Kinderbetreuung - Machbarkeitsstudie für die Kindergarten-Neubauten in Gerchsheim und in Großrinderfeld (mit Hort) vorgestellt / Finanzieller Kraftakt

16 Millionen Euro als Richtschnur

Von 
Harald Fingerhut
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Die ersten Container für die Interimslösung des Kindergartens in Großrinderfeld wurden am Dienstag aufgestellt. Die restlichen Module sollen diese und nächste Woche folgen. © Wolfgang Seufert

Die Kosten für die beiden neuen Kindergärten in Großrinderfeld und Gerchsheim werden sich je nach Variante zwischen 16 und 20 Millionen Euro bewegen. Dies ergab eine Machbarkeitsstudie.

Großrinderfeld. „Die Machbarkeitsstudie ist keine exakte Berechnung der Kosten, sondern eine Kostenaufstellung, die auf der Raumhülle basiert“, erläuterte Matthias Beck vom Ingenieur-Büro Perleth, das die Studie erstellte. „Es ist eine Art Richtschnur, die Kostenrichtwerte zugrunde gelegt.“ Im Fall Großrinderfelds und Gerchsheims habe man zwei verschiedene Standards, einen mittleren und einen einfachen, genommen, um der Kommune den möglichen finanziellen Spielraum aufzuzeigen. „Aber egal, welchen Standard sie wählen, sie können davon ausgehen, dass die tatsächlichen Kosten nicht über den hier veranschlagten gehen werden“, ergänzte Nadja Herpich, die zusammen mit Matthias Beck dann die einzelnen Varianten an den beiden Standorten und die sich daraus ergebenden Kosten vorstellte.

Kombi- oder Solitär-Bau?

Am Standort Gerchsheim soll eine sechsgruppige Kindertagesstätte entstehen. Dabei gilt es zunächst in zwei mögliche Bauten zu unterscheiden: einen Kombi-Bau, der das schon bestehende Gebäude, in dem sich derzeit der Kindergarten befindet, integriert, oder einen Solitär-Bau auf dem Festplatz vor der Halle.

Sollte das Gebäude der ehemaligen Dachsbergschule mitgenutzt werden, könnte ein Teilbereich der ehemaligen Schule erhalten bleiben. Ein anderer müsste abgerissen und durch einen zweigeschossigen Neubau ersetzt werden. „Dies bedeutet natürlich, dass wir im Bestand, also während des regulären Kindergartenbetriebs bauen müssen, was Kosten für die zwischenzeitliche Unterbringung der Kinder verursachen wird“, erklärte Beck. „Zudem kommen noch die Kosten für den Abbruch des Gebäudeteils hinzu.“

Die Kosten belaufen sich auf rund 7,2 Millionen Euro, wovon knapp 450 000 Euro auf den Abriss entfallen würden. Die Kosten für das eventuell notwendig werdende Aufstellen von Containern sowie für eine neue Heizung sind nicht enthalten.

Bei der zweiten Variante, ein Solitär-Bau auf dem Festgelände, wäre eine Ausführung als dreigeschossiges Gebäude notwendig. Sollte hier der mittlere Standard zur Ausführung kommen, würden sich die Kosten auf 6,9 Millionen Euro belaufen, beim einfachen Standard auf 5,9 Millionen Euro.

Würde man zusätzlich noch zehn Prozent Volumen einsparen, würde die Summe auf 5,3 Millionen Euro sinken.

Auf Nachfrage aus dem Gemeinderat stellte der Planer Matthias Beck fest, dass die Kindertagesstätten laut Gesetzgeber barrierefrei sein müssen, so dass bei den beiden dreigeschossigen Gebäuden ein Aufzug eingebaut werden müsse.

„Wäre es dann nicht günstiger, auf dem Festplatz einen eingeschossigen Bau zu errichten, Platz wäre ja genug vorhanden“, fragte Ralf Schieß nach. Dies sei ein Trugschluss, meinte der Planer. „Für einen eingeschossigen Bau braucht man größere Dach- und Fundamentflächen, die die Kosten von rund 30 000 Euro für einen Aufzug bei weitem übersteigen würden.

Bürgermeister Johannes Leibold ergänzte, dass für den Festplatz derzeit keine Überplanung bestehe, aber laut Kreisbauamt nichts dagegen spreche, auf der Fläche die Kita zu errichten.

Zwei- oder dreigeschossig

Der Standort des achtgruppigen Kindergartens mit einem integrierten Hort für 100 Kinder in Großrinderfeld befindet sich neben der Turnhalle oberhalb des Baugebiets.

