Experteneinschätzung - Psychologin Dr. Eva Rass zur Situation

Kontakt zu Gleichaltrigen fehlt

Von 
Nicola Beier
Lesedauer: 

Buchen. „Die größte Herausforderung für unsere Heranwachsenden ist im Augenblick die Ferne im Alltag zur Altersgruppe“, sagt die Kinder- und Jugendpsychologin Dr. Eva Rass zur aktuellen Situation der Schüler. Der Schulbesuch spiele bei vielen Kindern eine große Rolle – nicht weil sie besonders gern in die Schule gingen, sondern weil sie dort ihre Freunde treffen würden. „Was verstärkt vorkommt, sind depressive Tendenzen insbesondere bei Jugendlichen, die ja eigentlich in der Pubertät die Peergroup (Bezugsgruppe gleichaltriger Jugendlicher; Anm. d. Red.) zur Abnabelung und Verselbstständigung brauchen – die so wichtige Auseinandersetzung – die nun etwas brach liegt“, so die Einschätzung der Psychologin.

Mütter stehen unter Druck

„Homeschooling“ sei prinzipiell nicht für alle Schüler eine Herausforderung. Es falle ihr jedoch auf, dass meistens Mädchen die schulischen Aufgaben bereitwilliger erledigten als die Jungen. Deshalb stünden vor allem die Mütter besonders unter Druck, die Kinder zum Lernen zu bewegen. „In der Folge kann es zu Defiziten kommen, die besonders jene betreffen, die diese außerschulische Schulform nicht gewinnbringend nutzen können“, erklärt Dr. Rass. Um diese Lernlücken zu schließen, müssten die Kinder noch mehr Zeit investieren, wozu nur wenige bereit seien. „Der größte Druck liegt meines Erachtens bei den Eltern, die ohne pädagogische Ausbildung mit ihren Kindern durchhalten müssen, dabei häufig in Ängste geraten, wenn etwas nicht klappt und die familiäre Anspannung dadurch hoch ist.“ Schüler von Eltern, die diese Unterstützung nicht bieten können, haben ihrer Einschätzung nach höhere Defizite auszugleichen.

Ein Tipp der Psychologin ist, „den Kindern klarzumachen, dass Schulpflicht besteht“ und „eine Grundstruktur“ zu entwickeln, an welcher sich die Schüler orientieren können – „nach dem Motto: erst die Arbeit, dann das Vergnügen“. Außerdem sollen die Konsequenzen aufgezeigt werden, falls schulische Aufgaben nicht ordentlich erledigt würden. Dabei gelte es, den Eltern den Rücken zu stärken, damit diese auch bei größeren Auseinandersetzungen die Vorgaben durchsetzen.

Mehr zum Thema

Jugendhilfeausschuss

Fehlende Kapazitäten sorgen für Druck

Veröffentlicht
Mehr erfahren
Vereine

Tauberbischofsheim: Miriam Schreck gibt Ideen und entlastet den Vorstand

Veröffentlicht
Von
Diana Seufert
Mehr erfahren

Redaktion Im Einsatz für die Redaktionen Buchen und Sport

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten