Buchen. Eine dreiteilige Vortragsreihe im Klösterle, deren Abende auch einzeln besucht werden können, stellen Grundlagen und bedeutsame Konzepte jüdischer Pädagoginnen und Pädagogen aus der internationalen Forschung vor. Es handelt sich um eine Kooperation von der Bücherei des Judentums mit dem Bildungswerk und der vhs Buchen.
Besonderes Augenmerk
Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Bedeutung des dialogischen Denkens in der jüdischen Pädagogik, das Kinder ermutigt, das Selbstverständliche immer wieder in Frage zu stellen. Dieser antiideologische Charakter und die Streitkultur im Judentum eröffnet eine Perspektive auf die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen und auf eine konstruktive Debatten- und Streitkultur in der Gesellschaft. Dialog statt Ausgrenzung und Hass.
Beim ersten Vortrag am Donnerstag, 26. September, geht es um die jüdische Entwicklungspsychologin und Kleinkindforscherin Charlotte Bühler (geb. 1893 in Berlin, gest. 1974 in Stuttgart). Sie wurde 1929 wurde zur ersten weiblichen Professorin an der Universität Wien ernannt; sie spezialisierte sich auf Kleinkindforschung, Entwicklung- und Intelligenztestes und allgemeinen Fragen der pädagogischen Psychologie. Sie erwarb sich durch ihre Forschungen und Veröffentlichungen internationales Ansehen. 1939 musste Charlotte Bühler wegen ihrer jüdischen Herkunft mit ihrem Ehemann Karl Bühler (Psychoanalytiker und Biologe) vor den Nazis fliehen.
Am Donnerstag, 24. Oktober, wird der Kinderarzt, Schriftsteller und Erzieher Janusz Korczak vorgestellt. Korczak, geboren als Henryk Goldszmit (geb. 1878 in Warschau, gest. 1942 im KZ Treblinka) hat sich intensiv mit der Pädagogik der Achtung auseinandergesetzt. Seine Reformpädagogik betonte die Würde des Menschen als ethisches Grundprinzip. Das Wichtigste war ihm „Das Recht des Kindes auf Achtung“. 1989 verabschiedete die UN-Vollversammlung die UN-Konvention über die Rechte der Kinder. Seine Ideen waren wichtige Impulsgeber für die Reformpädagogik und bieten Orientierung für eine demokratische Erziehung.
Den Abschluss der Vorträge bildet am Donnerstag, 21. November, das pädagogische Konzept des jüdischen Psychologen Haim Omer (geb. 1949 in Brasilien), der als Professor an der Universität Tel Aviv lehrte. Als Antwort auf Autoritätsprobleme in der heutigen Erziehung entwickelte er gemeinsam mit Arist von Schlippe ein Erziehungskonzept: „Autorität durch Beziehung“. Auch für Eltern wird hier praktische Hilfe angeboten, wie die Präsenz im Kontakt zum Kind wiederhergestellt werden kann.
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