Amorbach/Buchen. Eigentlich haben Gabriela, David, Jakob und Patrick gerade Pfingstferien. Und dennoch sind die vier Schüler am Montag früh aufgestanden und nach Amorbach gekommen. Dort hatte sich mit Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) nämlich hoher Besuch in der Villa Schulz, dem Sitz der Joachim und Susanne Schulz Stiftung, angekündigt.
Die vier Schüler gehen in ihrer Freizeit ihren naturwissenschaftlichen und technischen Interessen nach. Dafür besuchen sie das Schülerforschungszentrum, das die Stiftung in Amorbach errichtet hat. Das Ziel der Stiftung ist es, die sogenannten MINT-Fächer – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – zu fördern. In den vergangenen Jahren wurde bereits vieles umgesetzt, wie beispielsweise der „Smart Pfad Odenwald“ und das Clusterprojekt „MINTimOdenwald“, das in Zusammenarbeit mit der Firma OKW aus Buchen und der Gemeinde Mudau entstanden ist und vom Ministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.
Das Interesse an Berufen sinkt
Beim Rundgang zeigten die Schüler der Ministerin ihre „Forscherwerkstatt“. Dort können sie ausprobieren und entdecken. Ein Schüler arbeitet beispielsweise gerade an Schachfiguren, die aus Holz gedrechselt werden. Andere haben das Löten oder Lasern für sich entdeckt. Bettina Stark-Watzinger zeigte sich sichtlich begeistert von den Projekten der Kinder und Jugendlichen, die teilweise den weiten Weg aus Schefflenz auf sich nehmen, um im Schülerforschungszentrum ihren Interessen nachzugehen.
Im sich anschließenden Podiumsgespräch diskutierte die Bildungsministerin mit regionalen Vertretern aus Bildung, Wirtschaft und Politik über nachhaltige Lösungen gegen den MINT-Fachkräftemangel im ländlichen Raum. „Wir stellen fest, dass das Interesse an MINT-Berufen sinkt“, sagte Nadja Schneider, Prokuristin beim Buchener Unternehmen OKW. Man bange um eine wichtige Ressource – die Fachkräfte. „Wie schaffen wir es, mehr junge Menschen für den MINT-Bereich zu begeistern?“, stellte sie in den Raum. „Wir brauchen ein Umdenken in unserer Gesellschaft“, entgegnete die Bundesbildungsministerin darauf. Man müsse von dem Gedanken wegkommen, dass das Studium alles sei. Die Kinder müssten schon so früh wie möglich an die MINT-Berufe herangeführt werden. Projekte wie die der Joachim und Susanne Schulz Stiftung seien dafür ideal. Es sei wichtig, dass man Kräfte bündele und sich gemeinsam dieses Themas annehme. „Zudem haben alle vor uns liegenden Herausforderungen, wie etwa der Klimawandel, etwas mit MINT zu tun“, sagte Bettina Stark-Watzinger.
Die Vertreter aus dem Bereich Bildung, darunter Monika Schwarz, Rektorin des Schulzentrums und geschäftsführende Schulleiterin der Buchener Schulen, sowie Stefan Kempf, Geschäftsführer der Überbetrieblichen Ausbildungsstätte (ÜAB) in Buchen, wollen den Fokus auf mehr Frauen in MINT-Berufen richten. „Wir haben zu wenig weibliche Azubis“, stellte Kempf fest. Man wolle den Schülern niederschwellige Angebote machen, beispielsweise durch eine bessere Zusammenarbeit mit den Überbetrieblichen Ausbildungswerkstätten oder Unternehmen. Man könnte etwa den Technikunterricht in Betriebe in der Region auslagern. „Dafür benötigen wir aber Unterstützung bei der Organisationsstruktur“, appellierte Schwarz.
Es sei wichtig, dass man länderübergreifend zusammenarbeite, sagte Dr. Norbert Rippberger, Bürgermeister der Gemeinde Mudau. Die Kommune unterstützt beispielsweise bei der Mobilität. Sie organisiert den für die Schüler kostenlosen Fahrservice von den Schulen in Buchen zum Kursort.
Sein Amorbacher Kollege Peter Schmitt gab der Bundesbildungsministerin abschließend eine konkrete Hausaufgabe mit auf den Weg nach Berlin: „Wir brauchen für Projekte wie diese eine dauerhafte Förderung.“
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