Der Vater Internist, die Mutter Allgemeinärztin: Dr. Wolfgang Willfarth wurde in seinen Beruf hineingeboren. Seit März praktiziert der 32-Jährige in der Praxis seiner Mutter in Creglingen.
Creglingen. Der Hausarztmangel wird in ländlichen Regionen in den nächsten Jahren zunehmend zum Problem. Umso glücklicher können sich die Creglinger schätzen, dass die Zukunft der Praxis von Allgemeinärztin Dr. Gerti Willfarth gesichert ist. Ihr Sohn, der Allgemeinarzt Dr. Wolfgang Willfarth, ist im März in die Praxis eingestiegen und soll, wenn die 66-Jährige in einigen Jahren in Rente gehen wird, die Praxis übernehmen. Die Reaktionen der Patienten auf den neuen Arzt seien sehr positiv, sagt Dr. Gerti Willfarth, die sich freut, mit ihrem Sohn einen Nachfolger gefunden zu haben.
„Es ist schön, wieder in der Heimat zu sein“, sagt der junge Mediziner. Vor allem freut ihn, dass er von den Patienten offen aufgenommen worden sei: „So fiel mir der Einstieg leicht“, zieht er ein durchweg positives Resümee über die ersten Monate seiner Arbeit in Creglingen. Und auch die Patienten schätzen die frühzeitig geregelte Nachfolge der Allgemeinarzt-Praxis: Sie müssen sich keinen neuen Hausarzt suchen, wenn Dr. Gerti Willfarth einmal in Rente gehen wird.
Als Sohn eines Mediziner-Ehepaares war der berufliche Weg wohl vorgezeichnet: „Schon als Säugling war ich in der Praxis oder im Krankenhaus dabei, ich kannte quasi nichts anderes“, meint Dr. Willfarth schmunzelnd. Der Wunsch, selbst Arzt zu werden, lag da auf der Hand. Und auch die Rückkehr ins Taubertal war beabsichtigt: „Ich bin sehr heimatverbunden und fühle mich hier sehr wohl“. Für die Region ist das ein Segen, denn auf dem Land zeichnet sich in den nächsten Jahren ein Hausärztemangel ab. Viele Praxis-Inhaber sind über 60 Jahre alt, so dass die Nachfolgeregelung in zahlreichen Praxen bald drängend wird. Erschwerend kommt hinzu, dass viele junge Allgemeinmediziner lieber in der Stadt zum Beispiel als Assistenzarzt an einer Klinik arbeiten als auf dem Land als Hausarzt zu praktizieren – „obwohl sich da in den letzten Jahren der Trend etwas gewandelt hat“, wie Dr. Wolfgang Willfarth sagt. Das liegt zum Teil an den Anreizen, die die Politik gesetzt hat, indem zum Beispiel der Zugang zu einem Studienplatz erleichtert wird, wenn sich ein angehender Mediziner dazu verpflichtet, zehn Jahre auf dem Land zu praktizieren.
Dr. Wolfgang Willfarth hat sich bewusst für den Beruf des Hausarztes entschieden. „Mir gefällt es, einen Menschen ein Leben lang zu begleiten“, begründet er seine Wahl. Er wolle nicht nur die Krankheit betrachten, sondern den Menschen als Ganzes. Auch das familiäre Umfeld des Patienten zu kennen, sei wichtig. Voraussetzung dafür sei ein absolutes Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient. Auch wenn sich das Hamsterrad immer schneller drehe, versuche er, sich die Zeit zu nehmen, die jeder Patient benötige. Das fällt nicht immer leicht, denn „Zeit ist die knappste Ressource eines Arztes“.
Der Spagat scheint dem Mediziner aber zu gelingen. „Mir haben Patienten gesagt, dass sich mein Sohn viel Zeit für sie nimmt und dass er ihnen die Krankheiten gut erklärt“, berichtet Dr. Gerti Willfarth. Sie freue sich sehr, dass ihr Sohn so positiv aufgenommen werde. „Das macht es mir leichter, irgendwann in Rente zu gehen“. Einen exakten Zeitplan dafür hat sie nicht – „ich mache den Beruf so lange, wie ich kann“.
Mit ihrem Sohn, der ja auch ihr Angestellter ist, pflege sie einen guten kollegialen Austausch. Wichtig ist ihnen auch ein gutes Betriebsklima, die elf Mitarbeiterinnen sollen sich im Team wohlfühlen. Seit kurzem gibt es ein neues Outfit, das die Zusammengehörigkeit unterstreichen soll.
Seit 2018, noch zu seiner Zeit in Karlsruhe, ist Dr. Wolfgang Willfarth auch als Notfallmediziner tätig. Im südlichen Main-Tauber-Kreis ist er nun mit drei weiteren Kollegen – darunter auch sein Vater Dr. Walter Willfarth – als Notfallmediziner im Einsatz. Das Quartett deckt die Orte Creglingen, Niederstetten und Weikersheim ab, aber auch ins benachbarte Unterfranken werden die Ärzte gerufen.
Im Haus in der Rothenburger Straße in Creglingen praktiziert neben Dr. Gerti Willfarth auch der Internist Dr. Walter Willfarth. Die beiden Mediziner sind seit 1985 verheiratet. 1988 kam das Paar gemeinsam nach Creglingen, als angestellte Ärzte bei Dr. Salman Azem.
Als 1987 Wolfgang Willfarth zur Welt kam, war sicherlich noch nicht absehbar, dass er einmal in die Fußstapfen seiner Mutter treten würde.
„Wir haben ihn nicht dazu gedrängt, dass er in die Praxis einsteigt und hätten es auch akzeptiert, wenn er sich anders entschieden hätte“. Aber sie freue sich sehr über seine Entscheidung, so Dr. Gerti Willfarth. Wolfgang Willfarth hat seine Wahl nicht bereut. „Als junge Familie lebt es sich auf dem Land schöner als in der Stadt, und außerdem leben im Taubertal unsere Freunde und Familien“, sagt der junge Vater, der zusammen mit seiner aus dem Taubertal stammenden Ehefrau und Töchterchen in Weikersheim wohnt.
Zur Person: Dr. Wolfgang Willfarth
Dr. Wolfgang Willfarth kam im September 1987 in Rothenburg zur Welt. Seine Eltern sind Dr. Gerti Willfarth und Dr. Walter Willfarth.
Nach dem Abitur und dem Zivildienst beim DRK, begann er 2008 mit dem Medizinstudium. Dieses absolvierte er in Erlangen, mit Aufenthalten in Horgen/Schweiz und Karlsruhe während seines praktischen Jahres.
Dr. Willfarth promovierte über das perifokale Hirnödem nach intrazerebraler Blutung an der neurologischen Klinik in Erlangen.
Im Februar 2015 begann Wolfgang Willfarth seine klinische Ausbildung in der internistischen Abteilung des Diakonissenkrankenhaus Karlsruhe-Rüppurr.
Im August 2017 wechselte er in die Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie ebenfalls im Diakonissenkrankenhaus Karlsruhe-Rüppurr.
Ab Juli 2018 setzte er seine Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin in einer Hausarztpraxis in Blankenloch fort.
Nebenberuflich arbeitet er als Notarzt für den Bereich Creglingen/Weikersheim/Niederstetten sowie als Dopingkontrolleur im deutschen Profifußball. Auch ist er Mitglied bei der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin).
In seiner Freizeit spielt er Tennis und unternimmt viel mit seiner Familie und Freunden.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/creglingen_artikel,-creglingen-patienten-ein-leben-lang-begleiten-_arid,1684178.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/creglingen.html