Schützenmarkt - Die meisten Schausteller haben zwei Jahre Corona-Pause hinter sich und starteten dieses Jahr in eine neue Saison. Wie es ihnen damit geht

Buchen: „Schausteller ist kein Beruf, sondern eine Art zu leben“

Von 
Leon Manz
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Ricardo Galle ist Schausteller in fünfter Generation. Sein „Pusher Palace“ hat er mit den neuesten Spielautomaten aus Belgien ausgestattet. © Leon Manz

Buchen. Im Rahmen des Schützenmarktes wird sich der Musterplatz am Samstag wieder mit zahlreichen Besuchern füllen. Nachdem im vergangenen Jahr mit dem „Schützenmarkt-light“ eine abgespeckte Version des Volksfests stattfand, wird dieses Jahr wieder das volle Repertoire aufgefahren.

Ricardo Galle schlägt dieses Wochenende bereits das vierte Mal auf dem Schützenmarkt sein „Pusher Palace“, ein Paradies für alle Zockerfreunde, auf. Nach zwei Jahren Corona-Pause lief die Volksfestsaison im März diesen Jahres wieder so richtig an. „Die letzten beiden Jahre waren hart“, erzählt Galle. Er musste sich zwei Jahre lang mit Reserven und Gelegenheitsjobs, wie Transportfahrten, über Wasser halten. „Die Staatshilfen klangen gut, waren es aber nicht“, berichtet er. Aufgeben aber kam für ihn, wie für viele andere auch, nicht in Frage. „Schausteller zu sein ist kein Beruf, sondern eine Art zu leben“, fügt er an. Trotz der Umstände mussten Investitionen in die Instandhaltung und neue Spielautomaten gesteckt werden.

Ehepaar Goldbach besitzt neben ihrem Ringewerfen noch einen Crêpestand. © Leon Manz

In diesem Jahr standen für ihn schon mehr als zehn Märkte an, und nach dem Buchener Schützenmarkt folgt noch eines der größten Volksfeste Deutschlands – der Cannstatter Wasen. Auch die Winterzeit wird nicht ungenutzt gelassen. Um die Weihnachtszeit folgt dann für Galle der Cranger Weihnachtsmarkt. Er ist seit seinem 17. Lebensjahr selbstständig und bereits in der fünften Generation Schausteller. Seine Familie setzt schon immer auf Spielautomaten. „Mein Großvater war der erste in Deutschland mit Münzschieberautomaten“, erzählt Galle stolz.

In diesem Jahr läuft es besser

Auf den Schützenmarkt in diesem Jahr blickt er mit großer Freude. Seine Erfahrungen aus diesem Jahr zeigen, dass es besser läuft als vor der Pandemie. Die Menschen haben gemerkt, wie wertvoll die Geselligkeit eines Volksfests ist und haben es vermisst. Daher erwartet er auch in Buchen große Euphorie bei den Besuchern.

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Auch das Ehepaar Goldbach, das mit ihrem Ringwerfen zu den Urgesteinen auf dem Buchener Schützenmarkt zählt, ist wieder mit von der Partie. Bereits das 30. Mal haben sie ihre Attraktion in der Mitte des Musterplatzes aufgestellt. Thorsten und Jessica Goldbach kamen besser durch die Pandemie als andere Schausteller, da sie noch ein weiteres Standbein, einen Crêpestand, haben. Mit diesem zogen sie in den vergangenen beiden Jahren durchs Land und freuten sich über einige Kunden, die ihnen die Treue halten. Die Corona-Pandemie sei für viele Schausteller aber nicht nur eine umsatztechnische, sondern auch eine emotionale Belastung, merkt Jessica Goldbach an. Dazu kam, dass sie 2021 die Möglichkeit hatten, an der kleineren Version des Schützenmarktes in Buchen teilzunehmen.

Mitarbeiter sind abgewandert

„Kaum jemand hat aufgegeben“, erzählt Goldbach. Aber einige hätten ihre Lebensversicherung und somit ihre Altersvorsorge veräußern müssen. Außerdem seien viele Mitarbeiter in andere Gewerbe abgewandert, und manche Fahrgeschäfte könnten somit gar nicht mehr aufgebaut werden, da das nötige Personal fehle.

Dass sie dieses Jahr nun wieder Teil des normalen Buchener Schützenmarkts sind, freut die beiden ungemein. „In Buchen sind wir immer gerne, hier ist es so familiär“, schwärmen die beiden von ihrem aktuellen Stellplatz. Man werde beim Bäcker schon erkannt und könne viele Kinder über die Jahre beim Aufwachsen beobachten.

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