicht genau bekannt ist, wie der Biber die ihm gebotene Landschaft letztlich verändert.

Man will der Natur freien Lauf lassen. Ein anderer Ansatz als gewöhnlich, wie Bürgermeister und Landschaftsplaner betonen. Die bisherigen Gespräche seien sehr positiv verlaufen, so dass die Hoffnung groß ist, den Plan auch in die Tat umzusetzen. Das endgültige Aussehen wird sich allerdings erst in ein paar Jahren zeigen, das Projekt ist langfristig angelegt.

Man arbeitet an einem „Vorzeigeprojekt im Sinne des Naturschutzes“, argumentierte der Bürgermeister und die anwesenden Gemeinderäte sahen dies genauso. Man opfere nicht wertvollen Ackerboden für Naturschutz oder Ausgleichsflächen, sondern erweitere da, wo schon etwas vorhanden ist. Beginn soll noch vor März 2024 sein, denn bis dahin dürfen noch Bäume und Sträucher auf den bisherigen Flächen bearbeitet oder gerodet werden. Die Pappeln am Bachrand müssen nämlich teilweise weichen, um den neuen Verlauf der Wasserflächen angehen zu können. Da ihre Lebenszeit sowieso begrenzt ist, sie wurden vor über 40 Jahren im Rahmen der Flurbereinigung gepflanzt, sollte die kein Problem sein, meinen Bürgermeister und Landschaftsplaner. Und auch die Untere Naturschutzbehörde steht dem nicht im Wege.

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