Buchen. Wer Geburtstag feiert, wird beschenkt. Einen anderen Weg geht der Lions-Club Madonnenland: Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens wurde eine bemerkenswerte Spende in die Wege geleitet, die in dieser außerordentlichen Höhe nahezu einmalig in der Region sein dürfte: Satte 50 000 Euro übergaben die „Lions“ am Dienstag an Landrat Dr. Achim Brötel stellvertretend für den Neckar-Odenwald-Kreis. Der Betrag floss in 137 iPads, die ukrainischen Flüchtlingskindern im Kreisgebiet die Teilnahme am digitalen Unterricht und rascheres Erlernen der deutschen Sprache ermöglichen sollen.
Im Hotel „Prinz Carl“ begrüßte Präsident Matthias Griebel zahlreiche Gäste und freute sich über ein „wunderbares Projekt“, das von Jürgen Schell und Bernhard Bischof initiiert wurde. Die immense Spendensumme kommt heuer aus zwei Quellen: „Während 15 000 Euro direkt aus dem Verkauf unserer jährlichen ,Lions-Glücks-Adventskalender’ resultierten, stammen die restlichen 35 000 Euro von der Stiftung der deutschen Lions“, schilderte Griebel. Als Pate des Projekts beleuchtete Jürgen Schell die Geschichte: „Wir vom Lions Club Madonnenland beschließen jedes Jahr im März die Spenden – dieses Jahr begann kurz davor der schreckliche Angriffskrieg auf die Ukraine. Wir mussten einfach tätig werden, wollten aber getreu unseres Credos lokal und vor Ort helfen“, erklärte er.
Eine „Bestandsaufnahme“ mit Landrat Dr. Achim Brötel ergab recht schnell, dass vieles vom Staat abgenommen wird – es „klemmt“ aber umso mehr bei schulpflichtigen Kindern. „Als sinnvoll erwiesen sich rasch digitale Endgeräte für den Fernunterricht“, betonte Schell und hob hervor, dass auch der deutsche Verbraucher über die Pandemie hinweg den Nutzen von Fernunterricht und hochwertigen digitalen Zubehörs häufig erkannt habe. Über die deutschlandweit aktive Stiftung der deutschen Lions, die derzeit Hilfsprojekte für die Ukraine bezuschusst, konnte der Spendenbeitrag auf 50 000 Euro erhöht werden. Den weiteren Verlauf schilderte Bernhard Bischof: „Nun hatten wir zwar 50 000 Euro, aber keine Ahnung“, bemerkte er mit einem Augenzwinkern.
Hilfreicher Kontakt
Hier erwiesen sich - wie so oft im Ländlichen Raum – zwischenmenschliche Kontakte als hilfreich: Über das Burghardt-Gymnasium Buchen wurde das Kreismedienzentrum involviert, das die Endgeräte verwaltet und vor der Benutzung eine Fülle geeigneter Sprach- und Lernprogramme installierte. Aktuell leben rund 330 ukrainische Flüchtlingskinder im schulpflichtigen Alter im Landkreis: „Das Kreismedienzentrum wird die Geräte den Schulträgern zur Verfügung stellen und veranlasst, dass die Geräte wieder abgegeben werden: Sobald jemand in die Ukraine zurück geht, müssen die Geräte zurückgegeben werden – so ist die Hilfe dauerhaft und nachhaltig statt nur temporär“, betonte Bischof. Das Projekt als Solches sei „einfach nur Wahnsinn“ gewesen: „Man freut sich, wenn man helfen kann - erst recht in einer so dramatischen Lage“, gab er zu bedenken.
Nach der symbolischen Übergabe ergriff Landrat Dr. Achim Brötel das Wort. Durchaus gerührt dankte er für das „bewundernswerte gesellschaftliche Engagement“ des Lions-Clubs Madonnenland und erinnerte an seit März rund 1300 Geflüchtete aus der Ukraine im Kreis. Jene Ausnahmesituation habe „eine sensationelle Hilfsbereitschaft auf breiter Flur“ erzeugt: Bürgerschaftliche Hilfe müsse bewusst dort ansetzen, wo staatliche Angebote enden.
Ein Volltreffer
Die Spende des Lions-Clubs sei als Volltreffer anzusehen. „Viele ukrainische Kinder nutzen die Chance zur Teilnahme am digitalen Unterricht, zumal durch die hohe Digitalisierungsquote des Landes viel Vorwissen da ist“, führte der Landrat aus und sprach von „gut angelegtem Geld“.
Mit Daten aus dem Kreismedienzentrum wartete Maximilian Förg (Mobile Device Management) aus. Er kümmert sich um Wartung und Pflege digitaler Endgeräte und ließ wissen, dass 137 iPads beschafft wurden. „Damit können alle 135 Kinder berücksichtigt werden, die sich im Alter der Sekundarstufe I befinden – und das nicht nur an Kreisschulen“, schilderte Förg und hob hervor, dass das Angebot seitens des Kreismedienzentrums mittelfristig auch auf geflüchtete Kinder und Jugendliche anderer Nationalitäten ausgeweitet werden könne.
Das bedinge wiederum die Unterstützung von Firmen, die als Spender weiterer Endgeräte auftreten – was bei den Anwesenden für eine herzenswarme Geste sorgte: Spontan entschlossen sich Jürgen Schell (GR Software Engineering GmbH, Höpfingen) und der Buchener Kinderarzt Dr. Pierre Mahlik dazu, jeweils vier weitere Geräte zu stiften.
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