Ausstellung in der Amtshausgalerie

In Freudenberg: Bilder wecken Heimatgefühl und Sehnsucht nach Weite

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bdg
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Die Vernissage zur neuen Ausstellung „Landschaftslust – Gemälde von Prof. Dr. Jürgen Hellbrück“ in der Freudenberger Amtshausgalerie zog viele Interessierte an. Begeistert von den Werken des ambitionierten Hobbymalers Jürgen Hellbrück (Mitte) zeigten sich dabei auch Bürgermeister Roger Henning und Caroline Becker vom Tourismus- und Kulturbüro. © Birger-Daniel Grein

Freudenberg. Die neue Ausstellung in der Amtshausgalerie in Freudenberg nimmt den Betrachter mit in vielfältige Landschaften. Manche Bilder wecken Heimatgefühle, andere beflügeln den Traum von Weite. Bei der Schau handelt es sich um eine besondere Premiere. Denn für den Künstler Professor Dr. Jürgen Hellbrück ist es die erste öffentliche Präsentation seiner Werke. Die Gemäldeausstellung trägt den Titel „Landschaftslust“ und wurde am Samstagabend eröffnet. Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von Sängerin Svenja Zipprich aus Freudenberg.

Bürgermeister Roger Henning zitierte dabei den spanischen Maler, Grafiker und Bildhauer Pablo Picasso: „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“ Der Redner interpretierte diese Aussage so, dass die Seele im übertragenen Sinne wegen dieses Staubs nicht mehr stahlen und richtig atmen könne. Staub setze sich vor allem dann nieder, wenn etwas unbewegt – auch gedanklich – immer am gleichen Ort stehe. Dies könne in der Alltagsroutine schnell einmal passieren.

Die Kunst sah Henning als Mittel an, die dagegen helfe. Öffne man sich Farben- und Formenvielfalt, gebe sich der Fantasie und Kreativität hin, dann entführe die Kunst in eine andere Welt, rüttle wach und beflügle. Dies gelte für Kunstbetrachter und Kunstschaffende gleichermaßen.

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sab
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Hellbrück wurde im Saarland geboren und wuchs in Freudenberg auf. „Er hat die Verbundenheit zu unserer Kleinstadt mit Herz nie verloren“, betonte der Bürgermeister. Der Künstler war bis zu seinem Ruhestand 2015 Professor für Umwelt- und Gesundheitspsychologie, später auch Arbeitspsychologie. Er lehrte an verschiedenen Universitäten weltweit. „Sein Forschungsspezialgebiet ist die Psychologie des Hörens“, so Henning. Weiter betonte dieser die Bedeutung der Kunstförderung für die Stadt- und Landespolitik.

In die gezeigten Werke und das künstlerische Wirken von Jürgen Hellbrück führte Caroline Becker vom Tourismus- und Kulturbüro Freudenberg ein. Sie erinnerte an einen Vortrag Hellbrücks 2017 in Freudenberg, bei dieser über „Umweltrisiken mit unsichtbaren Gefahren“ referierte. Dabei sei es um die Auswirkung von Lärm auf die Psyche gegangen. Nach 30 Jahren Forschung, Lehre und vielfältigen Auszeichnungen emeritiert und im Ruhestand, werde jetzt das Sehen zu seinem Spezialgebiet, denn er male.

„Es ist seiner Frau Hanne zu verdanken, dass er seine lang brach liegenden kreativen Fähigkeiten wiederbelebt hat“, erklärte Becker. Diese habe ihm beim Eintritt in den Ruhestand 2015 die Teilnahme an einem Malkurs an der Volkshochschule geschenkt. Das habe bei Hellbrück eine Lust an der Malerei entzündet und so sein Leben verändert. Becker: „Wir zeigen ihnen, und darauf sind wir stolz, erstmals die malerische Begabung des, wie er sich selbst nennt, ambitionierten Hobbymalers.“ Es sei kein Leichtes gewesen, den zurückhaltenden, suchenden und auch immer wieder an seinem Talent zweifelnden Charakter Jürgen Hellbrück davon zu überzeugen, dass seine Malerei es wert ist, gezeigt zu werden.

Zu sehen sind in der Amtshausgalerie fast 50 seiner Arbeiten. Was Interessierte zu sehen bekommen, sei die Entwicklung eines Künstlers, der in seinen Anfängen an den großen Namen der spätimpressionistischen Malerei Orientierung fand. Dies verdeutlichte Becker an mehren Beispielen. Auch zeitgenössische Maler seien für Hellbrück eine Anregung. Vorbilder zu suchen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, sei eine durchaus gängige Methode. „Dabei sei es Hellbrück von Anfang an wichtig gewesen, die Malerei der Vorbilder nicht zu kopieren, sondern immer als inspirierende Vorlage zu sehen.“ Kreativ zu sein, sei ihm wichtig.

Die Rednerin ging auch auf die Vielfalt der gezeigten Darstellungen ein. Von Himmel und Wasser, peitschenden Wogen oder einem schimmernden Wasserspiegel bis hin zu Bergen, Seen und Feldern reichten die Motive.

„In allen Bildern fehlt der lästige Lärm.“ Auch der Heimat widme Hellbrück Werke. Dazu zählten etwa Gemälde des Mains, des Odenwalds, des Freudenberger Angelsees und eines Wegs in Kirschfurt.

Das Gezeigte sei nicht neu, möge manch spitzfindiger Kritiker denken. Aber in ihren Augen sei alles im Ringen um den eigenen künstlerischen Ausdruck ganz wunderbar umgesetzt, betonte Becker. Hellbrück bringe es so auf die Leinwand, dass der Betrachter sehe, wo es herkomme und ganz spannend offenlasse, wo es hingeht mit dem Maler.

Hellbrück dankte der Stadt dafür, dass er seine Gemälde in der Galerie zeigen darf. Weiter würdigte er alle, welche die Verwirklichung der Ausstellung unterstützten. Besonders hob er Caroline Becker hervor. Sie habe ihn beruhigt, wie eine Mutter ein Kind, das vor einer schweren Schulaufgabe steht. Denn er sei vor der Ausstellung aufgeregt gewesen. „Bilder zu malen, ist eine Sache. Sie öffentlich zu zeigen, eine ganz andere.“ Die große Zahl an Gästen sei für ihn eine große Ehre, bekannte der Künstler und stellte bescheiden fest: „Ob ich diese verdiene, werde man sehen.“ Der Malkurs sei das wirkungsvollste Geschenk gewesen, dass er je erhalten habe, dankte er seiner Ehefrau. „Er veränderte mein Leben.“ bdg

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