Bürgermeisterwahl am 28. November - Herausforderer Felix Pflüger spricht im FN-Interview über seine Pläne, wenn er am 28. November gewählt würde

Buchen: Darum will Felix Pflüger Stadtoberhaupt werden

Vor zweieinhalb Wochen hat der 27-jährige Felix Pflüger seine Bewerbung für die Bürgermeisterwahl in Buchen am 28. November eingereicht. Im FN-Interview spricht er nun über seine Ziele und Vorstellungen.

Von 
Michael Fürst
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Vom Wartturm aus hat auch Felix Pflüger einen schönen Blick auf Buchen. Doch der 27-Jährige möchte nicht in Ruhe verweilen, sondern die Zukunft der Stadt gestalten. Deshalb kandidiert er für das Amt des Bürgermeisters. © Jonathan R. Kirchgeßner

Buchen. Herr Pflüger, wer oder was hat Sie ermutigt, als Bürgermeister für die Stadt Buchen zu kandidieren?

Felix Pflüger: Der Wunsch, frischen Wind in das Buchener Leben zu bringen, war von Anfang an ausschlaggebend. Die Tatsache, dass eine Wahl keine wirkliche Wahl ist, wenn man nur ja oder nein zu einem Kandidaten sagen kann, hat mich dann letztlich dazu bewegt, wirklich den Hut in den Ring zu werfen.

Weshalb ist es ein toller Job, in Buchen Bürgermeister zu sein?

Pflüger: Mit seiner Größe und Struktur bietet Buchen auf der einen Seite Nähe und Intimität – man kennt sich und sagt sich auf der Straße „hallo“. Allerdings ist das Mittelzentrum bereits so groß, dass auch Menschen im Stadtleben untergehen und die Arbeit an der Verwaltungsspitze kein Zuckerschlecken ist. Die Kombination aus diesen Herausforderungen und Voraussetzungen macht den Job für mich attraktiv.

In den vergangenen Jahren ist bei vielen Kommunalwahlen die Tendenz zu erkennen, dass eher Amtsinhaber abgewählt als Bewerber gewählt werden. Hoffen Sie auch in Buchen auf diesen Effekt? Ihr Konkurrent ist seit 16 Jahren im Amt.

Pflüger: Zunächst erhoffe ich mir natürlich eine Steigerung der Wahlbeteiligung durch den nun vorhandenen Wettbewerb. Mit meinem relativ klar formulierten Programm und den früh verdeutlichten Inhalten habe ich aber auch klar gemacht, dass ich mehr als ein bloßer „Protestkandidat“ bin – ob sich also dieser Effekt zeigt, werden die Buchenerinnen und Buchener an der Wahlurne entscheiden.

Zur Person

1994 in Buchen geboren, 2013 Abi am BGB, 2013/2014 FSJ in Lille, 2014 bis 2017 Bachelor of Science Umweltmanagement an der Justus-Liebig-Universität Gießen, 2017 bis 2021 Master of Science Umweltwissenschaften in Gießen, mittlerweile wohnhaft in Marburg. Seit Oktober zusätzlich Studium der Soziologie an der Philipps-Universität in Marburg.

Seit Dezember 2020 halbtags tätig für den Abwasserwirtschaftsverband DWA in Mainz, Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland. Seit Januar 2018 journalistisch tätig als freier Mitarbeiter beim Gießener Anzeiger.

Von 2014 bis 2020 Mitglied des Buchener Gemeinderates, zunächst parteilos auf der SPD-Liste, dann für die Linke im Bündnis für Buchen.

Mitglied in zahlreichen Buchener Vereinen.

Instagram: bgm_pflueger

Facebook: www.facebook.com/FelixPfluegerBGM/

Homepage: www.bgmpflueger.wordpress.com

Sie haben zum Start Ihres „Wahlkampfes“ die Ökologie in den Vordergrund gestellt. Welche konkrete Maßnahmen stellen Sie sich für Buchen vor?

Pflüger: Umweltschutz ist eine globale Mammutaufgabe, die lokal beginnt. Hier gibt es viel zu tun, zum Beispiel beim Thema Verkehr: Auf dem Land ist vielerorts ein Auto nötig, um ein Mindestmaß an Mobilität zu erhalten. Deshalb müssen Car-Sharing-Projekte, also das Teilen eines Fahrzeugs, gefördert werden. Zusätzlich müssen wir gemeinsam mit den Verkehrsverbünden schauen, wie auch die „Öffis“ attraktiver gestaltet werden können – zum Beispiel durch Ruftaxistationen mit Bedarfserfassung. Das Ziel müssen weniger Autos auf den Straßen sein. Hier hilft auch der kräftigere Ausbau von Radwegen. Neben dem Verkehr gibt es natürlich noch andere Baustellen. So müssen wir die Versiegelung wertvoller Flächen stark zurückfahren, Grünflächen ökologischer bewirtschaften und den Waldbau eher an ökologischen Zielen, als an ökonomischen, orientieren.

