Buchen. Der Abriss des Kinogebäudes in der Friedrichstraße in Buchen geht zügig voran. Mitarbeiter der Firma Leis räumten das Gebäude und rückten ihm mit dem Abrissbagger zu Leibe. In der Wand zur Friedrichstraße hin klaffte am Montag ein großes Loch.
An der Stelle des nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten Hauses soll ein Wohn- und Geschäftshaus mit Tiefgarage entstehen, die eine Zufahrt über die Friedrichstraße erhalten soll. Der Neubau wird über eine Fläche von 1250 Quadratmeter verfügen. Zwei Gewerbeeinheiten, darunter eine Arztpraxis, und acht Wohnungen zwischen 70 und 120 Quadratmeter Größe sollen darin Platz finden. Der Investor, die Hollerbach-Gruppe aus Hardheim, wird dafür etwa sieben Millionen Euro investieren. Auch die Gebäude in der Kellereistraße 2, 4, 6 und 10 sollen abgerissen werden. Das Projekt ist ein Teil einer umfangreichen Sanierung im Stadtzentrum.
Die Kinogeschichte in Buchen begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Heinrich Müssig senior hatte das Grundstück erworben, auf dem bis dahin ein landwirtschaftlicher Betrieb seinen Sitz hatte. Er errichtete darauf ein Kinogebäude, die sogenannte „Unterländer Volksbühne“. Bis zum Jahr 1968 betrieb die Familie Müssig das Lichtspieltheater mit damals 650 Plätzen in Eigenregie, dann verpachtete sie es.
In 1974 wurde das Gebäude aufwendig umgebaut. Das Kino wurde vom Erd- ins Obergeschoss verlagert, ins Erdgeschoss zog ein Lebensmittelladen. Mitte der 1990-er Jahren investierte der Eigentümer nach eigenen Angaben rund 800 000 Mark (rund 400 000 Euro) in das Kino. Es erhielt zwei separate Vorführsäle sowie eine neue Gebäudetechnik. Zuletzt verfügte das Kino über insgesamt 180 Sitzplätze. Es schloss zum 1. Juli 2010 seine Pforten, weil den Betreibern die Nebenkosten zu hoch waren. Daraufhin kündigte der Eigentümer dem Betreiber eines Ladens für russische Lebensmittel und dem Wirt einer Pilsstube, weil er annahm, ein unvermietetes Gebäude besser verkaufen zu können. Seitdem stand es leer. Den Laden im Erdgeschoss des Hauses hatte von 1974 bis 1995 die Lebensmittelkette Spar beziehungsweise Edeka gepachtet. Dann folgte ein Geschäft für türkische Lebensmittel. Von 1994 bis 2004 konnte man in den Räumen russische Lebensmittel kaufen. Danach zog bis zum Jahr 2008 ein Billard- und Internetcafé in diese Räume, bevor Ende 2009 für nur zehn Monate wieder ein Geschäft mit russischen Lebensmitteln einzog.
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