Mobilitätssonntag

E-Mobilität Teil des umfassenden Energiewandels

Vortrag von Professor Dr. Rainer Klein über Märchen und Mythen

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Buchen. Eine Vorlesung sonntags um 11 Uhr – man konnte gespannt sein, wie viele Interessierte am Vormittag den Weg zur Auftaktveranstaltung des ersten Buchener Mobilitätssonntages in die Stadthalle finden würden. Gut 50 Besucher folgten der Einladung des Grünen Kreisverbandes, der mit Professor Dr. Rainer Klein, Leiter des Studiengangs Mechatronik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mosbach, einen Experten zum Thema „Elektromobilität“ gewonnen hatte.

Bevor dieser sich daranmachte, Märchen und Mythen über die Unzulänglichkeit der Elektromobilität mit wissenschaftlichem Sachverstand zu kontern, begrüßten Amelie Pfeiffer, Buchener Kreisrätin und Kreisvorsitzende der Grünen, und Horst Berger, federführend verantwortlich für das Programm und das Zusammenwirken mit Vorsommerfest und Stadt Buchen, Referenten und Gäste. Bürgermeister Roland Burger betonte in seinem Grußwort, dass er trotz Terminstresses gerne beim „Stuttgarter Koalitionspartner“ spreche und dem „ersten Mobilitätssonntag“ Erfolg wünsche. Professor Klein schilderte eingangs seines Vortrages, dass er sich 2019 mit den gängigen Behauptungen „Elektroautos sind teuer, haben Probleme mit der Reichweite, sind leicht brennbar und klimaschädlicher als Verbrenner auseinandergesetzt und seinen Vortrag über die „Mythen der Elektromobilität“ entwickelt habe. Er lud das Buchener Publikum ein aktiv am Vortrag mitzuwirken und ihm zunächst zwei Fragen zu beantworten: „Was denken Sie, wenn Sie Elektromobilität hören?“ und „Welche Fakten sprechen Ihrer Meinung nach gegen Elektromobilität?“.

Gegenüber der Elektromobilität herrsche noch immer eine große Skepsis, sagte Klein. Laut einer vom „Focus“ im Frühjahr veröffentlichten Befragung glaubten 75 Prozent der Deutschen, dass sich die Elektromobilität nicht durchsetzen werde. Er führte die Skepsis vor allem darauf zurück, dass von „bestimmten Interessengruppen“ gezielt Falschinformationen verbreitet würden und der Mensch grundsätzlich keine Veränderung wolle. Mit den vier in Buchen am höchsten gerankten „Gegenargumenten“ setzte sich Klein dann dezidiert auseinander. 21 Prozent des der E-Mobilität erkennbar zugeneigten und diskussionsfreudigen Publikums betrachteten E-Autos als zu teuer. Dem stellte Klein Kostenvergleiche gegenüber, die durchgängig in allen Fahrzeugklassen sowohl einen Betriebskostenvorteil wie auch einen Gesamtkostenvorteil für die E-Kfz ergaben. Zu geringe Ladeinfrastruktur und zu lange Ladezeiten waren die zweit- und vierthäufigsten Einwände. In Deutschland gebe es rund 30 000 Ladesäulen für eine Million Elektroautos. Dem stünden nur 14 500 Tankstellen für 40 Millionen Verbrenner gegenüber, wenn auch mit mehreren Zapfsäulen. Klein: „Das Problem ist, dass Ladesäulen unauffälliger sind. Daher nimmt man sie weniger wahr.“ In Buchen gebe es aktuell zwei öffentliche Schnell-Ladestationen (22 KW/h) und zwölf reguläre Ladepunkte mit 11 kw/h. Die „deutsche“ Reichweiten-Angst sei lediglich ein psychologisches Problem. So würden die meisten Menschen kaum mehr als 20 bis 30 Kilometer pro Tag fahren. Lediglich 4,5 Prozent – meist Berufspendler – brächten es auf mehr als 50 Kilometer pro Tag. Selbst die Reichweite der ersten E-Autos, die auf den Markt kamen, sei im Normalfall locker ausreichend.

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lps/DGD.
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Die Frage nach Rohstoffen und deren Abbau-Bedingungen war auf Platz drei der Bedenken gelandet, Klein unterstrich ihre Berechtigung. Beim genaueren Blick auf die Gegebenheiten sprächen jedoch auch dies Umweltschutz- und Arbeitsschutz-Argumente nicht gegen E-Autos. So würde Lithium „überall“ gebraucht, unter anderem für Glaskeramik, Schmiermittel, Batterien, Laptops und Handys.

Nach zwei Stunden und dem Dank von Amelie Pfeiffer verlagerte sich das Geschehen in die Haag-Straße, wo eine vielfältige Ausstellung von Alltags-Elektro-Autos und E-Bikes zu besichtigen war und eine Reihe von Fachleuten und Nutzern, darunter auch Professor Klein und Landkreis-E-Mobilitätsbeauftragter Michael Sack, den zahlreichen Interessenten Rede und Antwort standen (wir berichteten). Die erantwortlichen Horst Berger, Anton Fleischmann, Klaus Lampe und Amelie Pfeiffer zogen eine zufriedene Bilanz und sahen sich für ihren großen Aufwand belohnt.

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