Gesundheitsversorgung

Neckar-Odenwald-Kliniken: Wie das Millionen-Defizit kleiner werden soll

Nach einem Gutachten ist das Einsparpotenzial am größten, wenn man das Krankenhaus Buchen zu einem Schwerpunktversorger ausbaut.

Von 
Martin Bernhard
Lesedauer: 
In einem Gutachten zu einer Umstrukturierung der Neckar-Odenwald-Kliniken hat das Buchener Haus gegenüber dem Mosbacher die Nase vorn. Demnach ist das Einsparpotenzial am höchsten, wenn das Buchener Krankenhaus zu einem Schwerpunktversorger im Landkreis ausgebaut würde. © Martin Bernhard

Buchen/Mosbach. „Strukturgutachten mit Medizinkonzeption und Quick-Check Wirtschaftlichkeit/Prozesse“: So lautet der nüchterne Titel eines Gutachtens zur möglichen Zukunft der Neckar-Odenwald-Kliniken, mit dem sich der Kreistag bei seiner Sitzung am Mittwoch, 24. September, in Lohrbach beschäftigen wird. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden in den nächsten Monaten sehr wahrscheinlich zu heftigen Diskussionen führen. Denn die Gutachter empfehlen, den Standort Buchen auszubauen und im Gegenzug das medizinische Angebot im Mosbacher Haus zu reduzieren.

Trotz der geplanten Krankenhausstrukturreform des Bundes werden die Kliniken in ihrer jetzigen Form für den Landkreis unbezahlbar. Nach Angaben des Landratsamts schoss der Landkreis in den vergangenen zehn Jahren mehr als 67,5 Millionen Euro zu. Die Landkreisverwaltung rechnet auch für das laufende Jahr mit einem Defizit von mehr als zehn Millionen Euro. Denn Ende Juli habe der 2025 aufgelaufene Verlust schon rund 6,8 Millionen Euro betragen. „Wir werden uns solche Defizitausgleiche künftig einfach nicht mehr leisten können“, sagte Landrat Dr. Achim Brötel gegenüber dem SWR.

Aus diesem Grund beschloss der Aufsichtsrat der Kliniken Ende vergangenen Jahres, externe Sachverständige damit zu beauftragen, Restrukturierungsmaßnahmen aufzuzeigen und „das Medizinkonzept der Zukunft unter Berücksichtigung der Auswirkungen des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG)“ darzustellen. Außerdem sollten die Gutachter Szenarien für die Auslastung und den Fortbestand der Kliniken entwickeln.

Sachverständige aus Hamburg prüften fünf Varianten

Dazu verglichen die Sachverständigen aus Hamburg fünf Varianten miteinander: Weiterführung und Optimierung der beiden Häuser in ihrer derzeitigen Form, Buchen als Schwerpunktversorger und die Umstrukturierung von Mosbach zu einem sektorenübergreifenden Versorger oder einer Fachklinik, Mosbach als Schwerpunktversorger und die Umstrukturierung von Buchen zu einem sektorenübergreifenden Versorger oder einer Fachklinik, Konzentration von Buchen als Schwerpunktversorger und Schließung von Mosbach sowie Neubau eines Krankenhauses in zentraler Lage des Landkreises. Unter „sektorenübergreifender Versorger“ versteht man Krankenhäuser, die stationäre und ambulante Behandlung (zum Beispiel Physiotherapie) so kombinieren, dass Patienten dort umfassend versorgt werden.

Die Sachverständigen kamen zu dem Ergebnis, dass die Variante mit Buchen als Schwerpunktversorger und die Umstrukturierung von Mosbach zu einem sektorenübergreifenden Versorger oder einer Fachklinik das höchste Einsparpotenzial bieten würde. Nach ihren Berechnungen müsste der Landkreis für ein solches Modell zwei bis dreieinhalb Millionen Euro pro Jahr zuschießen. „Das wäre ein Einsparpotenzial für den Neckar-Odenwald-Kreis in der Größenordnung von sieben bis zehn Millionen Euro“, stellte die Landkreisverwaltung in der Sitzungsvorlage zur Kreistagssitzung fest. Würde dieses Konzept umgesetzt, könnte nach Berechnungen der Gutachter die Anzahl der Betten für stationäre Unterbringung in Mosbach auf 20 bis 80 Betten fallen. Derzeit verfügt das Mosbacher Krankenhaus über 182, das Buchener über 195 Betten. „Insbesondere sollte der Aufbau einer interventionellen kardiologischen Kompetenz in Buchen Beachtung finden“, schreiben die Gutachter.

Anfang September hatte sich der Aufsichtsrat der Kliniken mit dem Gutachten befasst. Außerdem wurde es an das Land Baden-Württemberg geschickt. Denn das Land ist die zuständige Instanz für die Krankenhausplanung. Auch die Mitarbeiter der Kliniken sind über das Gutachten informiert worden. Der Gesellschaftsvertrag der kreiseigenen Kliniken sieht vor, dass die abschließende Entscheidung im Kreistag zu treffen ist.

„Das wird eine sehr schwierige Entscheidung werden. Da werden sehr viele Emotionen im Spiel sein“, sagte der Landrat gegenüber dem SWR.

Redaktion

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke