Münster. Das Schul- und Sportzentrum in Creglingen braucht in absehbarer Zeit eine neue Heizung. Die alte Pelletheizung ist bereits seit einiger Zeit defekt. Der Creglinger Gemeinderat muss nach einer ersten Vorberatung am Dienstag nun zwischen zwei Varianten wählen, die Kosten von rund 820 000 beziehungsweise 1,2 Millionen Euro verursachen. Bei der großen Lösung wäre in einem weiteren Schritt sogar der Bau eines Wärmenetzes denkbar. Die Entscheidung soll in einer der nächsten Sitzungen fallen.
Das Thema begleitet die Stadtverwaltung und den Gemeinderat schon einige Jahre lang. Bereits im März 2021 stand es auf der Tagesordnung – damals war einer der Pelletkessel defekt. Inzwischen ist auch der zweite Kessel nicht mehr richtig betriebsbereit. Da das Schulzentrum aber auch mit Gas und Öl beheizt werden kann, braucht niemand fürchten, dass die Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte im Winter im Kalten sitzen müssen.
Im Creglinger Gemeinderat notiert
Stadtbaumeister Jürgen Korb teilte in der Sitzung es Creglinger Gemeinderats mit, dass es im Baugebiet „Rück“ in Waldmannshofen wieder Bauplätze gibt. Er sagte außerdem auf Nachfrage von Stadtrat Dehner, dass die Arbeiten an der Ortsverbindungsstraße Sechselbach – Buch Anfang Oktober beginnen sollen.
Eigentlich sollte am Dienstag die Satzung über die Entschädigung für ehrenamtliche Tätigkeiten rückwirkend zum 1. Januar 2023 geändert werden. Doch auf Antrag von Bürgermeister Uwe Hehn wurde der Punkt von der Tagesordnung genommen und soll zu einem späteren Zeitpunkt beraten werden.
In der Uhlandstraße in Creglingen ist der Gehweg auf einer Länge von rund 50 Metern als Podest mit Rampen ausgeführt. Das Geländer dort entspricht nicht den Unfallverhütungsvorschriften und muss nach Aussage von Jürgen Korb erneuert werden. Der Gemeinderat vergab die Lieferung und den Aufbau des Geländers zum Preis von rund 18 345 Euro an die Firma Benz aus Reutsachsen.
Vom 1. April bis 30. Juni wurden der Stadt Creglingen 1050 Euro gespendet. Damit ergibt sich für das erste Halbjahr ein Spendenvolumen von 7857,99 Euro.
In der Kieselallee befindet sich ein Abwasserpumpwerk, welches das Abwasser des südlichen Stadtgebiets unter der Tauber hindurch in den nördlich liegenden Hauptsammler pumpt. Eine der beiden Pumpen muss ersetzt werden. Der Gemeinderat vergab den Auftrag für rund 12 366 Euro an die Firma Xylem Water Solutions GmbH aus Langenhagen.
Der Gemeinderat hat die Arbeiten für den Bodenbelag im Dorfgemeindehaus Oberrimbach an die Firma Wibo Bodengestaltung aus Lichtenau zum Preis von rund 17 550 Euro vergeben. Die Kücheneinrichtung wurde zum Preis von 39 623,60 Euro an die Firma Möbel Schmitt aus Lauda-Königshofen vergeben. abo
Weil das Thema diffizil ist und teuer werden kann, hat sich die Stadt bereits 2021 einen Berater ins Boot geholt: das Ingenieurbüro IBK aus Würzburg. Dessen Chef, Professor Dr. Jürgen Köberlein, stellte dem Gemeinderat am Dienstag im Gemeindehaus Münster mögliche Lösungswege aus dem Dilemma vor. Er hatte zwei Varianten im Gepäck, wobei die größere Lösung mittelfristig den Bau eines Wärmenetzes Richtung Rathaus und Richtung Siedlung ermöglichen würde.
Bürgermeister Uwe Hehn machte gleich zu Beginn der Sitzung deutlich, dass es an diesem Abend nicht darum gehe, bereits eine Entscheidung zu treffen. „Das müssen Sie sich erst einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen“, wandte er sich an die Gremiumsmitglieder. Warum das sinnvoll ist, wurde im Vortrag des Würzburger Ingenieurs schnell deutlich, geht es doch um eine Grundsatzentscheidung, die man auch im Zusammenhang mit dem Gebäudeenergiegesetz sehen muss. Professor Köberlein ließ keinen Zweifel: „Die Einsparung von CO2-Emmissionen steht über allem“. So bleibt eigentlich nur die Wahl zwischen Pellets und Hackschnitzel, während Gas – wie bisher – nur ergänzend zum Einsatz kommen soll. Jürgen Köberlein sieht im Vergleich mehr Vorteile bei den Pellets, weil sie unter anderem platzsparender als Hackschnitzel sind und weniger Personalaufwand benötigen.
