Buchen. „Jetzt gib es eine kleine Überraschung“, kündigte Bürgermeister Roland Burger am Ende der Sitzung am Montagabend in der Stadthalle unter dem Tagesordnungspunkt „Sonstige Bekanntgaben“ an. Der Software-Entwickler Nico Kaufmann, aufgewachsen in Stürzenhardt, und die Grundschullehrerin Helen Kaufmann, aufgewachsen in Waldhausen, wollen aus der vor einigen Jahren als Obdachlosenunterkunft verwendeten Kettenmühle einen „Ort mit Zukunft“ machen. Der Gemeinderat diskutierte über das Projekt anschließend in nicht-öffentlicher Sitzung. Wie Nico Kaufmann am Dienstag gegenüber den Fränkischen Nachrichten sagte, habe ihm der Bürgermeister mitgeteilt, dass der Rat das Projekt billige.
Geschichte der Kettenmühle
Nach dem Lorscher Codex schenkte ein gewisser Reginfrit die Mühle im Jahr 777 dem Kloster Lorsch.
Die Mühle befand sich bis zum Jahr 1939 auf Hainstadter Gemarkung und wird deshalb auch „Hainstadter Mühle“ genannt. Mit der Sage „Das Lichtlein von der Hainstadter Mühle“ ging sie in den Sagenschatz der Region ein.
Bevor die Stadt Buchen Ende der 1950-er Jahre die Mühle übernahm, war Emil Weber ihr letzter Eigentümer.
Im Jahr 1962 nahm auf dem Areal die Firma Göttfert ihre Geschäftstätigkeit auf.
Vor vier bis fünf Jahren diente das Mühlengebäude als Obdachlosenunterkunft.
Zum Areal zählt neben dem früheren Mühlengebäude ein Produktionskomplex mit Hallen und einem Nebengebäude.
Wie das Ehepaar in seiner Präsentation erläuterte, absolviere es derzeit eine Ausbildung zum Landwirt im Nebenerwerb. Denn die beiden wollen in der Kettenmühle einen landwirtschaftlichen Betrieb einrichten, der nach ökologischen Gesichtspunkten wirtschaftet. So wolle man unter anderem Galloway- und Robustrinder halten. Die beiden Investoren planen, in der Kettenmühle einen Hofladen einzurichten, in dem man auch Produkte anderer Erzeuger kaufen können soll. Außerdem will man in einem Hofcafé Gäste bewirten.
Das geplante Therapiezentrum soll unter anderem eine tiergestützte Therapie und Logopädie umfassen. Helen Kaufmann betonte, dass tiergestützte Therapie „mehr als Streicheln“ bedeute. Diese könne bei psychiatrischen, psychisch/neurotischen und neurologischen Erkrankungen und seelischen oder geistigen Behinderungen helfen. „Hier sind Kooperationen möglich mit Altenheimen, Förderschulen, Kinderheim und Hospiz“, sagte Helen Kaufmann.
Das Mühlengelände umfasst eine Fläche von rund 1,3 Hektar. Das Ehepaar Kaufmann will zunächst nur einen Teil davon der Stadt Buchen abkaufen und weitere Flächen pachten. Die Eheleute wollen zunächst das Mühlengebäude entkernen und komplett sanieren. Dort sollen eine Wohnung und Räume für das Therapieangebot entstehen. Im nächsten Ausbauschritt wollen Nico und Helen Kaufmann die Produktionshalle renovieren. In dieser lagert zurzeit der Bauhof Material. Ab dem Jahr 2026 will man diese vermieten.
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