Buchen/Mosbach. Was in Buchen geprüft wird, ist in Mosbach seit 2009 Realität: Der Mosbacher Friedhof verfügt über drei muslimische Grabfelder. Wie Julian Ruf von der Stadtverwaltung auf Anfrage der FN-Redaktion sagte, sei das erste Grabfeld bereits komplett belegt, einzelne Gräber im zweiten seien bereits vergeben. Das dritte Grabfeld sei noch leer. Der Buchener Bürgermeister Roland Burger hatte in der vergangenen Gemeinderatssitzung mitgeteilt, dass die Stadtverwaltung prüfen werde, ob man eine Bestattungsmöglichkeit für Muslime in Buchen schaffen könne (wir berichteten).
In Mosbach waren die muslimischen Grabfelder im Rahmen einer Erweiterung des Friedhofs entstanden. Drei Jahre betrug die Bauzeit, rund 400.000 Euro hatte die Kreisstadt für insgesamt 900 zusätzliche Grabstellen investiert, darunter welche für Verstorbene muslimischen Glaubens. Auf dem Friedhof steht auch ein Raum für rituelle Waschungen von Leichnamen zur Verfügung. Waschungen sind Teil des islamischen Bestattungsritus. Ende 2009 wurde der erweiterte Friedhof christlich geweiht und von dem Imam der örtlichen Moscheegemeinde gesegnet. „Das ist ein weiterer Schritt zur Integration“, hatte damals Harun Demircan, Vorsteher der islamisch-türkischen Gemeinde, gesagt.
Gut 15 Jahre später zieht Ruf eine positive Bilanz. „Es hat keine Beschwerden zur Grabpflege gegeben“, sagte er. Auf dem Mosbacher Friedhof dürften generell nur Verstorbene beigesetzt werden, die ihren letzten Wohnsitz in Mosbach hatten. Nur in begründeten Einzelfällen könnte von dieser Regelung abgewichen werden. „Wir haben eine Kostendeckung von 70 Prozent“, sagte Ruf. „Man ist gezwungen, Fremdbestattungen abzulehnen.“
In der Sitzung des Mosbacher Gemeinderats im Mai seien Bestattungen von Muslimen aus Umlandgemeinden ein Thema gewesen, wie der „Stadtanzeiger Mosbach“ berichtete. Denn viele Muslime aus der Umgebung besuchten die Moschee in Mosbach und hätten deshalb in der Kreisstadt ihren religiösen Mittelpunkt gefunden. Sie könnten sich aber in Mosbach nicht beerdigen lassen. Für eine Bestattung müssten sie entweder in Großstädte wie Heilbronn oder Mannheim ausweichen. Wie die „Stadtanzeiger“-Redaktion ermittelt hatte, gebe es in Aglasterhausen einzelne muslimische Reihengräber. Das muslimische Grabfeld in Sinsheim stehe zwar auch Muslimen aus anderen Kommunen zur Verfügung. Es stoße allerdings bereits an seine Kapazitätsgrenzen, da viele Anfragen bei der Stadtverwaltung eingegangen seien. Nach Angaben vom Demircan kostet die Überführung eines Verstorbenen in die Türkei etwa 3.000 Euro, berichtete der „Stadtanzeiger“.
Sollte in Buchen eine muslimische Bestattungsmöglichkeit entstehen, so wünscht sich Harun Bozkurt, Vorstand der „DITIB-Türkisch Islamische Gemeinde zu Buchen“, nicht unbedingt einen separaten Friedhof, aber einen abgetrennten Bereich. Die Ausrichtung der Gräber nach Mekka sollte gegeben sein. Für Beerdigungen in diesem Grabfeld sollte der Sargzwang generell aufgehoben sein, wie das in Mosbach der Fall ist. „Es wäre schön, wenn ein kleines Haus vorhanden wäre, um darin die Toten zu waschen“, sagte der Vorstand der Buchener DITIB-Moschee. „Falls das nicht möglich ist, könnten wir auch einen Waschraum in unserem Neubau an der Moschee einrichten.“
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