Creglingen. Drei große Projekte prägen neben dem laufenden Betrieb die Arbeit in der Creglinger Stadtverwaltung: Der Umbau des ehemaligen Kreiskrankenhauses zu einem Gesundheitszentrum, die Ausweisung von über 200 Hektar Freiflächen-Photovoltaik auf dem Gemeindegebiet und die Planung eines bei Frauental vorgesehenen Industriegebietes. Über die Herausforderungen sprachen die FN mit Bürgermeister Uwe Hehn.
Zum 1. Dezember 2023 geht das ehemalige Kreiskrankenhaus in den Besitz der Stadt Creglingen über (wir berichteten). Der bisherige Besitzer, der Landkreis Main-Tauber, hat die Immobilie an die Stadt Creglingen verkauft. Bezahlt werden die insgesamt 750 000 Euro in zwei Raten zu je 375 000 Euro. Seit dem Umzug des Seniorenheims „Emma Weizsäcker Haus“ in den Neubau im Craintaler Weg im letzten Jahr stand ein Teil der Immobilie leer. Ein weiterer Teil wird bereits seit vielen Jahren von Ärzten genutzt: von der chirurgischen Tagesklinik und dem Internisten Dr. Walter Willfarth.
Zukunftsweisendes Projekt
Mit der Schaffung eines Gesundheitszentrums nimmt sich die Stadt Creglingen ein zukunftsweisendes Projekt vor, das viel Personal binden und eine immense Summe Geld verschlingen wird. Bürgermeister Uwe Hehn rechnet mit vier bis fünf Millionen Euro. Gut angelegtes Geld, denn die ausreichende Versorgung mit Ärzten ist eine der größten Sorgen im ländlichen Raum. Creglingen ist in dieser Hinsicht noch gut aufgestellt, und so soll es nach dem Willen von Uwe Hehn auch bleiben. Wichtigster Baustein auf dem Weg in die Zukunft ist das Gesundheitszentrum.
Nach der jahrelangen Sanierung und Modernisierung des Schulzentrums ist das geplante Gesundheitszentrum das nächste Leuchtturmprojekt für das Stadtoberhaupt. „Wir werden eines der schönsten Ärztezentren in Baden-Württemberg bekommen“, ist der Bürgermeister überzeugt – so, wie man jetzt eine der schönsten Schulen habe. Allerdings wartet bis dahin viel Arbeit auf die Stadtverwaltung. Erfolgversprechende Gespräche mit der ortsansässigen Ärzteschaft hat der Verwaltungschef schon geführt. „Die Gespräche laufen gut“, sagt der Bürgermeister und ist zuversichtlich, in dem viergeschossigen Gebäude, das einst das Kreiskrankenhaus beherbergte, die Wünsche der Ärzte erfüllen zu können. Dazu bedarf es auch Verhandlungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung und den Ärzteverbänden. „Ich sehe die Chance, dass wir Ärzte hierher bekommen“, betonte Uwe Hehn im FN-Gespräch.
Besitzübergabe am 1. Dezember
Mit der Besitzübergabe zum 1. Dezember geht das Vorhaben für Uwe Hehn erst richtig los. Ihm ist klar, dass über ein Projekt mit einem Finanzbedarf von bis zu fünf Millionen Euro „intensiv gebrütet“ werden müsse. Die Suche nach Zuschüssen wird ebenso wichtig wie die Suche nach einem Planer, der die verschiedenen Wünsche mit der vorhandenen Infrastruktur bestmöglich in Einklang bringt. Uwe Hehn hat nach eigenen Angaben schon einen „genauen Ablauf“ des Projekts im Kopf. Dass es manchmal nicht so schnell geht, wie man sich das wünscht, liegt auch am Personal. „Die personellen Ressourcen der Verwaltung sind begrenzt“, sagt der Bürgermeister und verweist auf die vielen Aufgaben, die seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schultern. Die Schulsanierung habe man etwa weitgehend selbst geplant, lobt Hehn seine Rathaus-Crew. Die Schaffung des Gesundheitszentrums sieht Uwe Hehn als wichtigen Bestandteil der Stadtsanierung.
Die Finanzierung wird der Knackpunkt. Ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts sind Einnahmen, die die Stadt noch nicht hat, die sie aber bekommt, sobald die Freiflächen-Photovoltaik realisiert wird. Wenn die rund 220 Hektar an Freiflächen-PV im Stadtgebiet wie geplant verwirklicht werden, dann winken der Stadt Creglingen jährlich zusätzliche Einnahmen von rund 500 000 Euro. Netto, wohlgemerkt. Für die Kommunen sind Windparks und Freiflächen-PV-Anlagen seit der Novellierung des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) finanziell reizvoll. Denn inzwischen werden die betroffenen Städte und Gemeinden am Ausbau finanziell beteiligt. Pro Kilowattstunde tatsächlich eingespeister Strommenge bekommt die Gemeinde 0,2 Cent.
„Landespolitisch bedeutsam“
Mit der Freiflächen-PV-Planung ist Creglingen nach Uwe Hehns Einschätzung „landespolitisch bedeutsam“. Sogar im Bundeswirtschaftsministerium kennt man die ehrgeizigen Pläne der Stadt Creglingen. Mit zirka 220 Hektar für die Freiflächen-PV würde Creglingen rund drei Prozent seiner landwirtschaftlich genutzten Fläche für diese Form der regenerativen Energieerzeugung bereitstellen und schätzungsweise 200 Megawatt Einspeiseleistung erzeugen. Die Frage ist, ob sich die Pläne auch zügig umsetzen lassen. Uwe Hehn hatte sich diesbezüglich im Sommer direkt an Ministerpräsident Winfried Kretschmann gewandt und den Abbau bürokratischer und planerischer Hürden im Stromleitungsbau gefordert. Auch Landtagsvizepräsident Prof. Dr. Wolfgang Reinhart hatte nach einem Besuch in Creglingen Unterstützung zugesagt.
Generell übt der Creglinger Bürgermeister deutliche Kritik am Landesentwicklungsplan, der in seiner Augen „viele Nachteile für den ländlichen Raum“ bringe. Er setze sich mit Nachdruck für Verbesserungen ein, so der Verwaltungschef. Denn der Landesentwicklungsplan schreibe Strukturen fest, die es nicht mehr gebe, befand der Bürgermeister im FN-Gespräch.
Mit Vehemenz fordert Hehn deshalb Änderungen – „das sind dicke Bretter, die man bohren muss“, räumt er allerdings ein. Den Gemeindetag sieht er auf seiner Seite. Um Landesgesetze zu ändern, braucht es Zeit und Geduld. Bei der Einführung der so genannten Flächenkomponente beim Finanzausgleich hat Uwe Hehn vor einigen Jahren schon einmal bewiesen, dass er beim Bohren dicker Bretter durchaus über das nötige Durchhaltevermögen verfügt. Zum Stand der Planungen für das Industriegebiet bei Frauental konnte der Bürgermeister nichts Neues verkünden.
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