Boxberg und seine Stadtteile (Teil 9)

Zukunftskonzept für Oberschüpf liegt seit 2022 auf dem Tisch

Dringende Sanierungsmaßnahmen sind beispielsweise im Baugebiet „Sonnenhalde“ nötig - doch bisher hat sich noch nichts getan. Viele Bauplätze bleiben ungenutzt.

Von 
Werner Palmert
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Ortsvorsteher Rainer Preis (Bild) leitet seit 2019 die Geschicke des Stadtteiles Oberschüpf gemeinsam mit den Ortschaftsrätinnen Inge Laboranovitz und Heike Hettinger sowie den Ortschaftsräten Daniel Wilhelmi und Sven Leitl. Das 1895 entworfene Wappen am „Stromhäusle“ weist auf die lange Weinbau-Tradition im Schüpfer Raum hin. © Werner Plamert

Oberschüpf. Der Teilort Oberschüpf mit heute 346 Einwohnern, kam erst im Jahre 1974 im Zuge der Gemeindeverwaltungsreform als letzter Stadtteil zur neuen Stadt Boxberg. Die Ortschaft wird seit dieser Zeit von einem fünfköpfigen Ortschaftsrat geführt zu dessen Vorsteher im Jahre 2019 Rainer Preis gewählt wurde. Die Wiederwahl für weitere fünf Jahre erfolgte bei den Kommunalwahlen im Juni 2024. Gemeinsam mit den beiden Ortschaftsrätinnen Inge Laboranovitz und Heike Hettinger sowie den Ortschaftsräten Daniel Wilhelmi und Sven Leitl will Rainer Preis den Stadtteil weiterentwickeln. Die Grundlage dafür wurde bereits vom Ortschaftsrat in der letzten Legislaturperiode erarbeitet und in einem umfangreichen Zukunfts- und Entwicklungskonzept auch schriftlich fixiert.

Die beiden früher selbständigen Gemeinden Ober- und Unterschüpf zählen zu den geschichtlich ältesten Wohnsiedlungen des Taubergrundes. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 807. Seit jeher spielte der Weinbau im Schüpfer Grund und besonders in den Stadtteilen Ober- und Unterschüpf eine bedeutende Rolle. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfuhr er allerdings einen rapiden Niedergang. Nach der großen Rebenflur-Bereinigung und dem Bau einer Frostschutz-Beregnungsanlage Anfang der 70er Jahre, erlebte der Anbau von Weinreben auch in Oberschüpf eine Renaissance, die sich heute in einer gepflegten Weinbergs-Kulisse in den Lagen „Kailberg“ und „Altenberg“ dem Auge präsentiert. Bewirtschaftet werden die Flächen von der ortsansässigen Winzerfamilie Andreas und Marianne Oehm, die etwa 20 Hektar im Ertrag hat. Die Familie Oehm führt im Ortskern auch den Winzerhof Oehm in dessen Gastraum nach Voranmeldung auch Familienfeiern stattfinden können. Die restlichen Flächen werden vom Weingut Benz bearbeitet, das im benachbarten Beckstein aktuell auf sein 30-jähriges Bestehen in einem der bekanntesten Weinorte des Taubertales, zurückblicken kann. Insgesamt bewirtschaftet die aus der Ortenau stammende Winzerfamilie Hubert und Renate Benz gemeinsam mit Sohn Michael und Lena-Marie Benz rund 100 Hektar Weinberge in den verschiedenen Lagen in Ober- und Unterschüpf, Sachsenflur, Unterbalbach, Königshofen und am Stammsitz in Beckstein. Zum Weingut Benz gehört auch ein Weinhotel. Neben dem Weinbau gibt es in Oberschüpf auch heute noch drei Viehhaltungsbetriebe im Vollerwerb und drei Nebenerwerbslandwirte, die reinen Ackerbau betreiben.

