Buchen. Eine kleine silberne Plakette baumelt am Hals von Armin-Maximilian J. „Das ist eine Marien-Medaille“, erläutert der 18-Jährige. „Die habe ich im Internet bestellt.“ Dass die Gottesmutter im katholischen Glauben eine besondere Rolle einnimmt, sei für ihn unter anderem ein Grund dafür gewesen, Katholik zu werden. Die Mystik, die sich zum Beispiel im Wunderglauben und in der Marienverehrung ausdrückt, habe ihn angezogen. Armin-Maximilian betet täglich den Rosenkranz. Er wurde als Säugling evangelisch getauft. Seine Mutter gehört dieser Konfession an, sein Vater ist katholisch.
Im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten macht der junge Mann einen in sich gekehrten Eindruck. Am Gymnasium hat er Deutsch als Leistungsfach gewählt. Außerdem zählt er Latein und Spanisch zu seinen Lieblingsfächern. Er liest gern philosophische Texte. Nach dem Abitur will er vielleicht ein Freiwilliges Soziales Jahr antreten und danach ein geisteswissenschaftliches Studium absolvieren – womöglich in Theologie, um Religionslehrer zu werden.
Corona verstärkt Sinnkrise
Bevor Corona kam, trieb der heute 18-Jährige sehr viel Sport: Fußball, Handball, Basketball und Leichtathletik. Während der Coronazeit fielen plötzlich alle Termine aus. Der Jugendliche war auf sich selbst zurückgeworfen.
Seine Mutter las ihm das Buch „Sofies Welt. Roman über die Geschichte der Philosophie“ vor. Diese Erfahrung bezeichnet er heute als einschneidend. „Die Sinnfrage hat für mich schon immer eine Rolle gespielt“, stellt er fest.
Der damals 15-Jährige stellte die christliche Religion infrage. „Ist Gott nur ein Konstrukt?“, habe er sich gefragt. Er habe festgestellt, dass man nahezu alles mit Naturgesetzen erklären könne. „Da ist kein Platz für Gott“, habe er damals festgestellt. Er befürchtete, dass das ganze Leben sinnlos sein könnte. „Die Angst vor dem Tod war präsent“, sagt er.
Aus Zweifel wurde Glaube
Armin-Maximilian recherchierte im Internet. Er stieß auf eine Seite, deren Autoren Kritik an religionskritischen Texten übten. Von dort gelangte er auf eine vergleichbare katholische Seite. Dem Jugendlichen schien die Argumentation plausibel: „Was ich gelesen habe, ist zu meiner Überzeugung geworden. Aus meinem Zweifel ist Glaube geworden.“ Er fing an zu beten und katholische Gottesdienste zu besuchen.
Sehr lange sprach Armin-Maximilian mit niemandem über seine Sinnsuche. Er ging davon aus, dass seine Eltern ihn nicht verstehen würden. Wegen der Beschränkungen in der Coronakrise hatte er kaum Kontakt zu Gleichaltrigen. „Ich bin ein in mich versunkener Mensch geworden“, stellt er fest.
Religion ließ ihn nicht los
Als die Coronamaßnahmen endeten, fing er an, an seinem Weg zu zweifeln. Deshalb flüchtete er sich in die Außenwelt, machte sehr viel Sport. Seine Woche sei voller Termine gewesen. Im Rahmen eines Schüleraustausches verbrachte er mehrere Wochen in Kolumbien. „Ich habe versucht, so wenig wie möglich an Gott und das Christentum zu denken“, sagt er. Doch ganz habe ihn die Religion nicht losgelassen. So habe er jeden Tag sehr oft Lieder eines christlichen Rappers gehört.
Schließlich erkannte der Heranwachsende: „Meine Verschlossenheit war ein Problem.“ Er habe verstanden, dass man gemeinsam mit anderen Leuten etwas machen müsse, um glücklich zu sein. „Das ganze Leben soll ein Gebet sein“, sagt er. „Man darf wegen der Religion Freunde und Familie nicht vernachlässigen.“ Nicht nur Beten sei wichtig, sondern auch der Dienst am Nächsten.
Er redete mit seinen Eltern über seine Gedanken. Diese hätten seinen Erkenntnisprozess zunächst kritisch beäugt. Zeitweise habe sich seine Mutter Sorgen um ihn gemacht, weil er sich sehr von seinen Freunden zurückgezogen hatte.
Firmung in der Kreuzkapelle
Schließlich entschloss sich Armin-Maximilian, aus der Evangelischen Kirche auszutreten und Katholik zu werden. Er erklärte Dekan Johannes Balbach seine Beweggründe für diesen Entschluss. Dann meldete er sich beim Standesamt von der Evangelischen Kirche ab. Mit einer Beichte bereitete er sich auf den Empfang der Sakramente der Heiligen Kommunion und der Firmung vor. Diese spendete ihm Dekan Balbach am 28. September in der Buchener Kreuzkapelle.
Anschließend feierte Armin-Maximilian das Ereignis im Familienkreis mit einem Restaurantbesuch. Nach dreijähriger Suche scheint der junge Mann in seinem Glauben angekommen zu sein. „Der Heilige Geist hat gewirkt. Aber ich war anfangs nicht offen dafür“, sagt er.
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