Buchen. Die Volkshochschule startete den 100. Integrationskurs. Bestandene Prüfungen sind eine der Voraussetzungen, um in Deutschland eingebürgert zu werden.
„Sie lachen zusammen und sie weinen zusammen“, sagt vhs-Leiterin Swetlana Jahraus als sie die Integrationskurse (IK) beschreibt, die der Bund 2005 unter diesem Namen ins Leben gerufen hat. „Seitdem werden alle Kurse durchgehend nummeriert“, so Jahraus weiter, „und der 100. ist für uns ein großes internes Jubiläum, das wir am 11. September begehen durften“.
Natürlich gab es an Volkshochschulen bereits seit den achtziger Jahren Deutschkurse für Migranten. Unter der Bezeichnung Integrationskurs laufen sie inzwischen seit 19 Jahren. „Ein IK dauert je nach Art zwischen zehn und 18 Monaten. Er umfasst täglich vier Schulstunden und die circa 20 Kursteilnehmenden gehen mit Hausaufgaben im Gepäck nach Hause“, erklärt Jahraus. „Es ist wichtig, dass die Teilnehmenden sich während des Kurses intensiv mit der Sprache beschäftigen. Deutsch ist schwierig und ohne entsprechende Sprachkenntnisse läuft in Deutschland gar nichts“.
Positive Gruppendynamik
Das wissen auch die knapp 20 Lehrkräfte aus dem Deutschdozenten-Pool. Ihnen ist klar, dass es in den IK nicht nur um die Aneignung von Wissen geht, sondern auch sehr darum, dass eine gute Lernatmosphäre und positive Gruppendynamik im Kurs vorherrschen. Jahraus verdeutlicht, „unsere Dozenten sind sehr engagiert und verstehen es gut, den Teilnehmenden die Grundzüge des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in Deutschland zu vermitteln“. Sie führen ihre Teilnehmenden zunächst zur sprachlichen Abschlussprüfung „Deutschtest für Zuwanderer“ und danach zur Prüfung „Leben in Deutschland“.
Ein IK ist aufgeteilt in 600 Stunden Sprache und 100 Stunden Politik und Geschichte. Deshalb stehen am Ende zwei Prüfungstermine. Das Bestehen derer ist eine der Voraussetzungen, um in diesem Land eingebürgert zu werden.
„Die Einwanderung verläuft in Wellen“, so Jahraus, „zunächst kamen Russlanddeutsche bis 2015/2016 eine große Welle an Menschen aus Syrien, Iran und dem Irak zu uns ,schwappte’. Wir bündelten hier alle Kräfte, um dem Ansturm gerecht zu werden und versechsfachten innerhalb eines Jahres die Zahl der Integrationskurse. Auf diesem Niveau sind wir bis heute geblieben.“
„Blickt man auf die Zeitspanne von 2005 bis 2024, so kann man sagen, dass sich der Bedarf inzwischen geändert hat“, sagt die langjährige Verwaltungsmitarbeiterin Doris Herkert, die zum Großteil im Fachbereich Deutsch beschäftigt ist. „Wo man früher noch schwer einen Kurs füllen konnte, gibt es heute sehr lange Wartelisten“. Fast jeder Zugewanderte hat heute das Recht, einen IK zu besuchen. Immer mehr Menschen, die einen IK brauchen, können weder lesen noch schreiben. Die vhs muss somit mehr Alphabetisierungskurse anbieten. „Wir in der Verwaltung möchten die Menschen bestmöglich unterstützen und bemühen uns sehr darum, alle Möglichkeiten auszuschöpfen“, erläutert Herkert.
Regelmäßiger Austausch
Das vhs-Team arbeitet eng mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), dem Jobcenter und den Betreuern in den Gemeinschaftsunterkünften zusammen. Außerdem finden regelmäßige Treffen beider Volkshochschulen im Neckar-Odenwald-Kreis und aller Kooperationspartner statt, um im Austausch bestmögliche Bedingungen für unseren Raum zu schaffen. ssk
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