Matinee - Junge Kammerphilharmonie Rhein-Neckar überzeugte ihr Publikum in der Stadthalle

„Buchen in Concert”: Kompositionen voller Lebenslust

Von 
Adrian Brosch
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Die Musikerinnen und Musiker der Jungen Kammerphilharmonie Rhein-Neckar spielten am Sonntag in der Stadthalle. © Adrian Brosch

Buchen. Größere Konzerte in der Corona-Pandemie: Funktioniert das? Wenn man sich an gewisse Regeln hält: durchaus. Das bewies am Sonntag die Matinee mit der Jungen Kammerphilharmonie Rhein-Neckar, die in der Buchener Stadthalle unter Leitung ihres charismatischen Dirigenten Thomas Kalb eine gefällige Auswahl aus dem Schaffen der Herren Antonio Vivaldi, Robert Schumann und Richard Strauss präsentierte. Das Konzert war Bestandteil der Reihe „Buchen in Concert“.

Nach kurzer Einstimmung durch den ungemein dynamisch am Taktstock brillierenden Thomas Kalb griff das junge Ensemble zu seinen Instrumenten und erfreute mit dem in drei Teile gegliederten „Concerto grosso d-Moll op.3 Nr. 11“ nach Antonio Vivaldi. Anmutige Kompositionen voller Lebenslust, Leichtigkeit und Wärme nahmen das geneigte Publikum mit auf eine wahre Traumreise. Die Zuhörer konnten dabei die Augen schließen und ihren Gedanken freien Lauf lassen. Als Solisten überzeugten die Violinistinnen Tabea Kalb und Julia Frisch sowie David Rheinert am Violoncello auf ganzer Linie. Das an ihren Instrumenten dargebotene Können war schlichtweg ergreifend.

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Das galt auch für Robert Schumanns „Konzert für Violoncello und Orchester op.129“ in a-Moll, das Thomas Kalb auf behutsame Weise für ein Streichorchester arrangiert hatte. Auch hier begeisterten die drei Teile des Werks – „nicht zu schnell“, „langsam“ und „sehr lebhaft“ – die Zuhörer, rissen mit, luden zum Schwärmen ein und gingen unter die Haut. Musikalisch zeigten sich die jungen Musiker in Bestform: Jeder Ton saß, jeder Takt wurde auf fulminante Weise mit Leben erfüllt. Das Zuhören gestaltete sich als echter Genuss und wurde durch die gute Akustik der Stadthalle wirkungsvoll abgerundet.

Sollte jemand das rund zweistündige Konzert bereits in der Pause verlassen haben, er hätte es spätestens bei den „Metamorphosen für 33 Solostreicher“ nach Richard Strauss bitter bereut. Auf eindrückliche Weise brachten die Instrumentalisten diese monumentale, 1943 als Lebensrückblick des damals bereits 79-jährigen Strauss und Auseinandersetzung mit seiner durchaus nicht ganz unberechtigten Sorge über den drohenden Niedergang der Kultur in Wort, Bild und Klang angelegte, Komposition zu Gehör. Als Zuhörer fand man sich wieder zwischen Melancholie und Sturmflut, zwischen Himmel und Erde, zwischen mystischem Schwermut und druckvoller Stärke. Mit viel Feingefühl interpretierten die Musiker das äußerst anspruchsvolle Stück.

Überhaupt bewies das Orchester auf höchstem Niveau, dass die einzelnen Instrumente keinesfalls miteinander konkurrieren. Sie ergänzten sich viel mehr gegenseitig und schufen eine getragene, vielfältige Klangwelt von beeindruckender Tiefe – polarisierten vielleicht auch hier und da, wenn man es emotional zuließ, und setzten Gefühle frei, für die das gesprochene Wort nicht immer ausreicht.

Zeitlose Werke

Auf der Bühne der Stadthalle bewies die Junge Kammerphilharmonie einmal mehr die Zeitlosigkeit der aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammenden, damals durchaus als Popular- und Unterhaltungsmusik definierten Komposition.

Dabei schob sich unbewusst, aber vielleicht doch mahnend eine große Frage in den Raum: Traut man obgleich auch heute durchaus vorhandener musikalischer Qualität einem beliebigen aktuellen Poptitel zu, dass er in rund 300 Jahren noch immer Generationen erfreut und verbindet?

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