Buchen. Die 578. Buchener Faschenacht ist eröffnet. Traditionell hat sie am 11.11. um 11.11 Uhr mit dem Eid der Elferräte begonnen. Zuvor zogen diese in ihren Schlafgewändern durch die Stadt und entrichteten ihren Mietzins fürs Zunfthaus an den Bürgermeister.
Nasskalt war es am Montagmorgen im Buchener Städtle. Doch als sich die zunächst noch sehr verschlafenen Elferräte zu den noch etwas schrägen Klängen einer Krachkapelle vom Zunfthaus durch die Markstraße gen Altes Rathaus schleppten und später im Museumshof ihren Eide für die „578. Buchemer Faschenacht“ ablegten – da wurde es vielen Leuten warm ums Herz: Hach! Buchen und Fastnacht – das gehört einfach zusammen. Hier werden Traditionen gelebt und gefeiert.
Interessantes und Wissenswertes zur Faschenachtseröffnung in Buchen
In Buchen hat sich der 11.11. als Starttermin der Fastnachtskampagne etabliert.
Vor dem Zweiten Weltkrieg kam man da zusammen, um die Organisation der Kampagne zu besprech und Funktionsträger zu benennen.
Nach dem Krieg zogen die Mitglieder der Narrhalla vor das Alte Rathaus. Dort wurde die Narrenfreiheit vorgelesen.
Dieser Ablauf ändert sich erst wieder 1989 und ist bis heute gleich: In jenem Jahr überließ die Stadt der Narrhalla das Zunfthaus.
Hier werden die Narren um 10.30 Uhr geweckt, tippeln in ihren Schlafhemden zum Alten Rathaus und entrichten dort dem Bürgermeister den Pachtzins – in Form ihrer kleinsten Münze und einer Martinsgans.
Dann ziehen die Räte in den Museumshof. Dort leisten sie den Narreneid und bestätigen diesen mit dem Bleckerkuss. Anschließend erklingt aus der Drehorgel erstmals der „Kerl wach uff“.
Das Grünkernsuppe-Essen im Alten Rathaus schließt sich an.
Am Narrenbrunnen geht es seit 1998 weiter: Dort ziehen die Elferräte hin, denn es fließt dort am 11.11. aus einer speziellen Röhre Rotwein statt Wasser .
Der Brauch des 11.11. wurde vor allem aus dem rheinischen Karneval übernommen. Puristen der schwäbisch-alemannischen Fasnet lehnen das Datum ab. mf
Doch bei aller Tradition erlebte die Fastnacht am Montag aber ein Novum: Hunderte, ja, wirklich hunderte Kinder aus den Schulen und Kindergärten Buchens hatten sich in der Stadt eingefunden, um die Eröffnung zu verfolgen. Staunende Gesichter begleiteten den Marsch der Räte durch die Stadt und die Zeremonie des Eids im Museumshof. Es war ein wundervoller Anblick. Aufgrund der vielen, vielen Kinder reichten die Bretzeln nicht, die vor dem Alten Rathaus traditionsgemäß verteilt werden. Doch bei so vielen begeisterten Kindern blieb den aktiven Fastnachtern der FG „Narrhalla“ nur der eine Schluss: Wenn die Bretze nedd lange, isses der Faschenacht um die Zukunft nedd bange. In frühen Jahren wir die Begeisterung fürs Brauchtum geweckt!
Ein fremder Bekannter
Aber was war denn das? Von Anfang bis Ende – ja sogar beim Eidablegen – war der „Dürmer Herzlis-Alis“ mit von der Partie. Ein Überläufer? Die Walldürner Traditionsfigur frönt der Buchemer Faschenacht? „Nein, nein, kein Überläufer“, beschwichtigte der auf FN-Nachfrage und stellte klar: „Meine Anwesenheit ist ein Zeichen meines guten Verhältnisses zu den Buchenern – schon 40 Jahre lang.“ In Walldürn können sie also beruhigt sein und die „Narrhalla“ muss nicht noch eine neue Traditionsfigur in ihre Faschenacht einbauen…
Ansonsten war alles wie immer: Bürgermeister Roland Burger reimte keck und hielt die Martinsgans (sie hörte in diesem Jahr auf den Namen Waltraud) beherzt in seinen Armen, die Räte sprachen den Eid fehlfrei, das „hinne houch“ schallte kernig durch den Museumshof, die Suppe und der Wein haben geschmeckt. Durchs Programm führte an diesem Montag der stellvertretende Vorsitzende der FG „Narrhalla“, Uwe Ristl, für den krankheitsbedingt verhinderten Vorsitzenden Herbert Schwing.
... und alle singen mit
Zwar hörte sich die alte Drehorgel, die erstmals in jeder Kampagne den „Kerl wach uff“ anstimmt, noch etwas „verknarzt“ an, doch das störte nicht, denn: Es war ein Ohrenschmaus, wie die vielen Kinder im Museumshof die Buchener Faschenachts-Hymne mitträllerten…, die übrigens später am Nachmittag noch mehrmals in der Stadt zu hören war. Die Faschenacht ist wieder da!
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