Tag des offenen Dorfes

Finsterlohr: Ein Fest der Begegnung und der Generationen

Der zweite Teil der 800-Jahr-Feier ließ die Menschen in Scharen in das Dorf im Creglinger Oberland strömen. Eine Dorfrallye, ein Barock-Ensemble und eine Live-Rateshow sorgten für gute Unterhaltung.

Von 
Arno Boas
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Finsterlohr. Es war ein Fest der Begegnung, der Generationen, der Kultur und des Genusses: Finsterlohr hatte am Sonntag Tür und Tor für seine Gäste geöffnet, und diese ließen sich nicht zweimal bitten und strömten in Scharen in den Creglinger Stadtteil. Das 180-Seelen-Dorf präsentierte sich beim zweiten Teil der Feierlichkeiten zum 800-Jahr-Jubiläum von seiner besten Seite und bot ein Programm, das sich sehen lassen konnte. Bei einer Dorfrallye für jung und alt warteten zudem knifflige Fragen auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Nach einem von Pfarrer Tilman Staak gehaltenen festlichen Gottesdienst in der St. Margarethenkirche unter Mitwirkung des Barock-Ensembles „I Vicaci“ ging das bunte Treiben langsam los – bei fast noch frostigen Temperaturen. Im Lauf des Tages zeigte sich dann doch noch die Sonne.

Im evangelischen Gemeindesaal bot die von Klaus Glück aufbereitete Bilderausstellung „Finsterlohr, Schonach und Burgstall im Wandel der Zeit“ einen spannenden Blick zurück. Deutlich wurde dabei die rasante Entwicklung nicht nur der Dörfer, sondern auch der Landwirtschaft. In einigen Bildern spiegelte sich aber nicht nur die massive Veränderung in der Bewirtschaftungsform wider – auch der gesellschaftliche Wandel kam zum Ausdruck. Und manch einer dürfte auf den bis zu 100 Jahren alten Aufnahmen Verwandte aus vergangenen Zeiten entdeckt haben.

Imposantes Gebäude

Das Barock-Ensemble „I Vivaci“ war nach seinem Auftritt in der Kirche noch einmal live zu erleben: Im ehemaligen Pfarrhaus gaben Susanne Weißenstein (Cello), Samuel Raiser (Trompete) und Fanny Askani (Geige) mit Werken von Händel und Bach eine weitere Kostprobe ihres Könnens. Hausherr Gottfried Askani ging auf die Geschichte des ehemaligen Pfarrhauses ein, das in den 1910-er Jahren gebaut wurde. Der Architekt war Martin Elsässer, der unter anderem die Großmarkthalle in Frankfurt (1928) plante und als überregional bedeutsamer Baukünstler galt.

Seit 2020 bewohnt Familie Askani das imposante Gebäude in Finsterlohr, das bis Mitte der 70-er Jahre des letzten Jahrhunderts als Pfarrhaus genutzt und 1975 vom Ehepaar Pfundt-Tittelbach gekauft wurde.

Die im Jahr 2018 verstorbene Barbara Pfundt-Tittelbach war langjährige Vorsitzende des Kultur- und Heimatvereins Creglingen und engagierte Kämpferin für den Erhalt historischer Bausubstanz. Ihr Vermögen wurde inzwischen in eine Stiftung, die ihren Namen trägt, übertragen. Stiftungszweck ist der Erhalt der Kulturgüter und der Kultur im Raum Creglingen. Vorsitzender der Stiftung ist Fritz Danner aus Schonach, wie die zahlreichen Besucher des Hauskonzertes erfuhren.

Zweimal wurde am Nachmittag vor begeistertem Publikum das Theaterstück „Hiwwedorf – Diwwedorf“ aufgeführt. Tilman Staak als Radiomoderator sowie Elke Scheuenstuhl, Lotta Stier, Hans-Ulrich Denneke und Bernd Scheuenstuhl als Kandidaten einer Quizshow zeigten sich in bester Spiellaune und entführten das Publikum in eine Live-Rateshow, bei der mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln um den Sieg gekämpft wurde. Am Ende sangen die Spieler zusammen mit den Zuschauern zwei Lieder, die Ulrike Kammleiter zu bekannten Melodien („Country Roads“ und „Es gibt Millionen von Sternen“) auf Finsterlohr umgetextet hatte.

Die freiwillige Feuerwehr Creglingen demonstrierte am Dorfgemeinschaftshaus realitätsnah die Bergung eines Unfallopfers aus einem Auto, das gegen einen Baum gefahren war. Da war beim Öffnen des Wagens nicht nur Brachialgewalt gefordert, sondern auch höchste Vorsicht geboten, um die eingeklemmte Person nicht zu gefährden. Eindrucksvoll meisterten die Einsatzkräfte die Herausforderung und ernteten dafür viel Beifall.

Beim Gang durch Finsterlohr stießen die Besucher auch auf den Keltenverein, der ein Lager aufgebaut hatte sowie auf weitere Kunstschaffende und den Motorsägekünstler Johannes Stahl. Anziehungspunkte waren ferner die historisch anmutenden Traktoren, die teils schon Jahrzehnte auf dem Buckel hatten sowie Info-Stände des Landwirtschaftsamtes und der Jägerschaft sowie ein Flohmarkt für Kinder. Außerdem konnten die Besucher einen Blick in das neue Seminarhaus „Kreativ und sein“ von Sabine Boas werfen. Luise Wirsching aus Spielbach präsentierte historische landwirtschaftliche Geräte und weitere Schätze aus ihrem großen Fundus. Und dass sie eine begnadete Musikerin ist, bewies sie beim Griff zum Akkordeon. A propos Musik: Die Rotweinschlotzer aus Münster und die singenden Nachtwächter aus Rothenburg sorgten an mehreren Plätzen im Dorf für musikalische Unterhaltung. Die Finsterlohrer Vereine – Landfrauen, Jugendclub, Feuerwehr, Kelten – hatten sich unter Federführung von Ortsvorsteher Bernd Scheuenstuhl und des Orga-Ausschusses mächtig ins Zeug gelegt, um ihren Gästen einen unterhaltsamen Tag zu bieten. Das ist ihnen gelungen, wie die positiven Rückmeldungen bestätigten. Gerade auch viele „Ehemalige“ waren beeindruckt von der Entwicklung des Dorfes und dem Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft.

Redaktion Redakteur bei den FN

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