FN-Interview

Perlen aus Film- und Popkultur

Florian Schmidt-Bartha spricht über das Rosengarten-Konzert in Boxberg

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ferö
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Florian Schmidt-Bartha: Einer der vielseitigsten Cellisten der jüngeren Generation. © Gernot Kaspersetz

Boxberg. Das „Konzert zum Sonnenuntergang am Rosengarten“ in Boxberg ist für den international gefragten Boxberger Cellisten Florian Schmidt-Bartha mehr als nur ein beliebiges „Heimspiel“, wie er den Fränkischen Nachrichten verriet.

Nachdem Ihre Mutter Clarry im Vorjahr beim Rosengarten-Konzert mit dem Javus-Quartett dieses Event ihrem Sohn überantwortet hat: Wie schafft es ein viel beschäftigter Cellist, für die Heimatstadt Boxberg trotz eines vollen Terminkalenders wieder ein so hochkarätiges Konzert wie am Sonntag, den 30. Juli, auf die Beine zu stellen?

Florian Schmidt-Bartha: Das Rosengarten-Konzert ist eine absolute Herzensangelegenheit. Das erste Konzert fand 1998 statt; ich war damals sieben Jahre alt. Es gehört damit zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen und seine inzwischen 25-jährige kontinuierliche Geschichte – mit Ausnahme der beiden Covid-Sommer – machen das Rosengarten-Konzert und seine Organisation zu einem festen Bestandteil in unserem Familienleben. Für mich ist es untrennbar mit meinem Empfinden und Gefühl von Heimat verbunden. Es war für meine Eltern –und ist nun für mich – ein Weg, sich in der Gemeinschaft der Stadt Boxberg einzubringen, zum lokalen gesellschaftlichen Leben beizutragen und auch etwas zurückzugeben. Ich versuche inzwischen bei jeder Gelegenheit, die sich in meinem Kalender bietet, meine Heimat zu besuchen. Und sei es nur auf der Durchreise. Ich würde mich selbst als sehr verwurzelt mit dem Taubertal bezeichnen, daher ist die Organisation des Konzerts eine reine Freude und nicht wegzudenken.

Welche Hindernisse können sich dabei in den Weg stellen?

Schmidt-Bartha: Zunächst wäre da natürlich das Wetter. Wir hatten in den vergangenen zehn Jahren immer Glück, denn die Kulisse im Rathaus-Hof bei untergehender Sonne ist natürlich mit nichts zu vergleichen – auch wenn die Ausweichspielstätte, der Frankendom in Wölchingen, sehr schön ist. Man soll den Teufel ja bekanntlich nicht an die Wand malen und ehrlich gesagt fühle ich mich jetzt ein bisschen schlecht, das überhaupt erwähnt zu haben, aber toi toi toi, hoffen wir auf das Beste. Auch die Terminfindung wurde in den letzten Jahren herausfordernder. Bis zur Pandemie, also 21 Jahre lang, hatte das Rosengarten-Konzert immer einen festen Termin im Veranstaltungskalender der Stadt Boxberg: am vorletzten Samstag im Juli. Im vergangenen Jahr mussten wir zum ersten Mal ausweichen, weil das Javus Quartett an besagtem Tag bereits ein Konzert in Österreich spielte. Zudem ist Boxberg eine sehr lebhafte Gemeinde mit vielen Veranstaltungen, daher muss man gekonnt an anderen Terminen herum navigieren. Dieses Jahr kam hinzu, dass meine Ansprechpartnerin, Frau Bürgermeisterin Beck, sich im Mutterschaftsurlaub befindet. Daher bin ich ihrem Vertreter Steffen Adelmann und insbesondere ihrer Assistentin Lena Meier sehr dankbar für all die Arbeit und Hilfe, um das Konzert zu realisieren. Und mit speziellem Blick auf das diesjährige Konzert: finden Sie mal acht schwer gefragte und beschäftigte Cellisten und Cellistinnen, die alle am selben Wochenende Ende Juli Zeit haben, um für ein Konzert ins Umpfertal zu kommen. Das ist schon ein großer Glücksfall. Und alle sind enge Freunde meinerseits, anders wäre das nicht möglich. Das gibt dem ganzen am Ende noch den familiären Touch.

