Buchen. Elegant stapfen rote, lange Beine über die Wiesen vor der Halle der Firma „Heller Stahlservice“ im Interkommunalen Gewerbepark Odenwald (IGO). Majestätisch gleitet der Weißstorch durch die Lüfte. Die Vögel haben sich auf einem Stickstofftank eingerichtet. Man sieht immer mehr Weißstörche im Neckar-Odenwald Kreis – auch in Buchen. Das bestätigt Klaus Junker vom Naturschutzbund (Nabu) Mosbach gegenüber den Fränkischen Nachrichten: „Wir können mehr Weißstörche in der Region beobachten“. Das bedeute aber nicht, dass jeder Vogel seinen Horst hier einrichte. Der richtige Platz müsse erst gefunden werden. „Störche bauen sich ihre Horste auf Bäumen, Dächern, Schornsteinen oder Strommasten. Sie bleiben jahrelang ihren Nestern treu“, ergänzt Junker.
Gründe für mehr Störche
„Ein Grund für die größere Storchenpopulation ist, dass die Vögelzunehmend nicht mehr die langen und gefährlichen Routen nach Afrika zur Überwinterung auf sich nehmen“, erklärt Junker. Die nach Südwesten ziehenden Störche aus den westlichen Bundesländern überwintern laut Nabu in Frankreich und Spanien – vielleicht auch mal in Marokko. Auf Müllkippen und Reisfeldern finden sie ein ausreichendes Nahrungsangebot vor. Weißstörche fressen Mäuse, Insekten, Regenwürmer, Fische und Frösche.
Der kürzere Zugweg und die reichliche Nahrung führen zu einem geringeren Wintersterben. Mehr Störche kommen deshalb nach Deutschland zurück. Seit Jahren nehme die Storchenpopulation im Oberrheingebiet, erklärt Jan Egenberger Pressesprecher des Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises. Es könne nur vermutet werden, dass sie deshalb in bisher unbesiedelte Gebiete ausweichen – auch in den Neckar-Odenwald-Kreis.
Störche in Buchen
Die beiden Jungtiere im IGO sind schon ausgewachsen und ausgeflogen. Alle vier Vögel verweilen noch in Buchen. „Das ist die erste erfolgreiche Brut in Buchen seit Jahren“, sagt Junker. Das letzte Mal habe sich 2008 ein Storchenpaar im Naturschutzgebiet „Lappen und Eiderbachgraben“ zwischen Buchen und Walldürn angesiedelt, sagt Frank Laier. Er engagiert sich ehrenamtlich für die Ornithologische Gesellschaft Baden-Württemberg. „Im darauffolgenden Jahr wurde das Zuhause aufgeben, da ein Storch nicht mehr zurückkam.“ Nach Informationen des Nabu hat sich der Bestand der Störche in Baden-Württemberg dauerhaft stabilisiert. 1975 waren nur 16 Brutpaare zu beobachten. Bis 2019 steigerte sich der Bestand auf 1334 Paare – Tendenz steigend. Im Neckar-Odenwald-Kreis ist neben dem Paar in Buchen noch ein weiteres in Obrigheim beheimatet.
Dort hat der Nabu seit 2019 nachgeholfen, dass sich Störche ansiedeln. Er stellte Storchennester auf Masten auf, unteranderem auf dem Gelände des Steinbruchhofs. Wenige Wochen später belegten die Störche „Alma“ und „Hector“ den Horst. Seitdem kommen sie jedes Jahr zurück.
Seit 2019 seien 15 Jungvögel des Paares herangewachsen, informiert Junker. Viele Storchenpaare hätten schon versucht, sich im Steinbruchhof niederzulassen. Aber Hector jage die Neuankömmlinge weg. Solch ein territoriales Verhalten von Störchen sei nicht typisch. An anderen Orten teilten sich Störche Bäume und Dächer, erklärt der Experte des Nabu.
Klaus Junker: "Stabile Population im Neckar-Odenwald-Kreis aufbauen"
Während des heißen Sommers 2022 bestand die Befürchtung, dass die Jungen in Obrigheim nicht genug Nahrung finden. Überraschenderweise wurden vier Jungstörche großgezogen: der Höchststand, seitdem Alma und Hector in den Horst eingezogen sind. „Unser Ziel ist es, im Neckar-Odenwald-Kreis eine stabile Population aufzubauen“, sagt Junker.
Auch in Buchen schuf die Stadtverwaltung im Januar ein Brutangebot auf dem Dach des Steinernen Baus im Museumshof. Bisher hat sich dort noch kein Paar eingefunden. „Das ist nicht überraschend. Die Störche brauchen immer etwas Zeit, bis sie in einen Horst einziehen“, sagt Junker.
Störche im Konflikt mit anderen Tieren
Mehr Störche können auch zu mehr Problemen führen, vor allem in sensiblen Schutzgebieten. „Im Vogelschutz wird dieser Zielkonflikt diskutiert“, sagt Laier. Als Beispiel nennt er das Naturschutzgebiet Lappen und Eiderbachgrabe. Dort befindet sich die einzige Fläche im Kreis, wo Kiebitze brühten.
Durch den Verlust von Feuchtwiesen ist der Vogel gefährdet. Die Kiebitze werden dort durch einen Zaun vor Fressfeinden geschützt. Dieser hält die Störche aber nicht davon ab, den Nachwuchs der Kiebitze zu fressen. „In Buchen besteht diese Gefahr noch nicht, da die Störche vom IGO-Gelände genug Nahrung in ihrem näheren Umfeld finden“, sagt Frank Laier.
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