Welche weiteren Projekte sehen Sie am dringlichsten?

Pflüger: Neben der Ökologie sind Gerechtigkeit und Transparenz meine zwei Hauptprogrammpunkte. Für erstere muss im Sinne einer Generationengerechtigkeit unbedingt eine bessere Vertretung der Interessen jüngerer Menschen garantiert werden, beispielsweise durch ein Jugendzentrum oder einen Jugendgemeinderat. Außerdem müssen Menschen mit wenig Einkommen durch einen Buchen-Pass günstiger an städtische Angebote, wie Musikschule, Schwimmbad oder Kulturveranstaltungen, teilhaben können. Des Weiteren muss wieder mehr Geld in die Integration von Menschen anderer Herkunft investiert werden, um ihnen eine gerechte Chance des Zusammenlebens bieten zu können. Beim Thema Transparenz muss eine höhere Bürgerbeteiligung her, um Entscheidungen der Verwaltung nachvollziehbarer zu machen, beispielsweise durch Bürgerräte oder Stadtteilarbeit. Auch müssen Beschlüsse im Gemeinderat wieder diskutiert werden und nicht nur detailliert ausgearbeitete Anträge „abgenickt“.

Amtsinhaber und Wahlkonkurrent Roland Burger hat die Stadtentwicklung immer sehr weit in den Vordergrund gerückt. Sehen auch Sie die Zukunft der Stadt dadurch gesichert, Wohnraum für Familien zu schaffen?

Pflüger: Wohnraum ist nur „die halbe Miete“. Damit sich junge Menschen in Buchen wohlfühlen, muss sich die Stadt auch in anderen Bereichen moderner aufstellen und attraktiver werden. Zudem wird hauptsächlich Wohneigentum geschaffen und gefördert. Mietbarer Wohnraum zu günstigeren Preisen ist aber ebenso wichtig, um auch finanziell schwächeren Mitbürgern in Buchen eine Chance zu geben.

Sie treten parteilos an. Glauben Sie, dass es Ihnen deshalb schwerer fallen würde, Mehrheiten im Gemeinderat zu generieren?

Pflüger: Gerade die Tatsache, dass ich mich als parteiloser Bürgermeister politisch von der stärksten Fraktion, der CDU, unterscheide, bietet Chancen zu wirklichen Diskussionen und einer besseren Debattenkultur. Ich glaube deshalb, dass sich nichtsdestotrotz in Sachfragen und ohne Parteischeuklappen Mehrheiten finden ließen.

Der Bürgermeister von Buchen wird am Sonntag, 28. November, ...

Der Bürgermeister von Buchen wird am Sonntag, 28. November, gewählt. Noch bis Dienstag, 2. November, kann man sich für die Wahl bewerben. Da es mit Amtsin haber Roland Burger und Felix Pflüger im Moment mindestens zwei Bewerber gibt, wird es vermut

Was würden Sie für ein Stadtoberhaupt für die Bürger Buchens sein?

Pflüger: Ich habe den Anspruch, möglichst gemeinsam mit den Bürgern zu arbeiten. Zuzuhören und die Menschen ihre eigene Stadt gestalten zu lassen, wären für mich die wichtigsten Aspekte – nicht hier der Bürgermeister und dort die Buchener, sondern zusammen für die Stadt.

Was wären Sie für ein Chef für die Mitarbeiter der Buchener Stadtverwaltung?

Pflüger: Das Gleiche gilt natürlich auch für die Mitarbeitenden: Jeden mit seinen Stärken wahrzunehmen und sich einbringen zu lassen und nicht unnötig Hierarchien aufzubauen, wäre auch hier mein Anspruch.

Wie sieht Ihr weiterer Wahlkampf aus? Wann sind sie wieder in Buchen?

Pflüger: Nach der stressigen Zeit des Wahlkampfstarts und des Studienbeginns parallel zur Arbeit werde ich kommendes Wochenende eine Auszeit im tschechischen Prag nehmen. Anschließend werde ich immer über die Wochenenden bis zu Wahl in Buchen präsent sein – egal, ob zum Flyer verteilen, Plakate aufhängen oder um bei Vorstellungen und Kundgebungen den Bürgern Rede und Antwort zu stehen. Unterstützt werde ich dabei von zahlreichen Freunden, Bekannten und meiner Familie. Mein ganzer Wahlkampf ist komplett unabhängig von Parteien oder Listen, deshalb gibt es viel zu tun. Welche Schritte als nächstes anstehen, werde ich auch immer über meine Homepage und diverse Social-Media-Dienste bekannt geben.

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion

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