Die mit rund 820 000 Euro Kosten veranschlagte Variante 1 würde den Austausch der bisherigen Heizung im Schulzentrum vorsehen. Der Holzanteil würde dann künftig bei 80 Prozent, der Erdgasanteil bei 20 Prozent liegen.
Bei Variante 2 – geschätzte Kosten rund 1,22 Millionen Euro – würde der Heizraum den Standort wechseln: vom Schulzentrum in ein leerstehendes landwirtschaftliches Gebäude in der Nähe der Grundschule. Die Stadt würde dieses Gebäude anmieten, um es als Heizraum zu nutzen. Dort wäre auch Platz für die Pellet-Silos. Und hier käme das Wärmenetz ins Spiel: Eine rund 500 Meter lange Leitung könnte Richtung Rathaus führen, eine andere Richtung Siedlung.
Der Reiz dieser Variante läge auch darin, dass die Stadt die Pellets selbst pressen könnte – vorausgesetzt, sie kauft eine Presse. Diese kostet zwar in der Anschaffung rund 300 000 Euro. Der städtische Wald würde laut Uwe Hehn aber „genug Masse“ liefern, um die benötigten Pellets herzustellen. Und wenn man die Presse mit Solarstrom betreibt, dann wäre es eine fast CO2-neutrale Herstellung, wie Jürgen Köberlein ergänzte. Standort für die Presse wäre der städtische Bauhof, der dann auch mit Pellets beheizt werden könnte. Die Presse kann nach Aussage von Hehn 600 bis 700 Tonnen Pellets im Jahr verarbeiten. Im Schul- und Sportzentrum selbst werden pro Jahr rund 300 Tonnen verheizt – was den Spielraum schaffen würde für den Anschluss weiterer Gebäude an ein Wärmenetz, etwa das Romschloss und das Rathaus. Zusätzliche Kosten würden bei dieser Variante allerdings durch den erforderlichen Bau einer neuen Halle auf dem Bauhofgelände anfallen.
„Im Sommer pressen Sie die Pellets mit Solarstrom, im Winter verbrennen Sie das Ganze“, so der Fachmann aus Würzburg. Damit erreiche man energetische Unabhängigkeit, die Wertschöpfung bleibe in der Region und die Herstellung sei nahezu CO2-neutral. „Ich finde das eine gute Idee“. Und wenn man dann mittelfristig auch noch in ein Wärmenetz investiere, dann „wäre das bezüglich der Nachhaltigkeit ein Leuchtturmprojekt“, war der Ingenieur überzeugt.
Stadtrat Rudi Müller meinte, die große Lösung habe durchaus „ihren Charme“. Allerdings müsse man vor einer Entscheidung konkrete Aussagen über die Kosten haben. Das sah auch Stadtrat Thomas Dörfler so: „Wir brauchen eine genauere Rentabilitätsberechnung.“ Diese wurde vom Bürgermeister bis zur nächsten Beratung des Themas zugesagt. Uwe Hehn verwies darauf, dass man mit dem Betrieb eines Nahwärmenetzes natürlich auch Einnahmen haben werde. Ein Nahwärmenetz sei wie eine große, effiziente Zentralheizung.
Für Ingenieur Jürgen Köberlein steht fest: Wenn sich der Gemeinderat für die kostengünstigere Variante 1 entscheidet, dann rückt Variante 2 in weite Ferne. Und damit auch die Möglichkeit des Nahwärmekonzepts, das im politischen Berlin momentan ganz oben auf der Agenda steht. Wie das künftig bei einer vielleicht geänderten politischen Konstellation aussieht, steht allerdings in den Sternen.
Bis zum Jahr 2025 läuft noch der Wärmelieferungsvertrag zwischen der Stadt Creglingen und der Wärmetechnischen Service GmbH und Co KG aus Oberkirch. In dem Vertrag ist unter anderem festgelegt, dass die Wärme zu 95 Prozent durch Holzenergie erzeugt wird, der Rest durch Öl beziehungsweise Gas. Wie schon 2021 berichtet, schien das Verhältnis in der Praxis aber eher bei zirka 70:30 Prozent zu liegen.
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