Familienzentrum „Komm“

Gemeinsames Theaterspiel im Creglinger Familienzentrum

Von 
Inge Braune
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Möglichst genau zu spiegeln wie sich das Gegenüber bewegt macht Spaß – und hilft, sich aufeinander einzulassen. Diese Übungen sind Teil des Creglinger Familienzentrums-projekts „FreiSpielZeit“. Durch Unterstützung der Aktion Kleeblatt der Hakro-Stiftung konnten zwei Workshops kostenlos angeboten werden. © Inge Braune

Seit Mitte Januar steht bei Grundschulkindern, ihren Müttern und bei Jugendlichen von 11 bis 16 Jahren Theaterspiel ganz hoch im Kurs. Im Familienzentrum „Komm“ trifft man sich zur „FreiSpielZeit“ mit der Theaterpädagogin Elke Kilian.

Creglingen. Dank einer Förderung durch die Aktion Kleeblatt der Hakro-Stiftung konnte das Familienzentrum „Komm“ zwei kostenlose Theaterworkshops anbieten. Im wöchentlichen Wechsel trafen sich im evangelischen Gemeindesaal immer donnerstags einmal die Jugendlichen, einmal die Grundschulkinder und ihre Mütter oder Väter.

Jetzt neigt sich das Projekt dem Ende entgegen. Den letzten Termin am 25. Mai haben sich die Familien der Teilnehmenden schon in ihren Terminkalendern vorgemerkt: Am Abschlusstag können sie live miterleben, wovon der Nachwuchs schon seit Wochen schwärmt. Am ersten gemeinsamen „FreiSpielZeit“-Donnerstag waren die Fränkischen Nachrichten dabei. Am Anfang die Begrüßungsrunde heißt es für alle: wer bist du? Und: wo kommst du grade her? Wie fühlst du dich?

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lra
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Die Teilnehmer kommen aus dem Alltag, unmittelbar aus dem Kindergarten, vom Treffen mit Freunden oder dem Hausaufgaben-Schreibtisch, die Mütter direkt aus dem Büro, vom Einkauf, von der Hausarbeit. Wie sie sich fühlen? Müde nach anstrengendem Schul- oder Arbeitstag, gespannt, auf das was kommt, mancher ist traurig, weil was schief lief, und andere sind fröhlich, fühlen sich „einfach super“ oder, wie’s Maximilian auf den Punkt bringt, echt „herzensfroh“.

Die Runde – rund 30 Kinder, Jugendliche und Erwachsene – hört zu, lässt sich nach der vorhergegangenen Aufwärmrunde im Kreis auch bei den Vorstellberichten aufeinander ein. Dann geht’s ums Raum erkunden: der ist viel voller heute als bei den früheren FreiSpielZeit-Treffen. Kreuz und quer durch den Raum, erst ohne Blickkontakt, dann mit Blick in die Augen, dann beim Begegnen Hände schütteln. Wie feine Lamellen fächern sich die Fühlebenen auf, erlauben dann beim Spiegelspiel die Bewegung, Gestik, Mimik des Gegenübers aufzunehmen, zu spiegeln.

Wie schnell man ist, wie langsam: im Alltag geht dafür oft das Gefühl verloren. Mit teilweise rasanten Tempowechseln von Slow Motion bis zum Finish-Spurt und allem, was dazwischen denkbar ist, weckt die Theaterpädagogin den Sinn dafür. Und immer wieder Freeze – egal, in welcher Haltung man grade ist. Gekicher, Spaß, und irgendwie gerät das Stresslevel auf Talfahrt: Längst sind sie alle raus aus ihrem Alltag. Die Interaktionen beim aus zwei Reihen gestalteten Schnecken-Begegnungsrennen sind weich, fluide, geschmeidig. Wer siegt? Natürlich der oder die beste Langsamkeits-Könnerin. Gar nicht so leicht, wenn krass konträr dazu Elke Kilian einen Radiokommentar zum spannendsten Rennfinish aller Zeiten abspult. Es wird ein Fotofinish mit zwei Besten.

Dann sind mal nur die Großen dran, erkunden paarweise in unterschiedlichen Geschwindigkeiten die Begegnung erst mit Drohgebärde, dann Shakehands und zum Schluss Umarmung. Die immer werdenden Begegnungen entwickeln sich fast von selbst zu einer ruhigen Choreographie, bei der die Teilnehmenden im Zeitlupentempo fast zu schweben scheinen. Die Kinder-Mütter-Gruppe hat im Verlauf ihres FreiSpielZeit-Workshops schon ein paar Szenen vorbereitet. Das Thema: „Als ich einmal glücklich war“. Alles selbst ausgedacht und ausprobiert und von Elke Kilian nur ganz, ganz vorsichtig zum Stück verbunden.

Herrlich zu sehen, wie die Kinder und ihre Mütter sich im Spiel begegnen, ganz losgelöst von Muss und Hierarchie, Hausi-, Anzieh-, Zeitproblemen.

Nicht nur die Bühne, der gesamte Gemeindesaal und auch der Raum davor ist ihrer, bis sich im fröhlich-bunten Glückstanz mal eine Polonaise bildet, sich wieder löst und schließlich in tänzelnden Solisten, Paaren, Grüppchen mündet. Noch jemand müde? Gestresst? Angespannt? Keine und keiner. Beschwingt und wirklich freigespielt haben sie sich, die Kleinen wie die Mittleren und Großen. Ganz klar für alle: Die Sache mit der FreiSpielZeit, die Körper, Seele und ganz generell von Kopf bis Fuß und bis in die Fingerspitzen gut tut, die sollte weitergehen.

Erika Weimer, Hauptorganisatorin des Creglinger Familienzentrums Komm, ist sehr dankbar, dass die evangelische Kirchengemeinde den Gruppen ihren Gemeindesaal zur Verfügung stellte. Da sie selbst zu den Teilnehmerinnen der Kinder-Mütter-Gruppe gehörte, stehen die Zeichen gut, dass sich das Komm für eine Fortsetzung des Projekts stark machen wird.

Freie Autorin Berichte, Features, Interviews und Reportagen u.a. aus den Bereichen Politik, Kultur, Bildung, Soziales, Portrait. Im Mittelpunkt: der Mensch.

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