Schwarzach/Mosbach. „Ein Erdbeben der Stärke 6,9 mit dem Epizentrum zwischen Karlsruhe und Mannheim hat am Donnerstag um 5,51 Uhr für über hundert Tote, unzählige Verletzte und Verschüttete gesorgt.“ Mit diesen Worten beschrieb Thomas Strobl, stellvertretender Ministerpräsident von Baden-Württemberg, in Schwarzach die Lage der Übung „Magnitude“. Sie ist die größte internationale Katastrophenübung, die in Deutschland bisher stattgefunden hat. Rund 1000 Personen aus den Ländern Deutschland, Frankreich, Österreich, Schweiz und Griechenland nehmen daran teil. Sie gehören 30 verschiedenen Hilfsorganisationen an. Die Übung dauert bis Samstagmittag.
Am Freitag waren in Mosbach und Schwarzach insgesamt 525 Personen mit über 100 Fahrzeugen und 15 Rettungshunden im Einsatz. Während in Mosbach das Retten verschütteter Menschen geübt wurde, evakuierten in Schwarzach Rettungskräfte des DRK insgesamt 34 Personen mit körperlichen beziehungsweise geistigen Einschränkungen aus einem Wohnheim. Anders als bei ähnlichen Übungen üblich, wurden die Rollen der zu Rettenden nicht von Schauspielern übernommen, sondern die Bewohner standen selbst zur Verfügung. Wie Michael Walter, Leiter der Unternehmenskommunikation der Johannes-Diakonie, erläuterte, hätte man die Übung mit den Behinderten vorher geübt. Dennoch seien sie in den Tagen und Stunden davor sehr aufgeregt gewesen.
Die Übung selbst ging sehr routiniert vonstatten. Betreuer und DRK-Helfer führten mobile Bewohner die Treppen hinunter zu bereitstehenden Transportbussen. Gehbehinderte wurden mit Tragesäcken oder auf Matratzen geborgen. Innerhalb weniger Minuten war das Haus geräumt, und die Evakuierten wurden zu Sammelunterkünften gebracht.
Das Medienaufkommen in Schwarzach war sehr groß. Journalisten von Zeitungen und Rundfunkanstalten filmten und fotografierten das Geschehen. Sogar eine Reporterin von der Neuen Züricher Zeitung war vor Ort.
Thomas Strobl, Innenminister und Ministerpräsident, wohnte gemeinsam mit dem slowenischen EU-Kommissar Janez Lenarcic der Übung bei. „Weil Krisen keine Grenzen kennen, müssen wir grenzüberschreitend üben“, sagte der Minister. Die Übung stelle eine unübersichtliche Großgefahrenlage dar, die mit nationalen Kräften allein nicht zu bewältigen wäre. „Die Übung läuft sehr gut“, stellte Strobl fest. „Man spürt, wie ein Rad ins andere greift. Die Teilnehmer sind hochmotiviert.“
Dass in Schwarzach Menschen mit Beeinträchtigung im Fokus stünden, gefiel Strobl besonders gut. Denn im Katastrophenfall müssten solche Personen als erste gerettet werden.
EU-Kommissar Janez Lenarcic bezeichnete die Übung als „Meilenstein. Denn sie ist die umfassendste internationale EU-Katastrophenübung, die in Deutschland jemals ausgetragen wurde.“ Er dankte allen Teilnehmern. „So funktioniert europäische Solidarität“, stellte er fest. Man müsse sich wegen der Klimakrise an extreme Wetterereignisse wie Rekordregenfälle und Waldbrände gewöhnen. „Das ist die neue Realität“, stellte er fest. Die rund 1,4 Millionen Euro für die Übung seien deshalb eine wichtige Investition.
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