Deutschlandweit werden zwei Standorte geschlossen

Wirthwein expandiert am Stammsitz Creglingen

Der Creglinger Gemeinderat tagte am Dienstag bei der Firma Wirthwein. Diese plant eine Erweiterung als Folge der beschlossenen Firmen-Umstrukturierung.

Von 
Arno Boas
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Vor der jüngsten Sitzung des Creglinger Gemeinderates wurde das Gremium durch die Werkshallen der Firma Wirthwein geführt. Das Unternehmen plant den Neubau einer Werkzeuglagerhalle und einer Außenüberdachung. Im Vordergrund Thomas Dörfler, zugleich Wirthwein-Mitarbeiter und Stadtrat. © Arno Boas

Creglingen. Die Umstrukturierungsmaßnahmen in der Wirthwein SE haben auch erhebliche Auswirkungen auf den Standort in Creglingen. Die im kommenden Jahr vorgesehene Schließung der Werke in Friedberg und Sasbach führt im Gegenzug zu einer Stärkung des Stammsitzes, wo Wirthwein in Personal und Gebäude investiert. Der Creglinger Gemeinderat und die Stadtverwaltung erfuhren Näheres bei einer Betriebsführung, der sich eine Sitzung der Bürgervertreter in der Kantine des Unternehmens anschloss. Auf der Tagesordnung auch ein Bauprojekt von Wirthwein.

Die Firma Wirthwein plant den Neubau einer Werkzeuglagerhalle und einer Außenüberdachung am Standort Creglingen. Die Vorhaben stehen in direktem Zusammenhang mit den Anfang des Jahres verkündeten Umstrukturierungsmaßnahmen (wir berichteten). Sie beinhalten unter anderem die Schließung von zwei der neun Standorte in Deutschland und die Reduzierung der weltweiten Belegschaft um zirka 250 Stellen. In Friedberg bei Augsburg verlieren rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Job, in Sasbach (Ortenaukreis) knapp 30 Arbeitskräfte. Begründet wurde die Stellenstreichung mit einer anhaltenden globalen Nachfrageschwäche und einer „nicht mehr den Marktgegebenheiten entsprechenden Standortstruktur“.

Standort Creglingen platzt aus allen Nähten

Wirthwein-Aufsichtsratsvorsitzender Marcus Wirthwein erläuterte dem Gemeinderat in der Kantine des Unternehmens Details der geplanten Investitionen. Zuvor hatten die bei Wirthwein beschäftigten Stadträte Thomas Dörfler und Daniela Pfeuffer das Gremium und die Ortsvorsteher in zwei Gruppen durch die Werkshallen geführt. Vor allem der Standort Creglingen profitiert von der Verlagerung von Projekten. So kommen fünf Maschinen ins Taubertal. Sie ermöglichen die Verwirklichung von Fensterrahmen- und Spiegeldreieckprojekten für namhafte deutsche Automobilhersteller sowie Truck- und Lüfterteile für LKW-Hersteller. Dazu kommen viele große, bis zu 22 Tonnen schwere, Spritzgusswerkzeuge. Das alles führt dazu, dass die Firma in Creglingen „aus allen Nähten platzt“, wie es in der Führung durchs Werksgelände hieß.

„Creglingen profitiert besonders von der Umstrukturierung“, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende des Kunststoffspezialisten. Geplant ist Marcus Wirthweins Angaben zufolge ein Umsatzwachstum von 34 Millionen auf zirka 65 Millionen Euro im Jahr 2029. Der Plan sieht außerdem eine Steigerung des Creglinger Personalbestands um zirka 35 Mitarbeitende vor. „Bauen können wir viel, aber die größte Herausforderung wird sein, das benötigte Fachpersonal zu bekommen“, hob Marcus Wirthwein hervor. Beate Gorke vom städtischen Bauamt stellte die baulichen Dimensionen des Vorhabens vor. Demnach hat die geplante Werkzeuglagerhalle eine Höhe von zehn Metern bei einer Breite von 20 Metern und einer Länge von 35 Metern. Die Außenüberdachung soll 50 Meter lang, 32 Meter breit und neun Meter hoch sein. Der Gemeinderat stimmte dem Bauvorhaben einstimmig zu.

Neuer Container-Kindergarten nimmt Formen an

Weitere Themen der Sitzung waren der alte Container-Kindergarten und dessen moderner Nachfolger. Wie berichtet, dient der alte Container künftig der Unterbringung von Geflüchteten. Er wurde von einer Seite der Industriestraße rund 200 Meter tauberabwärts auf die gegenüberliegende Straßenseite verlegt. Der Container-Bau soll nun noch ein Satteldach aufgesetzt bekommen. Den Auftrag inklusive der Spenglerarbeiten erhielt die Firma Kerndter zum Preis von 99.845,64 Euro. Sie lag damit deutlich unter der Kostenschätzung von 123.164 Euro. Allerdings kann sie den Auftrag angesichts von Lieferzeiten und fehlender Kapazitäten erst ab Herbst 2025 durchführen – eigentlich sollte das Dach bereits im Juli/August aufgesetzt werden. Die Verschiebung ist laut Bürgermeister Uwe Hehn aber kein Problem, da die Container ein dichtes Dach hätten. Der Gemeinderat vergab den Auftrag bei einer Enthaltung.

Inzwischen wurden die neuen Container für die Kita Zaubertal geliefert und aufgestellt. Es handelt sich um zirka 40 unterschiedlich große Container. Der Neubau ist damit fast doppelt so groß wie sein Vorgänger. Weil der neue Kindergarten eine dritte Gruppe umfasst, werden deutlich mehr Räume benötigt. Der Neubau ist, wie berichtet, auch energetisch auf dem neuesten Stand. Wie Elke Schmeiser vom Bauamt sagte, befinde man sich im Zeitplan. Momentan ist die Kita Zaubertal im ehemaligen Kreiskrankenhaus untergebracht. Am Dienstag fasste der Gemeinderat einen so genannten Vorratsbeschluss für die Anschaffung der Kücheneinrichtung. Ein Teil dieser Einrichtung kann von der ehemaligen Küche übernommen werden. Der Rest wird neu angeschafft. Weil die Arbeiten im Juli erfolgen sollen, ist Eile geboten. Der Gemeinderat beschloss daher, dem wirtschaftlichsten Bieter die Lieferung und den Einbau der Kücheneinrichtung zu erteilen. Einzige Voraussetzung: Der Preis darf nicht höher als zehn Prozent über den berechneten Koten liegen. Wenn weiter alles nach Plan läuft, kann die Kita Zaubertal von ihrer provisorischen Unterkunft im September zum Start des neuen Kindergartenjahres in ihr neues Domizil umziehen.

Hochwasserschutz in Angriff genommen

In der Sitzung am Dienstag verkündete die Stadtverwaltung, dass man aus Gründen des Hochwasserschutzes in Freudenbach einen Acker gekauft hat.

Stadtrat Karl Haag kritisierte die hohen Gema-Gebühren, die beim Ostermarkt angefallen sind. Laut Bürgermeister Hehn liegt das daran, dass die Gema mittlerweile die gesamte Marktfläche in die Kostenberechnung einfließen lasse. Hehns Fazit: „Die Leute, die etwas auf die Beine stellen, werden bestraft“.

Seit letzten Donnerstag waren die einzelnen Teile für den neuen Container-Kindergarten angeliefert worden. Inzwischen sind alle zirka 40 Teile geliefert und aufgebaut. © Arno Boas

Redaktion Redakteur bei den FN

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