Ladeneröffnung

Creglingen: „Verschenken statt Wegwerfen“

Verschenken statt Wegwerfen: Team des Familienzentrums „Komm“ ist Eröffnung eines ungewöhnlichen Ladens in Creglingen ein großes Stück näher gekommen

Von 
Arno Boas
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DIE KINDERECKE IST BEREITS GUT GEFÜLLT – ABER ES GIBT NOCH PLATZ FÜR WEITERE GEGENSTÄNDE. © Arno Boas

Creglingen. Reger Betrieb herrschte am Samstagmorgen im neuen Laden-Projekt „Verschenken statt wegwerfen“ in der Creglinger Hauptstraße 34. Noch brauchbare und gut erhaltene Gegenstände können dort noch an den Samstagen im September kostenlos abgegeben werden. Eröffnet wird „Der Laden“ im Haus des früheren Fahrrad- und Haushaltswarengeschäfts Haag am Samstag, 14. Oktober. Ab dann können Interessierte dort stöbern und sich neue Lieblingsstücke mitnehmen – idealerweise gegen eine Spende.

Schräg gegenüber des Familienzentrums „Komm“ hat in den letzten Wochen ein ehrenamtliches Team das Erdgeschoss des leer stehenden Ladens renoviert, um dort ein in ländlichen Regionen noch neues Konzept umzusetzen. Erika Weimer, Leiterin des Familienzentrums und ihre Helferinnen und Helfer legen Wert darauf, dass es sich nicht um einen „Umsonstladen“ im herkömmlichen Sinn handelt. Dieser Begriff treffe es nicht richtig, betont Erika Weimer. Denn die Dinge, die ab Mitte Oktober im neuen Laden zum Abholen bereit stehen, hätten ja noch ihren Wert - manche bis zu 200 Euro. Deshalb hofft man auf die freiwillige Spendenbereitschaft der Kunden. Zumal sich der Laden zur Hälfte durch Spenden finanzieren muss, denn die Stadt übernimmt nur die Hälfte der Miete.

Kommentar Beachtlicher Erfolg

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Arno Boas
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Wertschätzung und Nachhaltigkeit

Wertschätzung – das ist das eine Stichwort. Das andere: Nachhaltigkeit. Denn das Motto lautet verschenken statt wegwerfen – was dem einen nur noch als Staubfänger dient, wird vielleicht zum Lieblingsstück des neuen Besitzers. Dabei behält sich das Team vor, Dinge auch abzulehnen, etwa wenn sie nicht mehr gebrauchsfähig oder verschmutzt sind. Der rege Betrieb am ersten Annahmesamstag stimmt die Verantwortlichen rundum positiv – zumal schon vorher zahlreiche Gegenstände angeliefert worden waren und sich die Regale im neuen Laden bereits stattlich gefüllt hatten.

Ein Creglinger trägt gerade einen gut erhaltenen Samowar herein, der sehr gerne angenommen wird und der vielleicht bald einem neuen Besitzer herrlichen Teegenuss bereiten wird. Eine Frau bringt einen dekorativen Gegenstand vorbei, der ebenfalls in den Besitz des Ladens übergeht. Und so sind es am Ende des ersten Samstags weit über 20 Personen, die ehemalige Lieblingsstücke vorbeigebracht haben. Gut gefüllt ist auch schon die Kinderecke im Nebenraum – ob Spiele, Fahrradhelm oder Kleidung – das Kindersortiment ist bereits gut bestückt.

IM HAUS NR. 34 IN DER CREGLINGER HAUPTSTRASSE ENTSTEHT DER „LADEN“ – AUF INITIATIVE DES KOMM-TEAMS VOM FAMILIENZENTRUM. AN DEN SAMSTAGEN IM SEPTEMBER KÖNNEN HIER KOSTENLOS GEGENSTÄNDE ABGEGEBEN WERDEN. ERÖFFNUNG IST DANN AM 14. OKTOBER. © Arno Boas

Städtisches Geld gut investiert

Betrieben wird der Laden vom Komm-Team, zu dem auch die Mitglieder des Repair-Cafes gehören. Alle zusammen haben viel ehrenamtliches Engagement bewiesen, das letztlich auch den Gemeinderat und die Stadtverwaltung davon überzeugt haben, dass bei diesem Projekt städtisches Geld gut investiert ist. Trotzdem muss das Team schauen, dass es über die Runden kommt, und deshalb sind Spenden ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzepts. Welche Öffnungszeiten ab 14. Oktobermöglich sind, hängt auch davon ab, wie viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer bereit sind, Schichten zu übernehmen. Angedacht sind Öffnungszeiten von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr, allerdings wahrscheinlich eher nicht täglich. Das alles sei noch im Prozess, berichtet Erika Weimer. Interessierte Helfer können sich bei ihr melden.

Was dem Team noch fehlt, ist ein größerer alter Bauernschrank mit Fächern, um dort Küchen- und Elektrogeräte präsentieren zu können. Das Sortiment soll umfangreich sein und umfasst unter anderem Deko, Geschirr, Kleinmöbel, Werkzeug, Lampen, aber auch Camping-Zubehör oder Outdoor- und Gartensachen – immer unter der Maßgabe, dass die Waren nicht zu sperrig sind. Nicht angenommen werden etwa Polstermöbel, Betten, Kleidung (außer Kinderkleidung) oder Lebensmittel. Wer unsicher ist, fragt einfach vorher an - unter Telefon 07933/70144, oder per e-mail familienzentrum@creglingen.de.

Handgemachtes aus der Region

Nicht zu vergessen: Der Laden soll auch eine Plattform für „Handgemachtes aus der Region“ werden. Eines der Regale stellt das Komm-Team regionalen (Hobby)künstlern zur Verfügung, damit sie ihre Werke ausstellen können. Darüber hinaus ist angedacht, den Laden auch als Plattform für Angebote zum Leihen, Tauschen und Helfen zu nutzen. Ideen für die Zukunft gibt es also genug.

Das ungewöhnliche Konzept ist auch überregional auf Interesse gestoßen – ein Fernsehsender und der SWR haben nach den FN ebenfalls über den planten Komm-Laden berichtet. Jetzt kommt es „nur“ noch darauf an, dass auch die Menschen vor Ort die neue Einrichtung annehmen und mit Leben füllen. Das Komm-Team ist guter Dinge, dass die vielleicht anfänglich noch bestehende Hemmschwelle schnell abgebaut wird.

Redaktion Redakteur bei den FN

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