Buchen. Schon Pablo Picasso sagte „Das Werk, das man malt, ist eine Art, Tagebuch zu führen.“ Dies nimmt sich auch Helmut Pöpperl gewissermaßen zu Herzen, wenn er versucht die Buchener Geschichte in seinen Werken zu verewigen und für die Nachwelt zu erhalten.
Nicht nur der Buchener Schützenmarkt öffnet am Samstag seine Tore, sondern auch die Scheibenausstellung im Foyer des Rathauses sowie die Dauerausstellung „Weiße Hänschich und alte Vorderladerg‘wehr“ der Schützengesellschaft 1822 im Bezirksmuseum. Die dort ausgestellten Schützenscheiben kommen zu einem großen Teil aus der Feder von Helmut Pöpperl. Der gelernte Schneider, der selbst seit 1960 Mitglied in der Buchener Schützengesellschaft ist, malt mit Leidenschaft seit vielen Jahrzehnten Scheiben. Diese sind für ihn echte Tradition.
Über 70 Stunden Arbeit
Für das Malen der hölzernen Meisterwerke lässt sich Pöpperl Zeit. Meist benötigt er über 70 Stunden. Um eine einzige zu bemalen, braucht er also neben handwerklichem Geschick auch einiges an Geduld. Beim Malen setzt er auf äußerste Präzision, die auch beim Schießen wichtig ist. Er verwendet Ölfarben, die er teils sogar mit Lupe aufträgt. Gerade die feinen Pinselstriche verlangen ihm Fingerfertigkeit ab. Für seine Motive holt sich Pöpperl Inspiration aus der Vergangenheit. Diese möchte er möglichst original- und detailgetreu nachbilden.
Dazu bedient er sich teils der eigenen Erinnerung, teils aber auch Fotografien. Oftmals waren diese noch sehr schlecht und in schwarz-weiß, so dass er sie vorher professionell bearbeiten lassen musste, bevor er sie als Motiv verwirklichen konnte. Sein Ziel ist es mit seinen Schützenscheiben die Geschichte Buchens bildlich festzuhalten. Auch Details, die nicht perfekt sind, wie ein schräger Fensterrahmen, werden verewigt. Es soll kein falsches Bild entstehen, sondern ein möglichst fotorealistisches Kunstwerk. Beim Malen kommt manchmal auch eine andere Leidenschaft des Künstlers zum Vorschein. „Gelegentlich singe ich auch beim Malen“, erzählt Pöpperl, der auch seit Jahren in verschiedenen Chören aktiv ist. Sonst setzt er eher auf Ruhe, um sich besonders gut konzentrieren zu können. Neben Gebäuden malt Pöpperl auch Personen und Ereignisse. Vor allem die Geschichte der Buchener Schützengesellschaft und des Schützenmarktes finden sich häufig unter den Motiven.
Dass es sich bei Pöpperl um einen rundherum kreativen Kopf handelt, zeigt ein weiteres seiner Hobbys – die Lyrik. Er schreibt Gedichte, zum Bespiel eine Lobeshymne auf seine Wahlheimat Buchen. Einige dieser Verse landen auch auf den Schützenscheiben, um das abgebildete poetisch zu untermalen.
Zu den Motiven, die er verewigte, hat Pöpperl eigentlich fast immer auch eine Geschichte auf Lager. Egal ob der Bau des Schützenheims, bei dem er selbst tatkräftig mitgeholfen hatte, oder die verschiedenen Trachten, die sich im Laufe der Zeit verändert hatten. Dass auf die Schützenscheiben geschossen wird und somit auch auf manchen, der dort abgebildet ist, habe bei dem ein oder anderen wohl auch schon für Unmut gesorgt, erzählt Pöpperl.
Der Sport hält ihn jung
Habe er am Anfang noch gezögert überhaupt mit dem Schießsport zu beginnen, schaffte er es in weniger als einem Jahr bereits auf die deutschen Meisterschaften. Weitere Erfolge ließen nicht lang auf sich warten. Einige Male krönte er sich auf den Landesmeisterschaften zum Sieger, drei Mal belegte er sogar den dritten Platz auf den deutschen Meisterschaften.
Auch im Jahr 2022 zog er wieder einen Landesmeistertitel an Land. „Der Schießsport hält mich jung“, erzählt Pöpperl stolz. Er ist nicht nur im Buchener, sondern auch im Hainstädter Schützenverein tätig. Zudem hat er lange Zeit als Trainer gewirkt und somit einige junge Schützen zum Erfolg gebracht. Heute noch hat er für jeden der ihn danach fragt einen guten Ratschlag zur Verbesserung parat.
An seinen ersten Schützenmarkt erinnert er sich noch genau. Nachdem er in seiner Heimatstadt Waldstetten ein Plakat für den Schützenmarkt erblickte, machte er sich mit dem Fahrrad auf den Weg nach Buchen. Dort hatte er wohl auch die ersten Erfahrungen mit dem Schützensport, als er neugierig einige Patronenhülsen aufsammelte. Auch einige Fahrgeschäfte habe es damals schon gegeben. Dass seine Kunstwerke nun im Rahmen des Schützenmarktes ausgestellt werden, ist also nur bezeichnend. Er freut sich, dass nun ganz Buchen durch die Ausstellungen einen Einblick in die Geschichte der Stadt und des Schützensports bekommen können. Denn bis jetzt waren sie meist nur im Schützenhaus zu sehen. Dass seine Werke im Ort bleiben, gefällt ihm ganz besonders gut, da er sie so auch selbst noch betrachten kann.
Pöpperl hofft, dass einige der Traditionen beibehalten werden und bedauert, dass in die neuen Schützenscheiben oft nur wenig Handarbeit gesteckt wird. Der Senior ermutigt vor allem junge Menschen sich in Vereinen zu engagieren, er selbst habe daraus nur profitiert.
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