Buchen.. Unter ein treffenderes Motto hätte Schulleiter Christof Kieser seine Rede anlässlich der Abiturfeier der Helene-Weber-Schule gestern Abend in der Buchener Stadthalle nicht stellen können: Eloquent wie immer verglich er den Weg durch die Schule mit Gang der Fußball-Nationalmannschaft durchs EM-Turnier – von der Gruppenphase bis ins Finale. Der große Unterschied zu den Fußballern ist nur der: Die Abiturientinnen und Abiturient haben nicht nur schon den Weg ins Endspiel erreicht, sondern mit dem erfolgreichen Abschluss ihrer Allgemeinen Hochschulreife dieses auch schon gewonnen, empfand Kieser.
In der Schule seien die Abiturienten zu Persönlichkeiten gereift, die in der Lage seien, Probleme in der Diskussion zu analysieren, Ziele abzuwägen und Lösungswege zu entwickeln, sagte Kieser und fügte wörtlich an: „Unsere Gesellschaft benötigt mehr denn je junge und reife Menschen, die bereit sind, sich zu engagieren, die bereit sind anzupacken, die ein Gespür für das gesellschaftliche Zusammenleben entwickeln und die bereit sind, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.“
Zu viele? Von wegen!
„Willkommen im Klub der Zuvielen!“ Mit diesen launigen Worten begrüßte Dr. Björn-Christian Kleih die Schülerinnen und Schüler. Der erste Landesbeamte des Neckar-Odenwald-Kreises als Träger der Helene-Weber-Schule erläuterte redegewandt seine steile These; im Kaiserreich beginnend bis heute. Juristen, ja, Beamte, ja, die gebe es vielleicht zu viele – aber Abiturienten? Kleih kam zu dem Schluss: „Abiturienten sind nur dann zu viel, wenn sie sich verhalten, wie im 19. und 20. Jahrhundert, indem sie dachten, sie hätten einen Freifahrtschein für alles und vermehrt als Besserwisser auftraten.“ Zu den aktuellen Abiturienten gerichtet sagte er: „Sie sind einfach zu abgeklärt, um nicht zu wissen, dass sie stets nach vorne schauen müssen – und werden.“
Inhaltlich ansprechend und künstlerisch anspruchsvoll war die Rede der Scheffelpreisträgerin Alexa Früh. Im Stil des „Poetry Slam“, also auch immer wieder in kesser Reimform, erörterte sie, auf das Zeugnis zeigend, die Frage: Warum stehe ich hier? Nur für dieses Stück Papier? Nein, war ihr klares Fazit. Auch durch die Tatsache, dass man lernen musste, mit dem Notendruck umzugehen seien sie und ihre Mitschülerinnen während ihrer Schulzeit in ihrer jeweiligen Persönlichkeiten gereift. „Durchhaltevermögen, Angst vorm Versagen und den Umgang mit Stress - das haben wir gelernt.“ Dafür dankte sie im Namen ihrer Mitschülerinnen und -schüler dem Lehrerteam. Erschwerend kam bei diesem Abitur 2024 hinzu, dass es das erste nach dem neuen Bildungsplan war. Vielleicht hatte sich auch deshalb die Schülerzahl während der letzten drei Jahre halbiert. Alexa Früh gab zu, dass sie überlegt hatte, ihre Rede von Chat-GPT schreiben zu lassen. Sie hat das nicht gemacht. Gut so!
Dankbarkeit, Herz und Liebe
Nachdem Silvia Pflüger in ihrer Funktion als Elternbeiratsvorsitzende darauf hingewiesen hatte, dass zwar jetzt das richtige Leben erst losgehen, aber man sich dort auch von Dankbarkeit, Herz und Liebe tragen lassen könne (Attribute, die in der Gesellschaft immer mehr abhandenkommen), erhielten die Absolventen aus den Händen von Schulleiter Kieser und ihren Tutoren Marion Hinninger, André Klinger und Christoph Ackermann ihre Zeugnisse; beim Gang auf die Bühne wurden sie von einem individuell ausgesuchten Musikstück begleitet. Das fetzte.
Dann folge der interne Teil der HWS-Abifeier. Und der war am Ende „völlig losgelöst“ – womit wir wieder bei der Fußball-EM wären.
Mitwirkende
Musikkurs SG J1 mit „Mamma Mia“ von Abba.
Zwei musikalische Einlagen von Stefanie Jakel.
„Video games“ von Lana Del Rey wurde gesungen von Hanna Summ, am Flügel begleitet von Nele Leuchs.
Moderation: Veronika-Maria Siebert.
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