Ist ein achtköpfiges Cello-Ensemble nicht etwas ganz Besonderes, selbst wenn man an die Programme großer Konzerthäuser studiert?

Schmidt-Bartha: Das stimmt tatsächlich. Vorreiter für diese Besetzung sind natürlich die zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker, die auch das Repertoire enorm erweitert haben durch Auftragskompositionen oder weil sie auch selbst viel für großes Cello-Ensemble arrangiert haben und mit Konzerten und legendären CD-Alben in der ganzen Welt Werbung für diese Besetzung machen. Es ist immer etwas Spezielles, wenn sich viele Cellisten und cellistinnen treffen, um miteinander zu musizieren. Und ich bin mir sicher, das wird auch in Boxberg etwas sehr Besonderes werden.

Was wäre im Konzertprogramm am 30. Juli noch besonders hervorzuheben?

Schmidt-Bartha: Mit Sicherheit die Bachianas Brasileiras des brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos für Cello-Ensemble und Sopran, eines der populärsten Stücke für diese Besetzung. Mit Maria Chabounia holen wir nicht nur eine fantastische junge Sängerin nach Boxberg, die inzwischen in allen großen Opernhäusern Europas zu hören ist, sondern auch sie hat eine Verbindung zum Taubertal: Sie ist Preisträgerin des internationalen Gesangswettbewerbs Debut, welcher alle zwei Jahre in Weikersheim und Bad Mergentheim stattfindet. Aber auch die zweite Programmhälfte beinhaltet ein paar besondere Perlen und Arrangements aus Film- und Popkultur. Zu viel möchte ich allerdings noch nicht verraten.

Wie sehen ihre aktuellen Pläne für die zweite Jahreshälfte 2023 aus?

Schmidt-Bartha: Das Rosengarten-Konzert markiert meinen Saisonabschluss, danach habe ich circa drei Wochen Pause, worauf ich mich sehr freue. Allerdings wird es weniger ein Erholen, als ein Energietanken für die neue Spielzeit, die für mich schon Ende August wieder beginnt mit einem Konzert im Concertgebouw Amsterdam als Solo-Cellist der Bielefelder Philharmoniker. Von dort geht es direkt nach Timisoara/Rumänien zum Kammermusikfestival Eufonia. Kurz darauf im September bin ich eine Woche bei der von Steven Isserlis geleiteten Open Chamber Music Week in Prussia Cove/England, einem malerischen, altehrwürdigen Ort für Musiker in South Cornwall. Das nächste Konzert in der Region spiele ich am 3. Oktober bei den Museumskonzerten im Schloss Bad Mergentheim zusammen mit dem Pianisten Andrei Gologan, mit welchem auch die Aufnahme meines Debüt-Albums für Anfang 2024 geplant ist.

In Boxberg kommt oft ein sehr aufmerksames Publikum zusammen, das ein hochklassiges Angebot gerne annimmt. Spielt für Ihr persönliches Engagement auch eine Rolle, dass Sie Visionen Ihrer Eltern lebendig halten wollen?

Schmidt-Bartha: Absolut. Es war ein sehr schöner und emotionaler Moment, als meine Mutter mir quasi die Verantwortung übertragen hat. Ich bin mit dem Rosengarten-Konzert aufgewachsen und weiß, wie viel es meinen Eltern bedeutet. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie in den ersten Jahren 200 Menschen aus nah und fern anschließend in unserem Garten zusammengekommen sind und miteinander gefeiert haben. Musik kann viele Gesichter haben und Rollen spielen, aber vor allem bringt sie Menschen zusammen. Das war die Idee und der große Wunsch, als mein verstorbener Vater und Alt-Bürgermeister Horst Hollenbach das Konzert vor 25 Jahren ins Leben gerufen haben. Es ist in unserer heutigen Zeit wichtiger denn je. Das wird auch mein Leitgedanke sein und ich hoffe sehr, die Reihe noch lange im Sinne meiner Eltern weiterführen zu können. ferö

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