Stadt plant großes Infrastrukturprojekt

Stadt Creglingen möchte im ehemaligen Kreiskrankenhaus ein Ärztezentrum realisieren

Von 
Arno Boas
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Das ehemalige Kreiskrankenhaus soll zum Ärztezentrum werden. Für Bürgermeister Hehn ist das Infrastruktur-Projekt „eminent wichtig“ für Creglingen. Erst aber müssen sich Landkreis und Stadt über den Verkauf des Gebäudes einigen.

Creglingen. Früher war es ein Krankenhaus, dann eine Tagesklinik und ein Seniorenheim – in Zukunft soll es nach dem Willen der Stadt Creglingen zu einem Ärztezentrum werden. Die Rede ist von dem den Creglingern bestens vertraute dreistöckige Gebäude im Herrgottstal, dem einstigen Sitz des Kreiskrankenhauses und späteren Seniorenheims Emma-Weizsäcker-Haus. Creglingens Bürgermeister Uwe Hehn hat seit dem Umzug des Pflegeheims in den Craintaler Weg Mitte des letzten Jahres die Überlegungen vertieft, wie die nur noch teilgenutzte Immobilie in Zukunft am sinnvollsten genutzt werden kann.

Die Tagesklinik und die internistische Praxis Dr. Walter Willfarth sind nach wie vor dort untergebracht und sollen es nach dem Willen der Stadt auch bleiben. Für den Bürgermeister ist klar: Dort soll ein Ärztezentrum entstehen. „Junge Ärzte bekommst du nur in ein modernes Zentrum, und am besten ist es, wenn die Einrichtungen gemeinsam genutzt werden können“, so der Creglinger Verwaltungschef.

Bevor die Stadt aber den zweiten vor dem ersten Schritt macht, muss sie sich mit dem Landkreis einig werden. Denn der Main-Tauber-Kreis ist Eigentümer der Immobilie. „Wir streben einen Kauf an“, betonte der Bürgermeister im Gespräch mit den FN. Inzwischen liege ein Kaufpreisgutachten vor, zu Einzelheiten wollte der Verwaltungschef aber noch keine Angaben machen. Nur so viel: Er sei zuversichtlich, mit dem Landkreis eine gute Basis für eine Einigung zu finden. Die Verkaufsverhandlungen sollen im Februar stattfinden.

Mit dem Kauf würde die eigentliche Arbeit aber erst anfangen. Denn das Gebäude ist in die Jahre gekommen. Der Umbau zu einem Ärztezentrum und die Sanierung dürften mit mindestens vier Millionen Euro zu Buche schlagen. Es wäre nach der fast abgeschlossenen Modernisierung des Schulzentrums die nächste große Infrastrukturmaßnahme der Stadt Creglingen. „Es wird eine große Herausforderung für die Stadt“, hebt der Bürgermeister hervor. Doch an ihr führt kein Weg vorbei, da ist sich Uwe Hehn sicher: „Junge Ärzte bekommst du nur mit einem modernen Zentrum aufs Land“. Nur wer gut aufgestellt sei, habe eine Chance. Für die Stadt werde durch ein Ärztezentrum ein echter Mehrwert geschaffen.

Gute Voraussetzungen

Das ehemalige Krankenhaus bietet gute Voraussetzungen: Es verfügt über eine große Anzahl an Parkplätzen und über einen Aufzug. Der Gemeinderat müsste – sofern das Gebäude in den Besitz der Stadt kommt – darüber beraten, ob auch andere Nutzungsmöglichkeiten zugelassen werden. Interessenten sollen vorhanden sein, wie es heißt.

Wenn die erste Hürde – der Kauf – genommen ist, geht es mit Gesprächen mit potenziellen Ärzten weiter – wobei hier auch die Kassenärztliche Vereinigung ein Wort mitzureden hat.

Und es werden viele Gespräche mit den Förderbehörden nötig, um Zuschüsse locker zu machen. Es trifft sich in dieser Hinsicht gut, dass Creglingen in einer Förderkulisse liegt, in der die Ansiedlung von Hausärzten bezuschusst wird.

Das millionenschwere Infrastrukturprojekt wird nicht von heute auf morgen umzusetzen sein. Das Konzept muss erarbeitet, die Förderbehörden kontaktiert werden. Im Moment geht Uwe Hehn davon aus, dass die reelle Umsetzung im Jahr 2025 über die Bühne gehen dürfte. Für ihn hat das Ärztezentrum oberste Priorität. Die schon länger auf der Warteliste stehende Stadtsanierung wird deshalb wohl noch weiter auf die lange Bank geschoben werden müssen.

„Strukturiertes Verfahren“

Der allererste Schritt auf dem Weg zum Ärztezentrum führt den Bürgermeister nun erst einmal zu Gesprächen ins Landratsamt.

Die Behörde hielt sich auf Anfrage unserer Zeitung bedeckt. Lapidar hieß es dort seitens der Pressestelle nur, „das weitere Vorgehen in der Angelegenheit ist derzeit Gegenstand eines strukturierten Verfahrens. In diesem Kontext werden auch Gespräche mit der Stadt Creglingen geführt“.

Die Haus-Geschichte

Das Kreiskrankenhaus Creglingen wurde im Jahr 1885 erbaut, und zwar von der Amtskörperschaft Mergentheim.

Der Beschluss zum Bau hatten die städtischen Gremien am 22. Januar 1884 gefasst.

Das Haus diente zunächst nur zur Aufnahme von Handwerksgesellen und landwirtschaftlichen Dienstboten und umfasste in zwei Stockwerken je zwei Krankenzimmer.

1921 wurde das Haus der AOK Mergentheim zur unentgeltlichen Benutzung, jedoch gegen Übernahme der Unterhaltungskosten, überlassen. 1931 erfolgte ein Anbau, der durch einen Verbindungsflur mit dem Altbau verbunden war.

1937 wurde das Krankenhaus an die Stadt Creglingen zum Preis von 22 000 Reichsmark verkauft. Damals hatte die Klinik 18 Betten. Geführt wurde es weiter von der AOK.

1951 gab es eine erneute Erweiterung der Klinik. Ein zunächst erwogener Neubau wurde zu den Akten gelegt. 1964 übernahm der Kreis Mergentheim das Krankenhaus für 175 000 Mark.

1973 ging die Klinik im Zuge der Kreisreform an den Main-Tauber-Kreis über. 1977 wurde die Entbindungsstation geschlossen.

1978 nahm der Internist Dr. Salman Azem eine Belegabteilung für Innere Medizin auf.

2004 schlug dann die letzte Stunde: Das Kreiskrankenhaus wurde geschlossen, dafür eröffnete das Diakonische Werk ein Seniorenheim. Es blieb außerdem ein Ambulatorium im Erdgeschoss bestehen.

2022 zog das Seniorenheim ins neue Domizil im Craintaler Weg um. Seitdem befinden sich nur noch die Tagesklinik und der Belegarzt Dr. Willfarth im Gebäude.

Die Immobilie gehört nach wie vor dem Landkreis, die Stadt möchte sie erwerben und dort ein Ärztezentrum einrichten. abo

Redaktion Redakteur bei den FN

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