Katholische Kirche

Kirchenentwicklung 2030: Wie aus 29 Pfarreien zum 1. Januar 2026 eine Großpfarrei wird

Der designierte Leitende Pfarrer Frederik Reith hat am 1. Oktober seinen Dienst in Buchen angetreten. Er und sein Leitungsteam wollen das Ehrenamt fördern und die Kirche weiterentwickeln.

Von 
Martin Bernhard
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Voller Tatendrang will das Leitungsteam der künftigen Kirchengemeinde Bauland-Odenwald seine Aufgabe aufnehmen (von links): stellvertretender Leitender Pfarrer Christian Wolff, Leitende Referentin Alexandra Blaschek, Leitender Pfarrer Frederik Reith, Leitender Pfarrökonom Philipp Teichmann und stellvertretender Leitender Pfarrökonom Christoph Helke. © Martin Bernhard

Buchen. „Wir reden über etwas, das es noch gar nicht gibt“, sagt Frederik Reith zu Beginn eines Pressegesprächs am Mittwochvormittag zu seinem Amtsantritt in Buchen. Mit am Tisch sitzen Pfarrer Christian Wolff, Leiter der Seelsorgeeinheit Hardheim-Höpfingen, Alexandra Blaschek, Gemeindereferentin in Mudau, Philipp Teichmann, Leiter der Katholischen Verrechnungsstelle sowie sein Stellvertreter Christoph Helke. Und welche Funktion hat Frederik Reith? „Rechtlich gesehen bin ich Pfarrverwalter der Pfarreien Buchen, Mudau, Adelsheim und Seckach“, stellt er fest. Und designierter Leitender Pfarrer der Kirchengemeinde Bauland-Odenwald sowie der Pfarrei St. Oswald, die mit Wirkung zum 1. Januar 2026 entsteht. Das Wort „designiert“ beherrscht die Vorstellungsrunde: Alexandra Blaschek aus Dallau ist designierte Leitende Referentin der künftigen Pfarrei und Kirchengemeinde, Philipp Teichmann designierter Leitender Pfarrökonom und Christoph Helke sein designierter Stellvertreter in dieser Funktion. Christian Wolff wiederum ist designierter Stellvertreter von Frederik Reith.

„Eine kirchen- und staatsrechtlich große Änderung“

Mit der ersten Sekunde des Jahres 2026 vollzieht sich „kirchen- und staatsrechtlich eine große Änderung“, erläutert Reith. „Denn dann hören die meisten Pfarreien im Erzbistum auf zu existieren.“ Die Pfarrei St. Oswald bleibt allerdings bestehen. Mit ihr verschmelzen die 29 Pfarreien der bisherigen Seelsorgeeinheiten Buchen, Walldürn, Hardheim-Höpfingen, Adelsheim-Osterburken-Seckach und Mudau. Die neue Pfarrei ist nach dem Kirchenrecht schwerpunktmäßig für die Seelsorge zuständig, die Kirchengemeinde Bauland-Odenwald tritt bei Vertragsabschlüssen, als Rechtsträger für die Vermögensverwaltung und als Arbeitgeber auf.

Die Kirchengemeinde Bauland-Odenwald wird insgesamt rund 600 Mitarbeiter beschäftigen, davon über 400 in 27 Kindertageseinrichtungen. Nach den Worten von Christian Helke wird sich die Kirche in diesem Bereich im bisherigen Umfang engagieren. „Wir erfüllen eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe“, sagt er. So sei die künftige Kirchengemeinde für insgesamt rund 2100 Kinderbetreuungsplätze verantwortlich. „Die Betreuungseinrichtungen sind ein wichtiger pastoraler Ort“, sagt er. Auch für Hausmeister, Reinigungskräfte, Mesner, Kirchenmusiker sowie Mitarbeiter im Sekretariat wird ab Januar der Arbeitgeber„Kirchengemeinde Bauland-Odenwald“ heißen. „Für die Gläubigen vor Ort ändert sich wenig“, sagt Christian Wolff. „Nur die Strukturen und die Verwaltung.“

„Als Leitender Pfarrer bin ich kirchenrechtlich Chef von allem“, sagt Reith. Er lege jedoch Wert auf eine Teamstruktur auf der Leitungsebene. Im pastoralen Dienst werde er sich mit derzeit sieben weiteren Pfarrern um die Seelsorge der rund 33.000 Katholiken in der Kirchengemeinde kümmern. Die vakante Priesterstelle in Adelsheim, Osterburken und Seckach sei ausgeschrieben. Zudem würden Pensionäre und Priester aus dem Ausland das Pastoralteam unterstützen.

