Eberstadt. Die Höhlennacht am Samstagabend war ein Genuss für mehrere Sinne: für Mund und Gaumen dank eines Drei-Gänge-Menüs des Restaurants „Seeterrasse“, für die Ohren dank Lesungen und Musik und fürs Auge wegen einer imposanten Illumination der Höhle innen und außen durch „Blackout Eventmanagement“. Viele Besucher feierten bei dieser außergewöhnlichen Veranstaltung bis in die Nacht hinein das Jubiläum „50 Jahre Entdeckung der Eberstadter Tropfsteinhöhle“.
Die Gäste konnten auf unterschiedliche Weise an der Veranstaltung teilnehmen. Entweder sie buchten eines der beiden Drei-Gänge-Menüs mit regionalen Köstlichkeiten um 18 oder um 19 Uhr, oder sie lösten eine Eintrittskarte ohne Essen. Diejenigen, die sich für das Menü entschieden, wurden mit einem Aperitif am Höhlenzentrum empfangen. Im Bereich zwischen Gebäude und Höhleneingang waren Bänke und Stehtische sowie ein Essensausgabezelt aufgestellt. Hier nahm man vor einer kleinen Bühne die Vorspeise ein.
Details erfahren
Jochen Schwab las aus einem Text von Wilhelm Eberle vor, dem Bürgermeister der damals noch selbstständigen Gemeinde Eberstadt, als die Höhle vor 50 Jahren entdeckt wurde. Die Zuhörer erfuhren dabei einige wenig bekannte Details und Anekdoten aus dieser Zeit. Weil damals Rundfunk und Fernsehen über die sensationelle Entdeckung berichtet hatten, machten sich Tropfsteinjäger und Neugierige auf den Weg nach Eberstadt. Die Tür zur Höhle wurde aus den Angeln gehoben, andere Eindringlinge seilten sich von oben in die Höhle ab. Eine Einbrechergruppe musste ihre Leiter in der Höhle zurücklassen, auf der Name und Adresse des Eigentümers stand. Eine Person wollte Eberle sogar mit 100 Mark bestechen – vergeblich. Um die Höhle zu sichern, stellte man schließlich Wachen auf. Bundeswehrsoldaten aus Bad Mergentheim brachten einen Stacheldrahtzaun an.
Den Ausbau der Höhle zur Schauhöhle bewältigten im Wesentlichen einheimische Helfer. Zur Eröffnung am 9. September 1973 kamen 3400 Besucher, am Sonntag darauf waren es über 4000. Insgesamt besuchten bis heute rund vier Millionen Menschen die Eberstadter Tropfsteinhöhle.
Mundart-Gedicht aufgesagt
Nach Jochen Schwab betrat mit Angelika Lehnert eine besondere Zeitzeugin die Bühne. Sie sagte ein Mundart-Gedicht auswendig auf, das sie zur Eröffnung der Höhle als damals Achtjährige vorgetragen hatte. „Das vergesse ich nie in meinem Leben“, sagte sie.
Die Menü-Bucher nahmen anschließend den Hauptgang im Restaurant „Seeterrasse“ ein. Das Dessert erhielten sie in der Höhle. Dort hatte das Team von „Blackout Eventmanagement“ rund drei Kilometer Kabel verlegt und über 200 Lampen installiert. Zusätzlich zur regulären Höhlenbeleuchtung setzten sie magische Effekte mit Farben und Projektionen von Mustern und Schatten. Sechs Schüler der Musikschule trugen zur mystischen Stimmung mit Vorträgen auf Trompete, Oboe und Saxophon bei. Oliver Bohrmann und Wolfgang Mackert lasen passend dazu Sagen aus der Region vor.
Das wichtigste Utensil für viele Besucher war das Smartphone: Immer wieder verweilten sie, um das beeindruckende Spiel an Farben und Lichtern auf den Tropfsteinen und den Höhlenwänden zu fotografieren. Derweil spielte draußen die Band „Fun Music“ auf und forderte die Gäste zum Tanzen in der Sommernacht auf.
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