Einweihung gefeiert

Ruheforst Landhege ein Ort der Trauer und der Hoffnung

Von 
Arno Boas
Lesedauer: 
Rothenburgs OB Dr. Markus Naser, Creglingens Bürgermeister Uwe Hehn, Ruheforst-GmbH-Geschäftsführer Jost Arnold, Pfarrer Arulraj Antony und Pfarrer Tilmann Staak (von links) durchschnitten am Donnerstag das Band zur Erweiterung des Ruheforstes Landhege bei Oberrimbach. © Arno Boas

Oberrimbach. Der Ruheforst Landhege ist um 250 Ruhebiotope erweitert worden. Bei der feierlichen Einweihung am Donnerstag würdigten die Redner den Ruheforst als „Erfolgsmodell“ und „Vorzeigeprojekt“. Das Besondere ist nicht nur die Lage in einem idyllischen Laubwald mit bis zu 160 Jahre alten Bäumen, sondern auch die länderübergreifende Kooperation: Der Grund und Boden gehört der Stadt Creglingen, der Wald hingegen der Stadt Rothenburg ob der Tauber.

Ein Specht hämmert in luftiger Höhe gegen einen Baumstamm, eine Amsel singt hoch droben in den Wipfeln ihre weich-harmonische Melodie. Darüber hinaus: Stille. Ein Ort, wie geschaffen, um in sich zu gehen, um über Leben und Tod zu sinnieren, inmitten unberührter Natur. Am Donnerstag dominierten allerdings menschliche Stimmen und getragene Gitarrenmusik von Oswin Voit aus Rothenburg. Gefeiert wurde die Erweiterung der Einrichtung.

Der Ruheforst Landhege, der 2009 eröffnet wurde, hat Zuwachs bekommen. Auf 2,5 Hektar sind zu den bisherigen 374 Biotopen weitere 250 dazu gekommen. Die alternative Form der Bestattung boomt. So war die Erweiterung der Einrichtung nur eine Frage der Zeit. Jetzt umfasst der Ruheforst in der Nähe des Creglinger Stadtteils Oberrimbach insgesamt rund sechs Hektar naturbelassenen Waldes. Creglingens Bürgermeister Uwe Hehn erinnerte an anfängliche Bedenken gegen den Ruheforst. Inzwischen aber sei er etabliert und ein „Erfolgsmodell“ mit über 100 Bestattungen im Jahr. Dem Wunsch der Stadt Rothenburg, den Ruheforst zu erweitern, sei man gerne nachgekommen, sagte der Bürgermeister und lobte die gute Zusammenarbeit mit der „ehemaligen Herrin“ über dieses Gebiet im südlichen Main-Tauber-Kreis. Es bestehe traditionell eine große Verbundenheit zu Rothenburg.

Andachtsraum Wald

Rothenburgs Oberbürgermeister Dr. Markus Naser sprach von einem „Vorzeigeprojekt“, das reibungslos laufe. Die Bevölkerung schätze den Ruheforst, der der gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung trage. Die Menschen hätten immer weniger Zeit für die Grabpflege, außerdem gehe der Trend generell zur Feuerbestattung. Der Erlebnisraum Wald werde hier zum „Andachtsraum Wald“, der den Menschen beste Voraussetzungen biete, sich ihrer Trauer hinzugeben. „Das Unvermeidliche steht uns allen bevor – wenn man schon wo liegen muss, dann gibt es dafür keinen schöneren Ort“, so der Rothenburger Rathauschef.

Der Geschäftsführer der Ruheforst GmbH, Jost Arnold, dessen Firma in Deutschland mittlerweile 82 Standorte betreibt, würdigte ebenfalls die gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Inzwischen würde eine Mehrheit der Deutschen eine Feuerbestattung bevorzugen, und immerhin 22 Prozent wünschten sich eine Waldbestattung. Dieser steigenden Nachfrage werde man gerecht. „Wir leben in einer Zeit des Umbruchs“, so der Ruheforst-Geschäftsführer, der ein neues Ruheforst-Schild als Geschenk mitgebracht hatte.

Der evangelische Pfarrer Tilmann Staak und der katholische Pfarrer Arulraj Antony hielten eine ökumenische Andacht. Tilman Staak bezeichnete den Ruheforst als Ort des Innehaltens und der Trauer und darüber hinaus als Ort der Hoffnung, der viele Geschichten erzähle. Arulraj Antony sprach von einem „Ort des Gebets und der Hoffnung auf ewiges Leben“.

Vor einem Rundgang durch den erweiterten Ruheforst und einem von den Landfrauen Oberimbach-Lichtel vorbereiteten Imbiss durchschnitten Uwe Hehn, Dr. Markus Naser, Jost Arnold und die beiden Geistlichen ein Band.

Danach führte der Rothenburger Forstamtsleiter Daniel Gros die Teilnehmer der Einweihungsfeier durch den Wald, der nicht bewirtschaftet wird. Lediglich Sicherungsmaßnahmen werden durchgeführt. „Das hier ist eine richtige Oase“, sagte der Forstexperte. Hier finde man alle Spechtarten, die Waldschnepfe oder den Pirol. Und gerne schaut auch mal ein Reh vorbei, wenn nicht gerade Menschen auf den Hackschnitzel-Fußwegen unterwegs sind. Das Alter der Bäume liegt zwischen 60 und 160 Jahren, wie Daniel Gros erläuterte. Man kann Familienbäume oder Gemeinschaftsbäume auswählen, Bäume mit dicken oder dünnen Stämmen, was sich dann im Preis niederschlägt.

Redaktion Redakteur bei den FN

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten