Buchen. Eine kleine Dauerausstellung mit Schützenscheiben und historischen Sportgewehren eröffnet das Bezirksmuseum am Samstag, 3. September, exakt zum Beginn des Buchener Schützenmarktes. Der Titel der Ausstellung zitiert eine Textzeile aus Jacob Mayers „Schützenmarktlied“: „Weißi Hänschich und alte Vorderladerg’wehr“. Statt der weißen Handschuhe ergänzen in dem Raum im zweiten Obergeschoß des Trunzerhauses allerdings Schützenscheiben aus rund 40 Jahren – von 1966 bis 2007 – aus dem Domizil der Schützengesellschaft die Vorderlader.
Ausgangspunkt der Ausstellung war der Geburtstag der organisierten Buchener Schützen: 1822 wurde das „Schützen-Corps“ gegründet, das damals vom Karlsruher Hof als Ordnungskraft im Nordteil des jungen badischen Großherzogtums verstanden wurde. Eine lebensgroße Reproduktion des „Tambour-Majors“ F. T. Schäfer nach einem Aquarell von Wilhelm Emelé geleitet den Besucher in die Ausstellung. Das Motiv wiederholt sich darin mit vier markanten Daten aus der Frühzeit der Schützen. Eins davon, das Jahr 1839, zeigt, dass die Schützen den Karlsruher Wünschen nicht immer nachkamen: In diesem Jahr wurde der Verein kurzfristig „suspendiert“, weil die Mitglieder sich geweigert hatten, gegen die Huddelbätze vorzugehen.
Aus der Frühzeit des „Schützen-Corps“ – die Umbenennung in „Schützengesellschaft“ erfolgte erst später – stammen die sechs Sportwaffen aus dem Depot des Bezirksmuseum. Sie sind zwischen 1820 und 1850 hergestellt worden, alle sind Vorderladergewehre mit Kaliber 54 und größer.
Die älteste der ausgestellten Schützenscheiben trägt die Jahreszahl 1931, wurde gestiftet von Walter Stetter und geschossen von Heinrich Bott. Sie zeigt eine Jagdszene und wurde aus Privatbesitz zur Verfügung gestellt. Alle weiteren Scheiben, insgesamt 13 an der Zahl, haben Oberschützenmeister Achim Schubert und der Vorsitzende des Vereins Bezirksmuseums, Dr. Wolfgang Hauck, aus der großen Zahl von Scheiben aus dem Bestand der Schützengesellschaft ausgesucht. Sie zeigen ausnahmslos Buchener Szenen, und sie erinnern an bekannte und weniger bekannte Mitglieder der Schützengesellschaft, die als Stifter und als Sieger auf den Scheiben festgehalten sind.
So zeigt die Scheibe von 1966 (gemalt von Helmut Pöpperl) einen zu jener Zeit bekannten Wanderschäfer, der die Stadt jährlich besuchte - und im Hintergrund die noch spärliche Bebauung der Hollerbacher Straße. Aus dem Jahr 1974 stammt die von Lisa Pfündel gemalte Königsscheibe, die die alte Schützenhalle zum Thema hat (an ihrer Stelle steht heute die Stadthalle).
Blick in die Historie
Näher an die Gegenwart führt die Ehrenscheibe von 2001 (gemalt von Anette Mondel) mit einem Blick auf den Schützenmarkt. Auf der Scheibe von 1975 (gemalt von Helmut Pöpperl, der sie auch selbst gestiftet hatte) sind um ein historisches Bild von zwei Mitgliedern der Schützengesellschaft alle sechs Strophen des Schützenmarktliedes festgehalten. Wie Buchen vor über 40 Jahren ausgesehen hat, zeigen Scheiben aus den Jahren 1975 (Blick in die Haagstraße), 1980 (Mittelmühle) und 1982 (die Marktstraße, die zu jener Zeit Einbahnstraße war).
Auf Buchener Ereignisse nehmen weiter Scheiben von 1968 (Fastnachtsspiel), 1991 (Großbrand im Schulzentrum) und 2007 (Bändertanz vor dem neuen Rathaus) Bezug, auf historische Themen die von 1975 (drei Schützen aus unterschiedlichen Generationen am Stadttor), 1978 (der „Säumarkt“) und 2002 (Großherzoglich badisches Gendarmerie-Corps).
Einige der Scheiben zeigen mit ihren Einschusslöchern, dass sie Ziel beim Schießen mit großkalibrigen Waffen waren (das wird heute nicht mehr praktiziert); auf den Großteil ist allerdings mit Kleinkalibergewehren geschossen worden.
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