Sport und Freizeit

Skaten statt Scrollen: Wie Kinder in Creglingen das Brett erobern

In Creglingen lernen Kinder Skaten – mit großer Begeisterung. Der Verein Bredlbude träumt von einem Skatepark. Die Vision: Brettsport für alle.

Von 
Arno Boas
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Der Verein Bredlbude aus Reinsbronn bot erstmals einen Skateboard-Workshop für Kids. Langfristiges Ziel ist ein Skatepark in Creglingen. © Bredlbude

Creglingen. Die Mädchen und Jungen stehen mit erstaunlicher Ausdauer auf den Brettern. Mal alleine, mal mit Hilfe eines Erwachsenen düsen sie die Minirampe hoch und runter, halten das Gleichgewicht oder kommen ins Straucheln. Fallen gehört zum Skaten wie das Tüpfelchen auf das „i“. Dann wird eben wieder aufgestanden und weitergeübt.

Sie alle haben großen Spaß und geben damit den Initiatoren des Workshops recht: Die nämlich wollen das Skateboardfahren in Creglingen etablieren. Ihr langfristiges Ziel: ein richtiger Skatepark als attraktives Angebot für jung und durchaus auch alt. Der Weg dorthin ist lang und steinig. Aber wie beim Skaten gilt auch hier: Hinfallen gehört dazu. Entscheidend ist, sich aufzurappeln und weiterzumachen.

Viel Leidenschaft und Visionen

Der Verein „Bredlbude“ im Creglinger Ortsteil Reinsbronn ist eigentlich durchs Snowboardfahren und sein Snowboardmuseum bekannt. Doch die weiße Pracht schwindet immer mehr, was also liegt näher, als sein Portfolio zu erweitern? Neben Snowboard und Skateboard gibt es ja etwa auch noch „Landpaddle Boards“ oder „Stand Up Paddleboards“. Wie wäre es, wenn man künftig auf dem Münstersee auf einem solchen Fungerät gemütlich vor sich hin paddeln könnte? Oder wenn es in Creglingen einen zentralen Platz gäbe, auf dem Skaterinnen und Skater an Halfpipes, Pyramiden oder Rails ihre Leidenschaft ausleben könnten?

Noch sind das bloß Visionen, aber die Bredlbude-Macher um Ortsvorsteher Claus Gröger scheuen den Gang durch die Institutionen nicht, um aus der Vision Realität werden zu lassen. Auch wenn es noch etliche Jahre dauern dürfte. Immerhin: Das Equipment – Schutzausrüstung und zirka 15 Boards – hat die Bredlbude schon mal gekauft. Ihr Projekt haben die Board-Begeisterten unter das Motto „Brettsport verbindet“ gestellt.

Zwischen Spiel- und Fußballplatz

Die Idee, ein ganzjähriges Angebot für Rollbrettsport zu etablieren, ist schon vor gut zwei Jahren entstanden, erzählt Bruno Heppel, langjähriges Mitglied der Bredlbude. Er hat auch die „Miniramp“ gebaut, die für den Workshop in einer Scheune aufgebaut ist. Der Verein bietet im Rahmen seines Sommerfestes erstmals einen Skatebord-Workshop für Kids an. Und die nehmen das Angebot gerne wahr. Ausgestattet mit Helm, Knie-und Ellbogenschoner stürzen sie sich in der Scheune und auf einem etwas abgelegenen Ortsweg ins Vergnügen.

Unterstützung hat sich die Bredlbude bei Florian Vorherr aus Freudenbach geholt, ein ausgewiesener Fachmann fürs Skaten. „Das Alter spielt keine Rolle beim Skaten, schon Dreijährige können sich aufs Brett wagen“ so der 33-jährige Pädagoge. Mit einem Skateplatz könne man die Lücke zwischen Spielplatz und Fußballplatz schließen. Skaten sei einerseits ein Individualsport, andererseits entstehe ein Gemeinschaftsgeist. „Beim Skaten gibt es eine große Fehlertoleranz, denn jeder fällt einmal hin“, weiß Vorherr auch aus eigener Erfahrung.

Erstmal mit Vorsicht und Hilfe

Die noch junge Zusammenarbeit zwischen Bredlbude und Florian Vorherr sei sehr fruchtbar, findet Bruno Heppel. „Die Vision der Bredlbude und meine Leidenschaft passen perfekt zusammen“, bestätigt Florian Vorherr. Und er ist nicht der einzige, der von der Vision der Bredlbude begeistert ist. „Ein Skatepark wäre toll“, sagt etwa Ulrike Kästner, die Leiterin der Creglinger Bücherei. Sie wagt sich an diesem Nachmittag auch selbst auf Brett, zum ersten Mal. „Man muss erst mal ein Gefühl dafür entwickeln, aber es macht total Spaß“.

Für Creglingens Jugend wäre ein Skateplatz „mega“, findet die Bücherei-Chefin und fährt los – die Miniramp hoch und runter, allerdings vorsichtig und unter Hilfe von Florian Vorherr. Das Engagement der Bredlbude findet sie vorbildlich. In der Bücherei gibt es inzwischen eine kleine Skateboard-Ecke. Auch andere Einrichtungen wie etwa die Jugendhilfe Creglingen, die Schulen, die Kindergärten und die Jugendherberge könnten von einem Skatepark profitieren. Deshalb will man sich möglichst breit vernetzen und natürlich auch die Stadt mit ins Boot holen. Zusammen mit der Verwaltung möchte man ein geeignetes Gelände für einen Outdoor-Platz finden. Und weil das Projekt nicht umsonst zu haben ist, lotet man zudem die Fördermöglichkeiten aus.

Ist „cool“ und macht „echt Spaß“

„Eine Rampe hat Anziehungspotenzial“, ist Bruno Heppel überzeugt. Wer die Begeisterung sieht, mit der die Kids die Rampe rauf und runter fahren, zweifelt daran keine Sekunde. „Ich fahre zum ersten Mal, habe aber keine Angst, weil man ja Schutzkleidung an hat“, sagt der zehnjährige Gabriel. Der gleichaltrige Niko hat schon etwas Erfahrung, freut sich über das gemeinsame Erlebnis und die Hilfe durch Florian Vorherr. Auch Neuling Emil ist mit Eifer bei der Sache. „Das macht echt Spaß“. Und der zehnjährige Ole stimmt den anderen Kids zu: „Das ist cool“. Und wenn sie die Wahl hätten zwischen Handy und Brett? Die Antwort erübrigt sich, denn flugs stehen die Jungs wieder auf dem Board, um die Miniramp zu meistern.

Skateboardfahren lässt sich in jedem Alter lernen – Büchereileiterin Ulrike Kästner lässt sich beim ersten Versuch von Florian Vorherr helfen. © Arno Boas

Redaktion Redakteur bei den FN

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