Kriminalität

Buchen: Diebe machen auch vor den Friedhofstoren nicht Halt

Auch auf Friedhöfen wird geklaut: Immer wieder entwenden Diebe Blumen und Gegenstände aus Metall von Gräbern. Wegen der geringen Schadenshöhe melden die Betroffenen die Delikte aber selten bei der Polizei.

Von 
Martin Bernhard
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Grablampen, Weihwasserbehälter aber auch Blumen werden immer wieder auf dem Friedhof entwendet. Oft überwiegt der emotionale Schaden den finanziellen Verlust. © Martin Bernhard

Buchen. Der Schreck fährt der 84-jährigen Buchenerin in die Glieder: Alle frisch gesetzten Stiefmütterchen-Pflanzen auf ihrem Familiengrab sind weg. Zunächst vermutet sie, dass Wühlmäuse diese Untat verübt hätten. Doch bei näherem Hinschauen stellt sich heraus, dass die Pflanzen von menschlicher Hand ausgegraben worden waren. Vermutlich hat der Dieb diese auf einem anderen Grab oder im heimischen Garten eingepflanzt. Nur einige Gräber von diesem Tatort entfernt waren wenige Monate zuvor mehrere dekorative Metallkugeln von einem Grab entwendet worden. „Die sind irgendwo in einem Garten gelandet“, vermutet die Inhaberin des Grabes. Einem über 80-jährigen Buchener ist kurz vor Allerheiligen die Grablaterne vom Grab entwendet worden.

Missachtung der Totenwürde

Den Bestohlenen kommt es weniger auf den Wert der gestohlenen Gegenstände an als vielmehr auf die Pietätlosigkeit der Täter. „Ich finde es entsetzlich, dass die Leute die Würde der Toten nicht achten“, sagt eine der Betroffenen. Sie hat genauso wie die anderen Geschädigten den Diebstahl nicht bei der Polizei gemeldet.

Bernd Röckel von der Buchener Gärtnerei Röckel-Kaletta sind Fälle von Blumendiebstahl auf Friedhöfen vereinzelt bekannt. So sei vor einiger Zeit ein von ihm gesetzter Contoneaster von einem Grab in Seckach gestohlen worden.

Harald Haug ist Pressesprecher der „Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner“, in der 365 Gärtnereien aus Baden Mitglied sind. Haug hält Diebstähle auf Friedhöfen für „ärgerlich und pietätlos“. Beim Diebstahl von Blumen auf Friedhöfen handele es sich um Einzelfälle. Beim Entwenden von Gegenständen aus Metall, zum Beispiel von Kreuzen, Laternen und Weihwasserbehältern, seien zuweilen organisierte Banden im Einsatz. „Die räumen ganze Friedhöfe leer“, sagt Haug. „Davon sind nicht nur Großstädte, sondern auch ländliche Kommunen betroffen.“

Manche Gärtner würden die von ihnen bepflanzten Gräber fotografieren, um ihre Kunden bei einem möglichen Blumendiebstahl beweisen zu können, dass sie ihre Arbeit ordentlich verrichtet hätten.

Nach Angaben von Simone Schölch von der Stadt Buchen sind bei der Stadtverwaltung nur vereinzelt Meldungen über Diebstähle auf Friedhöfen eingegangen. Meist seien Metallgegenstände wie Laternen oder Weihwasserbehältnisse entwendet worden.

Wenig gemeldete Fälle

Die Statistik des Polizeipräsidiums Heilbronn bestätigt die Aussage von Schölch. So wurde in den vergangenen zwölf Monaten im Neckar-Odenwald-Kreis der Polizei kein Diebstahl auf einem Friedhof gemeldet. Dagegen stehen für den Main-Tauber-Kreis, den Hohenlohe-Kreis und den Stadtkreis Heilbronn jeweils ein Fall in der Polizeistatistik, für den Landkreis Heilbronn drei Fälle. Daniel Fessler von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Heilbronn empfiehlt Geschädigten, den Diebstahl anzuzeigen, auch wenn die Schadenshöhe vergleichsweise gering ist. „Es ist immer gut, wenn man eine Straftat anzeigt“, sagt er auf FN-Anfrage. Nur dann fänden diese Untaten Eingang in die Polizeistatistik. Diese bilde die Grundlage dafür, wie viel Personal am jeweiligen Ort eingesetzt werde.

Die Blumendiebe machen allerdings nicht an den Friedhofsmauern Halt. Meluccia Faulisi-Damigello, Inhaberin der Eisdiele „Riviera“ in der Amtsstraße, beobachtete im Sommer gemeinsam mit ihrem Mann Franco einen aus ihrer Sicht ungeheuerlichen Vorfall. Eine ältere Dame, die mit Rollator unterwegs war, stahl Blumen aus Bepflanzungen der Stadt in der Amtsstraße. „Was machen Sie denn da?“, hätten sie der Dame zugerufen. Daraufhin sei diese weitergegangen. Franco folgte ihr und wurde Zeuge davon, wie die Seniorin, nur wenige Meter entfernt, im Bereich der Sparkasse, weitere Blumen stahl. Nach den Worten von Simone Schölch kommen Blumendiebstähle in öffentlichen Anlagen selten vor.

Redaktion

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