Bei der Hauptversammlung des Gesangsvereins Eintracht Reinsbronn ging eine Ära zu Ende: Susanne Habel wurde nach 17 Jahren als Chorleiterin verabschiedet und ihr Nachfolger Roland Nörpel vorgestellt.
Reinsbronn. Die Hauptversammlung des Gesangvereins Eintracht Reinsbronn fand im Gemeindehaus statt. Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende Dorothee Habel berichtete Schriftführer Gerhard Lang von einem kurzen Jahr, aufgrund der Coronakrise gab es zahlreiche Einschränkungen und Verbote, die es dem Gesangsverein sehr schwer machten. Trotzdem versuchte man möglichst viele Singstunden abzuhalten, der Adventsauftritt musste allerdings äußerst kurzfristig abgesagt werden, nachdem sich Ende November die Coronagesetze überschlugen. Insgesamt traf sich der Verein nur zu zehn Singstunden im Jahr 2021.
Drei passive Mitglieder mussten zu Grabe tragen werden. Mit einer Schweigeminute wurde Erika Beck, Elsbeth Oertel und Rudolf Geuder gedacht. Bei drei Vorstandssitzungen beriet das Leitungsteam den Umgang mit der Coronakrise und die Fortsetzung für die Zeit nach Susanne Habel. Ihre Rücktrittsankündigung ist nach 17 Jahren zwar mehr als verständlich, aber zunächst einmal überwog der Schock – in dieser langen Zeit hatte man sich einfach aneinander gewöhnt. Umso mehr ist die Vereinsführung froh, mit Roland Nörpel einen Nachfolger gefunden zu haben. Gerhard Lang schloss seinen Bericht mit der Hoffnung auf Rückkehr zur Normalität in der nahen Zukunft und dem Appell, dass alle bei der Stange bleiben, damit der Gesangsverein auch weiterhin im Dorf eine Institution darstellen kann. Kassiererin Birgit Beck berichtete von einem ruhigen, soliden Vereinsjahr, aufgrund der Coronakrise gab es nur wenige Buchungen. Die Kassenprüfer Friedrich Albert und Edith Meder bescheinigten eine einwandfreie Kassenführung. Den Tagesordnungspunkt Entlastung übernahm Pfarrer und Mitglied Matthias Haas, welche einstimmig erteilt wurde.
Die Vorsitzende Dorothee Habel gab einen Ausblick in das bevorstehende Vereinsleben: Die Singstunden finden ab sofort donnerstags oder freitags statt, da Roland Nörpel am gewohnten Dienstag keine Zeit hat. „Vor allem im Alt werden zusätzliche Stimmen benötigt, aber grundsätzlich sind neue Sängerinnen und Sänger jederzeit willkommen, gerade jetzt nach Corona ist es wichtig, dass der Verein wieder an Fahrt aufnimmt“, motivierte Doro Habel zum Mitmachen.
Das traditionelle Himmelfahrtsfest wird 2022 nochmals pausieren, der Verein entschloss sich zu einer Spende für den aktuell im Bau befindlichen Spielplatz und beim Stadtfest Ende Juli werden sich die Reinsbronner Sänger noch der Stimme enthalten, weil sie sich zunächst wieder finden und an einen neuen Chorleiter gewöhnen müssen.
Dorothee Habel hatte für die Verabschiedung von Susanne Habel eine tolle Bilderpräsentation zusammengestellt, beim Schwelgen in den Erinnerungen wurde deutlich, welch eine schöne Zeit die Niedersteinacherin geprägt hatte. Eigentlich hatte „Susi“, wie sie alle nennen, schon im Jahr 1997 angefangen, als Karin Hess fragte, ob sie nicht mitsingen möchte, denn die Frauen sollten den Männergesangsverein unterstützen.
Die zaghaften Anfänge, aus einem Männergesangsverein einen gemischten Chor zu machen, sah man auch auf dem ein oder anderen vielsagenden Bild. Weiter ging es, als Edgar Habel fragte, ob Susanne nicht Klavierbegleitung machen möchte und so kam sie immer mehr mit dem Gesangsverein in Kontakt. 1998 war eine Serenade im Geyerschloß in Reinsbronn, es sangen die Frauen aus Tauberrettersheim gemeinsam mit den „Landfrauen Reinsbronn“ – so hieß es auf der Einladung. Die Damen wurden damals schon von einer gewissen Susanne Habel dirigiert.
Hermann Vogel hat sie in der Folgezeit immer wieder als Frauendirigentin engagiert, wenn ein gemeinsamer Auftritt anstand. 2004 war dann die endgültige Stabsübergabe von Herrmann Vogel an die Nachfolgerin Susanne Habel. „Für mich war es aber schon wichtig, dass es ein gemischter Chor wird“, bekannte die scheidende Chorleiterin zu ihren anfänglichen Bedenken.
Was sich aus dem damaligen Neuling am Taktstock in der folgenden Ära entwickeln sollte, sucht seinesgleichen: Insgesamt 868 Chorleitungen, die sich unter anderem auf 608 Singstunden, 72 Ständchen, 51 Beerdigungen und 59 Kirchenauftritte aufteilen. Hinzu kommen 39 Gastauftritte bei anderen Vereinen und 23 eigene Konzerte – beeindruckende Zahlen, die Schriftführer Gerhard Lang zusammengetragen hat.
Die Bilderpräsentation visualisierte diese faszinierende Ära, immer wieder band Susanne Habel bei den Konzerten andere Gruppen mit ein, egal ob Kinderchöre, Bläsergruppen, Klosterwälder Musikanten, den Projektchor, Gastvereine, Alphornbläser, den Theaterverein und viele verschiedene Solisten – Susis Leidenschaft gilt der Musik. Ihr Enthusiasmus war mitreißend für das Vereinsleben, ihr sympathisches Einfühlungsvermögen machte aus jedem Konzert, ja sogar aus den wöchentlichen Singstunden eine Art „Wellnesserlebnis“ und ihr Verantwortungsbewusstsein war stets über alle Maßen vorbildlich.
Nach dieser mehr als verdienten Lobeshymne war es Susanne Habel ein persönliches Anliegen, von Herzen Danke zu sagen: „Wir haben viel zusammen gelacht, es war eine ganz tolle Zeit – ich verabschiede mich mit Wehmut und wünsche dem Verein von ganzem Herzen, dass es weitergeht.“
Roland Nörpel heißt der neue Dirigent, er ist gebürtig aus Bieberehren und wohnt in Aub. Er bekannte bei seiner Vorstellung, dass es sehr große Fußstapfen sind, in die er nun eintritt. „Ich möchte den Verein weitertragen und auch junge Leute für die Musik begeistern“.
Mit seiner Vorgängerin teilt er die Freude und Leidenschaft für die Musik und er möchte der über 150-jährigen Geschichte des Gesangsvereins in Reinsbronn ein neues Kapitel hinzufügen. Los geht´s auch gleich mit der ersten Singstunde am 28. April – Dorothee Habel beschloss die Hauptversammlung mit der Aufforderung „kommt alle und seid wie immer pünktlich“ und vielleicht bringt ihr ja auch noch jemanden Neues mit.
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