Bronnbach/Freudenberg. Vereinsakten dokumentieren Geschichte über den Verein, seine Aktivitäten, aber auch über die Stadt, in der er seinen Sitz hat. Am Donnerstag übergab der Burgschauspielverein Freudenberg große Teile seines Vereinsarchivs an den Archivverbund Wertheim im Kloster Bronnbach. Dort werden die Unterlagen verwahrt, sie bleiben jedoch im Eigentum des Vereins.
Der Vertrag wurde für eine erste Laufzeit von zehn Jahren geschlossen. Die Sammlung umfasste aus dem Archiv des Vorstands die Festspielordner der Jahre 1999, 2001, 2003, 2005, 2007, 2009, 2011 und 2013, die Presseberichtordner ab dem Jahr 2000, einen Ordner gemischter Unterlagen, die Bilddokumentation der Festspiele 2021, drei Ordner mit allgemeinen Vereinsunterlagen, Unterlagen zur Feierlichkeit 725 Jahre Freudenberg, Unterlagen zu Glückwünschen und Beileidsbekundungen sowie zwei Ordner mit Prospektmaterial des Vereins.
Übergeben wurde zudem das Burgschauspielarchiv von Dr. Gerda und Paul Pagel, die dazu extra aus Würzburg gekommen waren. Sie umfasst alle Programme als Faltblätter/Leporellos, alle Plakate (zusammen mit Wolfgang Kießling gesammelt), alle Sketche bei den Premierenfeiern und Finissagen, die Texte aller aufgeführter Stücke der Burgfestspiele, vier Ordner mit Stücken, die die Pagels schrieben oder bei denen Gerda Pagel zusätzlich Regieassistentin war sowie Faltblätter mit Texten zu den Stücken „Maingold“, „Berggold“ und „Stadtgold“.
Die Unterlage übergaben die Vorstandsmitglieder des Vereins zusammen mit einer zusätzlichen Vertreterin der Schauspieler sowie den Pagels an Kreisheimatpflegerin Claudia Wieland. Sie betonte, sie freue sich, dass sich der Verein entschlossen habe, wesentliche Teile ihres Archivs in die Hände das Archivverbunds zu geben. Es werde dort für zukünftige Generationen verwahrt.
Das Angebot der Aufbewahrung und Inventarisierung der Archive gelte für alle Vereine im Main-Tauber-Kreis und sei für diese kostenlos. Auch andere Vereine aus Freudenberg hätten dies schon genutzt. „Ihre Unterlagen sind eine gute Ergänzung, so dass man vieles aus Freudenberg an einer Stelle findet“, sagte Wieland zu den Vereinsvertretern. Sie ging auf die Geschichte des Archivverbunds ein. 1977 sei der Verbund aus Stadtarchiv Wertheim und dem Staatsarchiv Baden-Württemberg entstanden, 1988 sei das Kreisarchiv dazu gekommen. Letzteres beinhaltet auch einige Stadtarchive, unter anderem das von Freudenberg.
Seit 1992 ist der Archivverbund in den Räumen des Kloster Bronnbach untergebracht, zuvor war er in der Wertheimer Hofhaltung. Der Verbund befinde sich in einem Gebäude das einst Hospital, später Klosterbrauerei war. Es sei aber schon immer auch multifunktional genutzt worden.
Sechs laufende Kilometer Akten
In den Räumen des Verbunds bewahre man heute rund sechs laufende Kilometer Akten für die Zukunft. Die ältesten seien rund 1000 Jahre alt. Rund die Hälfte gehörten zum Staatsarchiv Baden-Württemberg, hinzu kommen rund jeweils 25 Prozent Kreis- und Stadtarchiv.
Gemeinsam schauten sich Vereinsvertreter und Wieland an, wo die Unterlagen des Vereins eine neue Heimat finden werden. Die gut gesicherten Räume sind voll klimatisiert und es wird zur Sicherung des Materialerhalts eine durchgehende Klimatisierung von rund 18 Grad und 50 Prozent Luftfeuchtigkeit sichergestellt. Die Temperatur sei so gewählt, dass es keinen Temperaturschock für die Dokumente gebe, wenn diese im wärmeren Lesesaal genutzt werden.
„Große Temperatursprünge sollte man wegen des Dokumentenerhalts vermeiden“, so Wieland. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit gehe mit Schimmelgefahr einher. Wieland fügte hinzu, die Vollklimatisierung sei sicher auch eine Energiefrage, es gebe in den Bronnbacher Räumen aber keine Alternative dazu.
Die Materialien in den Archiven lagere man in speziellen Umschlägen in geeigneten Kartons. Darin befindet sich auch das „Findbuch“, das auch Online abrufbar ist. Es umfasst zumeist auf Ebene der eingelagerten Ordner die Angaben von Inhalten. Wieland betonte, die Inhalte werden nach Organisationen eingeordnet und erhalten eine eindeutige Signatur. So könne man sie einfach finden. Die Archivarin ergänzte, es gebe bereits einige Unterlagen zum Burgschauspielverein im Stadtarchiv Freudenberg als Teil des Kreisarchivs.
Matthias Gallas, Vorsitzender des Burgschauspielvereins, erklärte, bisher seien die Archivmaterialien auf verschiedene Vorstandsmitglieder verteilt gewesen, hinzu komme das Archiv der Pagels. „Unsere Intention war es die Sachen zusammenzuführen.“ Weiter betonte er: „Unseren Verein gibt es weiter, wir geben nur das ins Archiv, was wir nicht mehr brauchen.“
Die Unterlagen dürfen auch von Dritten im Lesesaal eingesehen werden. Wie Wieland ausführte, gibt es für viele vereinsinterne Unterlagen aber Sperrfristen für die Nutzung. Dies betragen bei internen Vereinsdokumenten 30 Jahre nach Entstehung, gehe es um personenbezogene Daten gelte für die Sperrfrist 90 Jahre nach deren Geburt oder zehn Jahre nach deren Tod. Sperrfirstverkürzungen seien unter engen Auflagen auf Antrag möglich. Jederzeit Zugang zu allen Unterlagen ohne Sperren hätten die jeweils amtierenden Vorstandsmitglieder des entsprechenden Vereins. Besprochen wurde auch, dass Einblicke in alte Vereinsunterlagen am häufigsten genutzt werden, um Festschriften zu erstellen, Jubiläen vorzubereiten oder Nachrufe für Verstorbene zu erstellen.
Im Anschluss an die Führung durch das Archiv wurde der Vertrag über die Archivierung unterzeichnet. Danach zeigte Wieland den Vereinsvertretern eine Auswahl interessanter historischer Unterlagen aus dem Freudenberger Stadtarchiv.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/wertheim_artikel,-wertheim-weitere-unterlagen-an-einem-ort-vereint-_arid,2091009.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/freudenberg.html
[2] https://www.fnweb.de/orte/wertheim.html