Bereits im Jahre 2022 den Blick in die Zukunft gerichtet

In einem Zukunfts- und Entwicklungskonzept hat der Oberschüpfer Ortschaftsrat bereits im Jahre 2022 den Blick in die Zukunft gerichtet und erforderliche Bau- und Sanierungsmaßnahmen für die Weiterentwicklung, unter ökologischer und nachhaltiger Betrachtung, aufgelistet. „Geschehen ist bisher leider noch nichts“, wie der Ortsvorsteher und sein Stellvertreter, Sven Leitl, im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten bedauerten. Im Baugebiet „Sonnenhalde“ stehen beispielsweise fünf private Bauplätze zur Verfügung. Eine Bebauung scheitere aber an der starken Geländeneigung und an einer Zufahrtsmöglichkeit. Auch im Ortskern, (Bereich Burgwaldstraße/Riedweg Grabengasse/Wehrstraße) sieht Preis noch Möglichkeiten für eine Wohnbebauung. Auch hier befinden sich die Flächen im Privatbesitz. Gerade jetzt sehen der Ortsvorsteher und sein Stellvertreter einen geeigneten Zeitpunkt, um mit den Grundstückseigentümern Kontakt aufzunehmen, denn einzelne baureife Grundstücke, die zur Ortsentwicklung beitragen könnten, seien durchaus noch vorhanden, allerdings teilweise in privater Hand und ohne Bauzwang.

Sanierungsbedarf besteht nach dem vorliegenden Zukunfts- und Entwicklungskonzept in der Sonnenhalde in der Burgwaldstraße in der Grabengasse und im Zeilweg. Besonders bemängelt die Ortsverwaltung den Zustand der Landstraße 579. Der Fahrbahnbelag habe starke Risse und die Einlaufschächte setzten sich. Das Interesse der Bevölkerung an einer Sanierung mit gleichzeitigem Bau eines Gehweges am Ortsausgang Richtung Lengenrieden sei sehr groß. Auf der Liste stehen außerdem die Neugestaltung der Fläche vor dem Schloss, die Sanierung des alten Rathauses (ehemalige Volksbank) und die Sanierung der Toiletten im Kinderhaus. In die Zukunft gerichtet sieht Rainer Preis auch die Schaffung weiterer Bauplätze entlang des Zeilweges bis zum Friedhof als machbar. Durch den Bau eines direkten Parallelweges vom Spielplatz zur Landesstraße, würde der zentrale Ort erhalten und die Sicherung der Hanglage entfallen. Generell strebt die Ortsverwaltung an, im Zeilweg nur noch Pkw-Verkehr zu erlauben. Auch an die Möglichkeit zur Installation von E-Ladestationen für Pkw und Fahrräder dachte das Gremium. Diese könnten am Parkplatz an der Kirche und am Schloss entstehen.

ÖPNV-Angebot ist „verbesserungsfähig“

Mit dem bestehenden Mobilfunknetz lässt es sich in Oberschüpf leben. „Wer den richtigen Anbieter hat, kann nicht klagen. Das veraltete Kabel-BW-Netz ist dagegen eine Katastrophe“, für die Nutzer. Als „absolut verbesserungsfähig“ sieht die Ortsverwaltung das Angebot des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs. „Wer den Schulbus verpasst, hat keine Chance in die umliegenden Städte wie Lauda, Tauberbischofsheim oder Bad Mergentheim zu kommen“. In Richtung Boxberg kann der freiwillige Bürgerfahrdienst „Wir verbinden Boxberg“ (WvB) genutzt werden. „Eine Einrichtung, die in der Bevölkerung sehr geschätzt wird“, wie der Ortsvorsteher anerkennend unterstreicht.

Die Vereinstätigkeit leidet _ wie in andren kleinen Orten auch _ unter Nachwuchsmangel. Früher nahm der TTC Oberschüpf mit mehreren Mannschaften am Spielbetrieb teil, die Mitglieder kamen teilweise von außerhalb. Heute spielt noch eine aktive Mannschaft, die auch den „Bayrischen Abend“ organisiert. Der Verschönerungsverein veranstaltet alljährlich das Sommerfest am alten Schloss und der Frauenverein „Schüpfer Grund“ trifft sich über das ganze Jahr zu unterschiedlichen Aktivitäten.

Auf der Wunschliste des Oberschüpfer Ortschaftsrates steht unter anderem auch der Bau eines Gehweges im Zuge der Landesstraße 579 am Ortsende in Richtung Lengenrieden bis zur Brücke über den Schüpfbach. © Werner Plamert
Das im Jahre 1587 mit Steinen der 1470 zerstörten Burg errichtete Schloss wurde nach einem Brand im Jahre 2009 wieder hergerichtet und kann heute als Vereins- und Dorfgemeinschaftshaus für verschiedene Veranstaltungen der Ortsbevölkerung genutzt werden. © Werner Plamert

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