Creglingen. Erstmals seit 2019 fand die ordentliche Generalversammlung – die 104. – der Landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft Creglingen (BAG) wieder in der Mehrzweckhalle statt, nachdem sie 2020 komplett ausgefallen war und 2021 im internen Rahmen in den Räumen der BAG stattfand.
Vorstandsvorsitzender Thomas Küstner verkündete den zahlreichen Ehrengästen und BAG-Mitgliedern schon bei der Begrüßung, dass im zwölften Jahr in Folge der Umsatz gesteigert werden konnte. Geschäftsführer Winfried Kleinschrodt ging näher auf das Zahlenwerk ein. Die Umsatzentwicklung bezeichnete er als sehr erfreulich, liegt sie doch mit 42,73 Millionen Euro stolze 5,15 Millionen Euro höher als im Vorjahr. Dies bedeutet gleichzeitig den höchsten Umsatz in der 108-jährigen Geschichte der Genossenschaft.
Dabei schnitten die einzelnen Geschäftsfelder unterschiedlich ab. Während die Zahlen beim Getreide (-13,2 Prozent), zurückgingen, stiegen sie um 63 Prozent beim Raps und um 93,3 beim Obst. Bei den landwirtschaftlichen Bedarfsartikeln ging es im Gegensatz zum Futtermittel (plus 2,3) bei den Düngemitteln um 40 Prozent zurück, ebenso beim Saatgetreide und den Sämereien. Sehr zur Freude aller hat sich der Umsatz im Raiffeisenmarkt und den Dorfläden deutlich nach oben bewegt. Im Creglinger Markt stieg er um 7,3 Prozent und in den Dorfläden Finsterlohr, Wettringen und erstmals Dombühl um insgesamt knapp 400 000 Euro.
Wichtiger Arbeitgeber
Auch in der Sparte Baustoffe und Kraftstoffe ging es leicht nach oben. Die Leistungserlöse erhöhten sich um 70 000 auf 543 000 Euro, Hauptergebnisbringer waren die Abfallentsorgung, Baustoffe, Futtermittelfrachten und Containerdienste. Die Investitionen betrugen 2021 lediglich 317 000 Euro.
Wie wichtig die BAG als Arbeitgeber ist, zeigen die Mitarbeiterzahlen. Im vergangenen Jahr waren 72 Menschen beschäftigt, davon 35 in Vollzeit, 27 in Teilzeit, sieben geringfügig Beschäftigte, und drei junge Menschen fanden einen Ausbildungsplatz.
Bei dieser Gelegenheit bedankte sich der Geschäftsführer unter großem Beifall bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die gute Teamarbeit und bezeichnete sie als „verschworene Gemeinschaft“, denn nur so könne eine Genossenschaft erfolgreich sein und die Zukunft herausfordern. Auch für die gute Zusammenarbeit mit Vorstand und Aufsichtsrat fand er lobende Worte. Die Mitgliederzahl hat sich um drei auf 405 reduziert.
Gute Benotung
Als Nachfolger von Hans Friedrich Ott berichtete Tobias Glock als Aufsichtsratsvorsitzender über das abgelaufene Geschäftsjahr. Nach seinen Angaben fanden alle Prüfungen die vollste Zufriedenheit, ebenso bei den Unterrichtungen, die vollständig und zeitnah waren. Das Prüfungsergebnis des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes trug wie in den Vorjahren Martin Kern vor.
Sowohl die Buchführung als auch die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung und der Lagebericht stehen im Einklang mit dem Jahresabschluss. Den erhöhten Umsatzerlös sieht er in der positiven Entwicklung beim Raps sowie den Futtermitteln begründet.
Die Rohertragsspanne habe sich leicht von 11,5 auf 11,8 Prozent verbessert. Die Ertragslage bezeichnete er als „zufriedenstellend“, was nach seinen Worten eine Schulnote „Gut“ bedeutet. Die Kostenbelastung entspricht 10,3 gegenüber 10,7 Prozent im Vorjahr. Die Vermögenslage ist geordnet, das Eigenkapital wird mit 26 Prozent der Bilanzsumme ausgewiesen. Erneut wies Kern darauf hin, dass auf eine angemessene Eigenkapitalstärkung das Hauptaugenmerk zu legen ist.
Der ausgewiesene Jahresüberschuss von 376 757,11 Euro wurde, wie vom Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen, wie folgt verwendet: für die gesetzlichen Rücklagen 38 000 Euro und 338 757,11 Euro für andere Ergebnisrücklagen.
Nach der durch Bürgermeister Uwe Hehn beantragten und von den Mitgliedern genehmigten Entlastung des Vorstandes und Aufsichtsrates gratulierte der Rathauschef der BAG zu dem guten Ergebnis. Seine größte Freude brachte er darüber zum Ausdruck, dass die Dorfläden gut angenommen werden und dass mit der BAG eine Genossenschaft weiter ihren Hauptsitz in Creglingen habe, nicht nur zum Wohle der 84 Vollerwerbslandwirte.
Verabschiedungen
Einstimmig verliefen die Wahlen zum Vorstand und Aufsichtsrat. Für den nach 30 Jahren ausgeschiedenen Werner Baumann, der von Martin Kern mit der Raiffeisen/Schulze-Delitsch-Medaille ausgezeichnet wurde, wurde Simon Neigert ins Aufsichtsratsgremium gewählt.
Mit Dank und einem Präsent wurden Dieter Schmitt (seit 1997) und Friedhelm Neigert (1980) für ihr langjähriges Engagement als Mitarbeiter der BAG von Geschäftsführer Wilfried Kleinschrodt und Vorstandsvorsitzendem Thomas Küstner in den Ruhestand verabschiedet.
Zu ihrer 104. Generalversammlung hatte sich die BAG den baden-württembergischen Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) eingeladen. In seinem Vortrag bedauerte er, dass die Landwirtschaft oft zu Unrecht am Pranger stehe. In Deutschland geben Verbraucher nur neun Prozent für Lebensmittel aus, für Handy oder Ähnliches viel mehr. Er wies auch auf die Wichtigkeit der Rinderhaltung für die Grünlanderhaltung hin.
Die deutsche Industrie habe zwar einen hohen Gasbedarf, allen voran die BASF, doch diese Quelle könne nicht so schnell geändert werden. Daher setzt er bei Energie auf Biogas, hier gebe es noch einen „schlafenden Riesen“. Biogas müsse eine genügend hohe Bedeutung bekommen. Er sprach sich für Photovoltaikanlagen vor allem auf Dächern aus und nicht auf Freiflächen.
Der Erdbacher Jochen Mönikheim entgegnete dem Minister, dass der Verbraucher an der Ladentheke meist nach dem Preis über den Kauf von Fleisch entscheide. Laut Hauk sei der Verkauf von Bioartikeln nur zu den Discountern verlagert worden. Aus der Versammlung kam der Vorwurf, dass Naturschützer oft gegen die Landwirtschaft arbeiteten.
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