Hier stellten die Planer vom Ingenieur-Büro sogar drei Varianten vor, zwei mit zweigeschossigen Gebäuden und eines mit drei Geschossen. Die eine Variante eines zweigeschossigen Neubaus sieht ein auf das weite Feld langgezogenes Gebäude vor. Hierfür wurden die Kosten im mittleren Standard mit 15,6 Millionen Euro kalkuliert, bei der zweiten zweigeschossigen Variante, einem Bau in L-Form, auf 15,6 Millionen Euro. Bei der ersten Alternative würden sich die Kosten bei einfachem Standard auf 13,4 Millionen Euro reduzieren. Im Falle einer zehnprozentigen Raumeinsparung beliefen sich die Kosten auf zwölf Millionen Euro.

Auch in Großrinderfeld erwies sich die dreigeschossige Variante als die günstigste. Bei mittlerem Standard würden 14,2 Millionen Euro zu Buche schlagen, bei einfachem Standard 12,2 Millionen Euro. Und sollte es noch gelingen, zehn Prozent Raum einzusparen müsste die Kommune mit elf Millionen Euro rechnen.

Auf die Frage, wie hoch denn die dreigeschossigen Gebäude wären, nannte Nadja Herpich knapp 14 Meter. „Bei der günstigsten, dreigeschossigen Variante wird das Gebäude ein mächtiger, viereckiger Klotz“, so Schieß. Was im Falle Gerchsheim weniger ins Gewicht falle, beim erhöhten Standort in Großrinderfeld aber sehr wohl Ortsbild prägend wäre.

Walter Lutz trieb an diesem Abend noch eine andere Sache um: „Wieso planen wir den Hort für 100 Kinder, wenn doch wesentlich mehr die Grundschule besuchen und ab dem Schuljahr 2024/25 das Angebot einer Ganztagsgrundschule Pflicht ist? Was passiert mit den anderen Kindern?“ Bürgermeister Johannes Leibold meinte, dass durch die Variante mit dem Hort, nicht alle Kinder ganztags betreut werden müssten. Er gehe aufgrund der ländlichen Struktur davon aus, dass nicht alle Eltern das Ganztagsangebot annehmen werden, so dass 100 Hort-Plätze ausreichend seien. „Aber müssen dann nicht alle Schüler den ganzen Tag an der Schule sein? Besteht da nicht Schulpflicht?“, fragte Lutz nach. Rainer Gerhards pflichtete dem Bürgermeister bei: „Bei der Hort-Variante besteht keine Schulpflicht.“ Doch so ganz überzeugt war der Großrinderfelder Ortsvorsteher nicht.

Für beide Baumaßnahmen kommen in den nächsten Jahren somit laut der Machbarkeitsstudie über 16 Millionen Euro an Kosten auf die Kommune zu. Eine Summe, die angesichts der Finanzlage Großrinderfelds kaum zu stemmen ist (siehe auch gesonderten Artikel). Vor allem auch deswegen, weil die Zuschusslage vollkommen unklar ist. „Wir werden wohl verschiedene Fördertöpfe anzapfen müssen“, meinte der Rathaus-Chef. „Ich rechne mit einer Förderung von rund 50 Prozent.“ Das hieße, bei 16 Millionen Euro an Baukosten müssten acht Millionen davon aus der Gemeindekasse finanziert werden.

Deshalb plädierte Bürgermeister Johannes Leibold dafür, die Kosten mit einer Millionen Euro pro Gruppe, also mit insgesamt 14 Millionen Euro zu deckeln. Sowohl dies als auch die Variante, welche bei den Neubauten in Angriff genommen werden soll, wollte er von den Ratsmitgliedern in der Sitzung am Dienstag in der Gerchsheimer Turnhalle beschlossen haben. Doch die Ratsmitglieder verweigerten ihm die Gefolgschaft. Der einhellige Tenor im Gremium lautete, dass man erst einmal eine Nacht darüber schlafen und das Ganze sacken lassen wolle. Zudem sollten noch einige Unklarheiten, wie der Betrieb der Ganztagsschule, geklärt werden. So wurden die Entscheidungen vertagt.

Container aufgestellt

Während die Neubauten der Kindergärten in Großrinderfeld und Gerchsheim Zukunftsmusik sind, ist das Aufstellen der Container als Zwischenlösung für den Kindergarten in Großinderfeld am Dienstag Realität geworden. Die ersten Module wurden per Kran auf ihren Platz gehoben. Die restlichen Container sollen am Ende dieser und in der nächsten Woche aufgestellt werden. Um eine rasche Inbetriebnahme zu gewährleisten habe er eine Eilentscheidung getroffen, führte Johannes Leibold aus. Er habe den Auftrag für das Aufstellen eines Zauns für 15 157 Euro vergeben. „Der Träger, die Eltern und auch die Erzieherinnen wollen so schnell wie möglich umziehen. Dies geht aber nur, wenn das Grundstück eingezäunt ist.“ Der Umzug soll bis Mitte März erfolgen. Bis dahin werde auch der Zaun stehen.

Redaktion Stellvertretender Deskchef

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