Buchen/Odenwald-Tauber. „Ohne Fachkräfte funktioniert die Wirtschaft nicht.“ Dieser Meinung ist Simeon Kirui. Deshalb hat es sich der gebürtige Kenianer zur Aufgabe gemacht, etwas gegen den Fachkräftemangel in der Region zu tun. Er hat das Unternehmen „Kepic Commercials & Consulting“ gegründet, das afrikanische Arbeitskräfte an deutsche Firmen vermittelt.
Vor rund 20 Jahren, als er in Südafrika studiert hat, lernte Kirui seine deutsche Frau kennen und zog schließlich mit ihr nach Deutschland. Nach mehreren Jahren in Heilbronn lebt die Familie inzwischen in Neunkirchen, nicht weit von der Familie seiner Frau entfernt. Während der Corona-Pandemie hat Kirui bei der Arbeitsagentur gearbeitet. Das Thema Fachkräftemangel habe ihn dort fast täglich begleitet, erzählt er im FN-Gespräch.
Dass es inzwischen möglich ist, zum Beispiel Arbeitskräfte aus Kenia nach Deutschland zu holen, liege an einem neuen Migrationsabkommen. Das wurde im vergangenen Jahr unterzeichnet. Fachkräftemangel gebe es in afrikanischen Ländern eher weniger. „In Kenia gibt es zu viele Menschen für zu wenige Arbeitsplätze“, erklärt Kirui. Die Arbeitslosenquote bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen sei sehr hoch. Ein Zustand, von dem deutsche Unternehmen seiner Meinung nach profitieren könnten. Deshalb beschloss er, mehr afrikanische Fachkräfte nach Deutschland zu holen.
Mit dem Landratsamt Branchen definiert
Mit seiner Idee stieß er beim Landratsamt auf offene Ohren. „Ich hatte unter anderem ein Gespräch mit Landrat Dr. Achim Brötel, um mit ihm gemeinsam zu erörtern, wie man die regionale Wirtschaft stärken kann“, sagt der 48-Jährige. Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin des Landratsamtes habe er Branchen definiert, die besonders vom Fachkräftemangel betroffen sind – die Pflege und das Handwerk.
Wie lange der Prozess dauert, bis ein Afrikaner zum Arbeiten nach Deutschland kommen kann, hänge laut Kirui von verschiedenen Faktoren ab: „Wenn die Person schon einen Deutschkurs mit erfolgreicher A1-Prüfung abgelegt hat, geht es schneller“, erklärt er. Zwischen drei und zwölf Monaten sei daher alles möglich. Der 48-Jährige unterstützt zum Beispiel beim Vorstellungsgespräch, beim Visumsantrag oder beim Anerkennungsverfahren. „Wir können die neuen Arbeitskräfte außerdem bei Bedarf zu Behörden begleiten oder ihnen bei Versicherungen, Erstversorgung oder Kontoeröffnung helfen“, sagt Kirui.
Zwei haben eine Ausbildungsstelle gefunden
Da er mit seinem Unternehmen erst seit Anfang des Jahres tätig ist, befinden sich einige künftige Arbeitskräfte derzeit noch mitten im Prozess. Zwei Afrikaner, die bereits in Deutschland gelebt haben, haben über Kirui eine Ausbildungsstelle in der Region gefunden. Seit dem 1. September macht Anicet Kamoe aus Kamerun die Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik beim Obi-Markt in Buchen. „Die Arbeit macht mir viel Spaß“, sagt er. Filialleiter Andreas Haaker ist mit seinem Auszubildenden bisher sehr zufrieden. Eine Herausforderung könnte der Berufsschulunterricht werden. Kamoe spreche laut Haaker zwar schon gut Deutsch, die Anforderungen im Unterricht seien aber hoch. „Da muss er dranbleiben und fleißig weiter üben“, sagt der Filialleiter.
Dranbleiben will auch Simeon Kirui mit seinem neu gegründeten Unternehmen. Er sieht sich dabei nicht nur als Vermittler, sondern viel mehr als eine Art Integrationsberater. „Vermitteln kann jeder. Es geht darum, die Afrikaner als Arbeitskräfte in Deutschland zu halten. Nur so kann man langfristig etwas gegen den Fachkräftemangel bewirken. Die Integration spielt dabei eine zentrale Rolle“, ist der 48-Jährige überzeugt.
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