Buchen. In Buchen laufen zurzeit die innerstädtischen Sanierungsarbeiten auf Hochtouren. Das ehemalige Kinogebäude ist schon abgerissen, mehrere nahe gelegene, alte Häuser in der Kellereistraße folgten. Darunter das Haus Kellereistraße Nummer 4, das frühere Wohnhaus der alteingesessenen Buchener Familie von Johann Krug.
Tochter Gertrud hatte am 7. Juni 1948 den Donauschwaben Hans Schaab geehelicht. Das junge Paar lebte anfangs im angrenzenden Wohnhaus Kellereistraße 2, bevor es einige Jahre später ihr selbst errichtetes Eigenheim bezog. Der älteste Sohn Werner erfuhr per Zufall durch einen Zeitungsbericht der Fränkischen Nachrichten über die aktuellen Sanierungsarbeiten in seiner Heimatstadt und den damit verbundenen Abriss des großelterlichen Anwesens. In diesem Zusammenhang erinnerte er sich an eine Erzählung seines Vaters Hans Schaab. Sie besagt, dass der langjährige Buchener Stadtrat und dessen Schwiegervater Johann Krug Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre in besagtem Haus in der Kellereistraße 4 einen neuen Fußboden verlegten. Unter einem der Dielenbretter im Fensterbereich des Zimmers im Erdgeschoss versteckten sie – den überlieferten Schilderungen zufolge – „Währungsreformgeld“ und weitere Papiere.
Ist die Geschichte wahr?
Ob die Geschichte wahr sein könnte? Sie hörte sich spannend an! Warum eigentlich nicht?! Noch standen zu Beginn der vorigen Woche die Häuser. Noch waren sie nicht abgerissen. Noch bestand Gelegenheit, den Schilderungen auf den Grund zu gehen und ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. In ein paar Tagen würde es zu spät sein, wäre das gesamte Gebäude abgerissen, das Baumaterial entsorgt und vielleicht mit ihm auch der versteckte „Schatz“. So die spontanen Überlegungen.
Der freundliche örtliche Bauleiter der Abrissfirma Leis aus Walldürn hörte sich die Schilderung in Ruhe und mit großer Aufmerksamkeit an. Er versprach kurzerhand, der Sache nachzugehen und das Gehörte bei den weiteren Abbrucharbeiten zu berücksichtigen. Denn zunächst seien seine Mitarbeiter ja sowieso noch an anderer Stelle beschäftigt.
Papiere gefunden
Bei einem weiteren Besuch der Baustelle am nächsten Tag wartete der Bauleiter mit einer großen Überraschung auf. Er und ein Arbeitskollege hielten ein kleines, dünnes, zerfleddertes Bündel Papiere in der Hand und meinten schlicht: „Mehr lag nicht unter den Dielen“.
Welch Freude. „Mehr“ war eigentlich auch gar nicht notwendig, um den Wahrheitsgehalt der mündlichen Überlieferung zu bestätigen. Schade nur, dass der Holzwurm oder die Larven eines anderen Papier fressenden Nagelkäfers nicht viel übriggelassen haben von dem verborgenen „Schatz“.
Dieser bröselt nach all den Jahren der Vergessenheit wie Staub in den Händen. Die gut sichtbaren Fraßgänge der Käferlarven lassen das Papier in viele kleine Schnipsel zerfallen.
Beim vorsichtigen Sichten des Fundes stellte sich heraus, dass sich in dem kleinen Papierstapel neben vier größeren Geldscheinen auch eine Visitenkarte und ein Lieferschein befanden.
Die Visitenkarte stammt von Gert Krug. Neben dem Namen trägt sie die Aufschrift „Buchen/Odw., Kellereistraße 2“.
Vier Banknoten
Der Lieferschein (Adresse Bahnhof Buchen) lässt vermuten, dass das Dampfsägewerk von Alois M. (Nachnamen nicht mehr erkennbar) in Seckach Baumaterial für die Renovierung des Dielenbodens Ende der 1950er Jahre bereitgestellt hat. Und die Geldscheine?
Insgesamt sind es vier verschiedene, stark zerfallende und durch den Ungezifferbefall miteinander verklebte Banknoten. Sie stammen ersten Nachforschungen zufolge aus der Zeit um 1944, herausgegeben von der Nationalbank von Belgien mit den Währungsaufschriften „Belgas“, „Franc“ und „Frank“.
Durch die extreme Beschädigung sind sie materiell wohl nichts mehr wert. Dafür aber umso interessanter im ortsgeschichtlichen Zusammenhang. Eine „coole Story“, so die ersten Reaktionen auf den Fund.
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