Wissenswertes zur neuen Kirchengemeinde

Die römisch-katholische Kirchengemeinde Bauland-Odenwald wird

  • rund 600 Beschäftigte (nicht pastorales Personal)
  • rund 130 Gebäude im Eigentum
  • rund 31.200 Katholiken
  • 27 Kindertageseinrichtungen mit ca. 2.100 Betreuungsplätzen
  • 672 Quadratkilometer Fläche umfassen.

Mit der neuen Struktur ändern sich auch manche Begriffe:

  • Aus dem Pfarrgemeinderat wird der Pfarreirat .
  • Aus dem Stiftungsrat wird der Pfarrei-Vermögensverwaltungsrat.
  • Neu ist der Verwaltungsvorstand . Dieser setzt sich aus dem Leitenden Pfarrer, dem Leitenden Pfarrökonomen und ihren jeweiligen Stellvertretern zusammen und vertritt die Kirche bei Rechtsgeschäften nach Außen.

Philipp Teichmann stellt fest, dass man derzeit noch sehr mit den neuen Strukturen beschäftigt sei. „Wir werden die Kirche weiterentwickeln müssen“, kündigt er an. So könne man zum Beispiel Firmungen ortsübergreifend feiern. „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir Dinge vereinheitlichen und voranbringen können“, sagt er. Wolff weist darauf hin, dass die neue Kirchengemeinde auch spirituell zusammenwachsen müsse: „Wir müssen im Glauben zusammenfinden“, sagt er.

„Für die Ehrenamtlichen bleibt alles gleich“, stellt Alexandra Blaschek fest. „Wer sich vor Ort engagieren will, kann das auch weiterhin tun.“ Die Kommunikation mit den ehrenamtlichen Helfern bezeichnet sie als große Herausforderung, auch im Hinblick auf die Wahlen zum Pfarreirat: „Wie bekommen wir die Menschen dazu, wählen zu gehen?“ Sie wünscht sich, dass die Kandidaten durch eine hohe Wahlbeteiligung gestärkt würden. „Leute, das ist euer Gremium“, ergänzt Reith und appellierte an die Gemeindemitglieder, ihre Stimmen abzugeben.

Nachjustierungsbedarf bei der Kommunikation

„Das Ehrenamt wird in der Erzdiözese großgeschrieben“, sagt Christoph Helke. So habe man die Stelle der Ehrenkoordinatorin mit Sabina Heck-Kuhn besetzt. Diese wird künftig „Referentin für Engagementförderung“ heißen. „Unser Ziel ist eine lebendige Glaubensgemeinschaft“, ergänzt er. Auch Philipp Teichmann hat einen „Nachjustierungsbedarf“ bei der Kommunikation mit Ehrenamtlichen erkannt. „Wir sollten gemeinsam in den Aufbruch gehen und Chancen in dem Veränderungsprozess sehen“, sagt er.

Frederik Reith sieht in der Kommunikation bei der Kirche generell Nachholbedarf. „Ich will unbedingt gutes Social Media haben“, sagt er. „Wir brauchen jemanden, der das hauptberuflich macht.“ Leider sei keine Stelle dafür vorgesehen. Auch er ermutigt die Ehrenamtlichen dazu, weiterzumachen: „Sie müssen sich keine Sorgen machen. Es bricht am 1. Januar nichts zusammen.“

Der künftige Leitende Pfarrer sieht viele positive Elemente in der katholischen Kirche in der Region, zum Beispiel die Wallfahrt in Walldürn, die er gemeinsam mit den Patres vor Ort weiterentwickeln will. Auch die Kirchenmusik sei mit vielen Kinder- und Jugendchören gut aufgestellt. „Die Kirche will sich in der Gesellschaft einbringen“, kündigt er an. Erste Antrittsbesuche hat er schon vereinbart, zunächst mit Bürgermeister Roland Burger und Landrat Dr. Achim Brötel. „Meine Vision ist eine gute Gesprächskultur in der Kirche, die in das weltliche Leben ausstrahlt.“


Informationen zur neuen Kirchengemeinde Bauland-Odenwald findet man unter www.bauland-odenwald.de. Dort kann man auch Briefwahlunterlagen für die Pfarreiratswahl beantragen. Über die Kirchenentwicklung 2030 kann man sich unter www.kirchenentwichlung2030.de informieren.

Redaktion

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